[2041]
Autograph: Zürich StA, E II 357a, 731f (Beilage ohne Siegel) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 333-334, Nr. 1153 2
[Rat und Bürgermeister von Konstanz] haben schon seit mehr als acht Wochen [Ludwig
Kürnstaller]wahrscheinlich wegen der Türkensteuer und den anderen abzutragenden Anlagen
[d.h. Steuern] zu König Ferdinand gesandt. Nachdem die Herren [von Konstanz]aufgefordert
wurden, den Reichstag zu Worms zu besuchen, haben sie beschlossen, Blarers Vetter Konrad
Zwick, dem dies jedoch widerstrebt, dorthin zu verordnen; die [schmalkaldischen] Verbündeten
werden sich in Worms etwas früher versammeln. Der Kaiser [Karl V.]soll etwas gegen
die Eidgenossen planen; er habe deshalb dem [Kammerprokurator-]Fiskal [Valentin Gottfried]
geschrieben, dieser möge einen Grund zur Anklage finden; da [die Eidgenossen eine
finanzielle Beteiligung an den Reichsangelegenheiten]abgeschlagen haben, werde er die Stände
auf dem kommenden Reichstag dazu bewegen, die Reichsacht gegen sie zu verhängen; er
wird auch Hilfe gegen sie beanspruchen; es besteht die Gefahr, dass man ihm diese zupricht,
wie zuletzt gegen [König Franz I.], als der Kaiser aus einer Privatangelegenheit eine öffentliche
Angelegenheit machte; sollte dies zutreffen, dann ist es um die [Eidgenossenschaft] und
um [Konstanz] geschehen; Gott ist jedoch mächtiger. Es wäre gut, wenn man sich enger
zusammentäte; denn wenn Kaiser und Frankreich sich zu sehr einigen, wird es ernst für [die
Eidgenossenschaft und Konstanz]; solange der Kaiser die Eidgenossen nicht mattgesetzt hat,briefe_vol_14_562 arpa
ist er nicht Herr über Deutschland, da er einen Zusammenschluss zwischen [Konstanz] und
den Eidgenossen zu befürchten hat; deshalb wird er die Hilfe der [Reichs-]Städte und -Stände
gegen die Eidgenossen beanspruchen; [kämen diese ihm entgegen], würden sie sich selbst
schaden, da er im Falle eines Erfolgs alles andere ohne Mühe beanspruchen wird; Gott mache
die Ratschlüsse der Fürsten zunichte; ach, wären die Eidgenossen in der Glaubensfrage einig!
Eben kommt [Ludwig Kürnstaller] aus Wien zurück; er berichtet, dass König [Ferdinand I.]
sich [Konstanz]gegenüber gnädig erwies und [Hans Lochinger], dem [Reichskreisgeneraleinnehmer]
der Anlagen, wie auch dem Fiskal [Valentin Gottfried]geschrieben hat, alle Verfahren
ruhen zu lassen bis auf weiteren Bescheid des Kaisers. Der Gesandte, der auch von den
feindlichen Plänen des Kaisers gegen die Eidgenossen gehört hat, ist der Meinung, dass der
Kaiser dafür keine Unterstützung finden werde; auch [König Franz I.] wird sich ihm dabei
nicht behilflich erweisen. Die [österreichischen] Erblande versprechen 22 Tonnen Gold für
den Türkenzug; in Wien [prophezeit] ein unbedeutender Mensch [...], dass Gott die Stadt dem
Türken übergeben will; doch keiner beachtet ihn, wie einst in Rom; der König fährt täglich
sorglos mit Frau [Anna Jagiello] und Töchtern im Schlitten aus; und das Herzogtum Österreich
ob der Enns verlangt vergebens nach Gottes Wort.
[Brieftext fehlt.]
