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Autograph: Zürich StA, E II 337, 247r.-v. (Siegelspur) Ungedruckt
Hat noch nicht selbst geschrieben, da Megander und Rhellikan mit ihm einiggehen und sie sich bisher gegen Widerstände behaupten konnten; der von Bucer entworfene, bereits von Rhellikan an Theodor [Bibliander]gesandte und jetzt nochmals beigelegte Katechismus ist ein neuer Angriff auf ihre gemeinsame Position, da er nicht mit der Berner Disputation, dem [Ersten Helvetischen]Bekenntnis und der Antwort [der reformierten Städte der Eidgenossenschaft] an Luther übereinstimmt. [Megander und Ritter] haben den Räten die Abweichungen dargelegt: Die Aussage, die Symbole erhielten ihre Namen von den bezeichneten Dingen, wurde von Bucer getilgt; daß das Empfangen dem Essen des Leibes Christi als Frucht erst nachfolgt, wurde verwischt; es heißt nun, mit den Zeichen werde die Gemeinschaft [des Leibes und Blutes Christi]"übergeben", während die genannten Schriften von "verkündigen" und "anbieten" sprechen. Dennoch beschloß der Rat am 2. Dezember, den Katechismus zu drucken und Widerstand dagegen mit Entlassung zu bestrafen. In Verhandlungen mit Sebastian [Meyer] und [Peter] Kunz konnte Ritter zwar Abschwächungen durchsetzen: Die Ungläubigen empfangen nur Brot und Wein, das Empfangen wird dem Glauben nachgeordnet, und die Gemeinschaft des Leibes und Blutes wird nun in Anlehnung an die Disputation erläutert; dennoch fürchtet er eine Überschätzung der kreatürlichen Zeichen und eine Entfremdung von den Zürchern. Deren Schreiben [Nr. 1073] hat die Ratsherren nicht umgestimmt; sie glauben, es handle sich nur um Theologengezänk Eine zürcherische Gesandtschaft könnte noch eine Wende herbeiführen; andernfalls wird [Megander]Bern verlassen, während Ritter sich Bedenkzeit erbeten hat. Sie sehen sich in der Zwickmühle und können selbst nichts mehr ausrichten, erhoffen sich aber aus Zürich Hilfe und Rat. Allenfalls könnte eine Tagung der eidgenössischen Kirchen, zu der auch Konstanz sowie Bucer und Capito einzuladen wären, Bucer zurückbinden oder wenigstens den Katechismus an das Bekenntnis angleichen.
Gracia et pax a deo per Iesum Christum.
Geliepte herrnn und brüder, wie wol ich, sidhar das ich zu der kilchen Bernn pin khomen 1 , selbs nie zu gschriben 2 , so habend aber doch dasselb in minem namen mine lieben herrnn und brieder Megander und Rhellicanus erstattet, wil und mir 3 uns einhellig miteinander betragen in dem weg, so mir von den getruwen unsernn vätternn Zwinglio und Oecolampadio gewisen und gelernet send worden, in dem selben für zu farenn 4 nebend und mit uich, unsernn geliepten briedernn, ouch andernn eydgnosischen kilchen, zum höchsten beflyssend hand, ouch mit der hilff gottes mit gutem sig wider menckliches anrennen 5 , welches mir aber vil erlitten hand, byß zu letst, das Buccer, der listig, py uns gsin und under andernn sachenn uns ein catechismum
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für gschrotten 6 von den sacramenten uff buccerische wyß 7 , welchi sych aber mit unser gehaltner disputacion 8 , confession zu Basel gstelt 9 , ouch antwurt an Luther 10 nit verglicht 11 und gantz ein neuer bruch ist von sacramenten zu redenn in unser kilchen zu Bernn 12 , ouch andernn eidgnosischen kilchen nit erhört, welchenn Rhellicanus Theodoro 13 hatt zu gschickt in disen tagenn pym Huiuff, dem krämer 14 . Ob er im aber sy worden 15 , wissen mir nit, aber umb merer sicherheitt willen schickhen mir uich desselben noch ein warhaffte abgschrifft 16 .
Und ob mir wol flissig habenn angehaltnn py rädten und burgernn 17 und anzeigt, wie das da ustilckhet, das aber gots wort und disputacion vermög 18 , nemlich, quod simbola sortiantur nomina rerum, quarum sunt signa 19 , als in der disputatz zu Bernn im grossen truck 20 fo. 116 fa[cie] 2. Oecolampadius et fo. 149 fa. 2. Zwinglius 21 , demnach anzeigt, wie etlich stuck geendert und durch die enderung vertunckelt, als die frag: "Was ist essen den lib Christi", antwort: "Es ist glouben", da habend si entzwischen gsetzt "in also empfachenn" etc., welches aber die frucht ist, die dem essen nachfolget, wie die confession zu Basel gstelt vermag 22 . Demnach so habind sy uns uff getrochenn 23 , mit den zeichen brott und win ubergeb der herr die gmeinschafft 24 etc., so aber die disputacion also luttet fo. 143 fa. 1.: Oecolampadius: "Aber unser pündtnusß ist allein am crutz versichert worden nach dem ewigen
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rhatt gottes, der sim eingebornen sun umb siner unussprechlichen a gehorsame willen byß in tod hinan 25 die erweltnn geben hatt 26 ; und aber in der zitt ist solche usteilung und besprentzung 27 einem yeden verliehen worden und wiert verliehen, so er mit der gnad dess heiligen geists bewegt und geheiliget wiert" etc. Und bald hernach 28 : "Aber das ist war, solche gnad gottes und usteylung wiert uns hie verkhindet b29 , darumb man ouch gott danck sagt" etc. Item fo. 145 fa. 1: "Und die wil aber das testament allein in dem todt erfult wiert, wie es klarlich statt zun Hebreernn 30 , so gibt uns der war glouben die natürliche uslegung, so es stadt: 'Das ist der kelch dess newen testaments' [Lk 22, 20; 1Kor 11, 25], oder ouch: 'Das ist min blut dess newen testaments' [Mt 26, 28; Mk 14, 24], das mir so vil da erlernend, das mir hie habind ein verkindigung durch den kelch der dancksagung 31 , was trosts mir empfachen sollend von dem liden [...] Christi 32 etc. Der geliehen 33 unser confession vermag: durch die zeichen brott und win werden "die ware gemeinschafft [...] dem globigen fürgetragen und angebottenn werde"34 . Vom touff: "durch die sichtbarnn zeichen [...] anbüttett und darstelt"35 . Antwort an Luther, vom touff: "Der touff ist ein sacrament, in dem der herr mit einem sichtbarnn zeichen sin gnad bezügt und fürstelt"36 . Vom nachtmal: "Das nachtmal" etc., "in welchem er uns ernuwert und bezügt"37 etc.; "dann mit dem brott und win verkhindt er uns, was er"38 etc.
Und wie wol das alles mit trewen ist anzeigt 39 , hatt uns doch Buccer ein solchen somen geseiet 40 , und ist die pratick 41 so grosß, und hand sich alle päbstler dahin gschlagenn, das mir nit hand mögen behoptenn 42 , sunder das mer ist gsin 43 , das man den catechismum soll trucken, und welcher nit darin welle bewilgen 44 oder darwider welle handlen, dem werde mann urloub geben. Beschechen 2. decembris 45 .
In dem hatt sich der handel witter uffzogenn 46 , das ich mit doctor Bastion 47 und Contzeno 48 gietiklich gehandlet 49 und so vil beworbenn 50 das , sy
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den catechismum so vil gemiltert: "Mit den zeichen brott und win ubergibt der herr sich selb oder die gmeinschafft sins libs c sinen gloubigen; dann die ungloubigen nit dann prott 51 , win entpfachen." Der geliehen die frag: "Was ist essen den lib Christi", antwort: "Es ist anderst nit dan 52 glouben" etc., hand sy lassen ston wie vorhin, und das, so sy entzwischen gesetzt, ist hinderhin gethon 53 wordenn, nemlich: "in also empfachen, das er in uns und mir in im leben"54 etc. Zum dritten, wil so offt darinn statt "die gmeinschafft dess libs und bluts" etc., ist d ein frag darzu thon worden: "Was ist die gemeinschafft dess libs und bluts." Antwort statt glich, wie Oecolampadius in disputacione definivit fo. 126 fa. 1; dann glich us der ||247v. disputacion ist darzu geschriben von wort zu wort 55 . Aber das "mit zeichen brott und win ubergibr e " etc. hette ich gernn gesechen, das es lutt der confession oder antwurt an Luthernn were gesetzt wordenn, die wil sy doch mit gwalt den catechismum woltenn truckhen. Aber ich han f es nit khinden erlangen 56 , und das truckht mich ouch ser hoch, das mich wil bedunckhen, die würckent krafft gottes welle den creaturen angehefft werden, oder doch zum wenigsten, das es in der zitt solchen mißverstand bringen mag; zum andernn, das mir durch solchen catechismum von uich abtretten 57 , uns witter inlassen, weder 58 disputacion, confession oder responsio vermag.