[Beilage:] Meine herren haben ain vertrauwten mann 3 zu dem könig Ferd[inand]abgefertiget; ist yetzund mehr dann acht wochen ausß; nitt waiß ich, wann er kompt 4 oder was er ausrichten wurt; achten, es seye von der Turcken stur und der anderen anlag halber, die abzetragen. 5
So habend sich mine herren entschlossen, nachdem sy ernstlich erfordert worden, disen ausgeschribnen reychstag zu Wurmbs 6 zu besuchen, und minen lieben vetter Conrat Zwicken darauff verordnet, 7 dem die sach uss vyl ursachen treffelich 8 schwär ist; dann man acht, es werde ain gantz treffelicher und spytziger 9 reichstag. Darum bitten gott von hertzen, das er alles züm besten gnedigklich schicken welle. Die Ainungsverwandten' 10 werden
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zu Wurmbs etwas früer zusamen kommen, dann der rychstag angat, und ettlicher sachen halber ain aignen tag halten. 11 Der herr lass es alles zu seiner glory und ehre gerathen; es sind alls schwer, sorglich löff 12 , das wir billich 13 ze leben verdruss sollten haben und unß fröwen 14 an dem a vatterland. 15
Ich vernym von ettlichen, der kaiser 16 seye vorhabens, etwas wider die aidgnossen fürzenemen. Habe 17 ouch darum dem fiscal 18 dermassen schreiben lassen, 19 damitt er 20 ansprach 21 finde; und, die wyl abschlegige antwurt gefallen, 22 seye er 23 willens, uff kunfftigem rychstag den stenden sölichs furzehalten und ain gemaine reychsach daruß zemachen mitt beger ainer hilff vom reych wider die aidgnossen alls die ungehorsamen, und die ir pflichtig schuld nitt laisten wellind. 24 Man sorget ouch, das reych werde im die hilff erkennen, wie nechermal mitt dem Frantzosen 25 ouch beschechen, 26 do der kaiser ausß der privat sach ain gmaine sach gemacht hat. Beschicht 27 es dann, so ist der weg schon gemacht zu ewerm und unserm verderben, menschlich davon ze reden. Aber gott ist stercker dann alle; der welle gnedigklich alls ain vatter auff unser seyten sein. 28
Menschlich diente wol zur sach, das man die rücken dapfer zusamen thäte. 29 Werden kaiser und Frankreich zewol 30 ains, würt sin der dritt man
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nitt gelachen. 31 ||732 So sorget der kaiser, er mög nitt herr werden in Tütschland, die aidgnossen seyen dann vor ingethon 32 ; dann er muß förchten, die statt 33 und aidgnossen hencken sich anainander. 34 Darum würt er die sach allso angreyffen, das die stett und ander stend selbs helffen, die aidgnossen gehorsam zemachen. Damitt machen sy inen ain ruten uber iren aignen hindern; 35 dann nachmals 36 so dem kaiser wider die aidgnossen gelingen sollt, wurde er on sonder müh das ander alles behopten. Sed dominus dissipat consilia principum. 37 Er wirt weyß und starck gnug sein, die sach zu erhalten. Ach, das ain lobliche aidgnoschafft ainig were in des gloubens sachen! Wievyl treffelicher leut und stend wurden willen zu inen haben! O gott fügs!
Yetzund, so ich diß geschriben hab, kompt der gesandt 38 , so von miner herren wegen zu Wien gewesen ist, widerum. Vernym ich sovyl, das sich der könig 39 gantz gnedigklich erzögt hat etc. Ouch dem General inziecher der anlag 40 , desgleichen dem fiscal 41 zugeschriben. 42 mit allen processen stillzestehn, byß uff wyter kai. mt. beschaid. 43 Was das bedeute, kan ich nitt gedencken. Gott behüt unß vor zu vyl gnad by der wellt, das wir nitt in sein ungnad dardurch gerathind 44 ! Diß behalten bey euch selbs; es wissen wenig leut davon. b
Es sagt diser gesandter ouch, das er vernemme, es solle etwas wider die aidgnossen fürgenomen werden; 45 und seye gewisß, das der kaiser kainen leuten find etc.; es werde ouch der Frantzoß stillsitzen etc. Ich will mitt
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allem fleyß wachen und, bald ich etwas recht grundtlichs erfar, euch on verzug wissen lassen.
Die erbland 46 daniden 47 haben bewilligt, wann der Turckenzug angang, wellen sy die 22 tunnen gold erlegen. 48 So geht ain schlechter 49 mensch 50 zu Wien um in der statt; der rüfft für und für 51 , gott well die statt dem Turcken geben; aber man achtet sin nichts wie ouch zu Rom. 52 Der konig fert schier 53 all tag im schlitten um mitt der kunigin 54 und den jungen fröwlin, seinen tochteren; 55 lasst vögelin sorgen 56 . Die ob der Ens 57 halten für und für an by dem konig um gottes wort; mögend aber nichts erlangen. c 58
[Ohne Adresse.]