Demnach und g 59 aber uir schriben 60 , an uns gethon, uns worden, habind mir es rädt und burgernn uberantwort 61 . Aber sy hand wie vorhin erkhennt 62 , und ist das die ursach: Die wil mir nit sagind, es sye offentlich 63 wider die gschrifft, so vermeinen sy, es sye nit von uns dann ein kib 64 , send ouch beredt 65 , es sye nit wider die disputatz, confession, responsion etc.
Darumb, geliepten herrnn und brüeder, so statt es deshalb ubel py uns; dann mir hand gewerett, als vil mir hand mögen 66 . Aber je doch so ist noch die hoffnung, wann doch uiren einer, so nit zwenn 67 , mit einer radtspotschafft khäme und minen herrenn eigentlich 68 den handel erzeltend, so were
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zu hoffen, das es alles wider zu ruckh triben 69 wurde. Anderst so wiert Gaspar 70 von dannen ziechen, urloub nemen. So han ich ein verdanck pegert 71 , ich welle mich mit gelertnn luitten witer beradten. Und was ich mit gutter gwüsnen 72 thun mög, das wöll ich mich nit widernn 73 (dann si hand erckhent, mir sollind dem catechismo underschribenn oder urloub han); was ich aber nit thun khind, welle ich inen anzeigen. Demnach mogent sy gegen mir handlen, was sy recht beduncke.
Darumb, geliepten herrnn, so standen mir inter sacrum et saxum 74 und die kilchen zu Bernn. Ist desshalb min ernstlich, flissig bitt und beger, ir wellend uich die kilchen zu Bernn lassen anglegen und, wie ir mogend, derselben zu hilff khumenn, demnach umb gots willen uffs peldest 75 uns ratten, wie wir uns hinfuran sollen haltenn. Dann underschrib mir uns, so send mir von uich zertrent und gand in newen tuncklen bruch von sacramenten ze reden; thund mir das nit, so miessen mir von der kilchen. Das wissen mir nit, ob mirs umb solche sach willen thun sollind etc. und also die herlich kilchen dann gar zur huren wordenn. Darumb, geliepten herrnn und brüeder, land uich müe und arbeitt, kosten nit duren 76 , ob ir der sach möchtind helffen. Es send noch fil guthertziger lütt; aber der pabstisch huff hatt sich zu den Buccerischen gschlachen. So send vil frumer lütt, die send beredt, es sye khein gefärlicheit darinn. So ist Gaspar zu vil verhasset; so han ich nit so grosse auctoritet, das ich den Buccer uberwege 77 , ich wolte dann dar ston 78 und mich wider den Buccer begeben 79 zu disputiernn etc. Und were deshalb gute hoffnung, so ir mit ernst handlete, ir wurdent ethwas guts schaffenn; wo ir aber die sach also wellent lassen liggen, bitten mir uich umb gots will, wellent uns py ylender potschafft uiren radt mitheilen. Darmit send gott pevolchen.
Datum Berne, 21. decembris 1537.
Erasmus Ritter
vester ex animo etc.
Ob aber uich angezeigter radtschlag nit wolte gefallen, so bedunckt uns das nutz und gut sin, damit die eidgnosischen kilchen veraint und unzertrent plibenn, das ir an uiren herrnn vermochtend 80 , das sy ylends allen eidgnosischen kilchen, ouch Costantz, ein tag ansatzten und den selben, wo es in radt mecht erfunden werdenn 81 , gen Bernn gelegt wurde, ouch Buccer und Capito daruff beschriben 82 ; so möcht man allen unwillen ableinen 83 und mit
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Buccernn handlenn, das er uns unbetrübt und unzertrent liesß. Ouch möchte also der kinder bericht hinderstelt werden 84 , ouch doch zum wenigsten der confession glich gstelt 85 werdenn. Daran tragen mir gar khein zwiffel; dann es ligt als 86 allain daran, das unsere herrnn dess handels recht bericht wurdent. Man hatt vil tagleistung in diser sach gehebt, do es ethwan 87 nit so not hatt gethon als aber jetzund.
[Adresse auf f. 248v. h :] Doctissimis et piissimis fratribus pastoribus et lectoribus, diaconis, ministris ecclesie Tigurine, charissimis fratribus.