Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2755]

Konrad Zwick
an Bullinger
[Konstanz],
16. Januar 1547

Autograph: Zürich StA, E II 364, 78 (Siegelspur) Ungedruckt

[1] Zusätzlich zum Brief des Konstanzer Rats an den Zürcher Rat will Zwick auch Bullinger über die erschreckende Nachricht informieren, weiche die sich derzeit in Stuttgart aufhaltenden Gesandten Ravensburgs ihrem Rat mitteilten: Der [kaiserliche Hauptmann] Francisco Guardin [richtig: Duarte] sagt immer wieder, dass Konstanz und Lindau nicht verschont bleiben werden. Daraufhin hat der Ravensburger Rat den Konstanzer Rat dazu gedrängt, sich doch schnellstmöglich mit Kaiser Karl V. zu versöhnen. Bullinger soll dies auch [Georg] Müller wissen lassen. [2]Außerdem befürchtet Zwick, dass, wenn der Kaiser oder sein Heer in Ulm einzieht, die Stadt den kaiserlichen Truppen ausgeliefert sein wird. Man kann sich gut vorstellen, welchen Jammer dies mit sich bringen würde. [3] A[mbrosius Blarer] hätte schreiben sollen, musste aber predigen. In Eile. [4][P.S.:]Angeblich sollen die Eidgenossen beschlossen haben, keiner Stadt zu Hilfe zu kommen, was nun wirklich schlimm wäre.

Min dienst voran, lieber h. und fruind. Ich kan uch nebent miner herren schriben 1 nit verhalten 2 , das deren von Ravenspurg gsandte iren herren von Stügarten uß geschriben habent, sy vernemment so vil von ainem welschen 3 herren, der haißt Franciscus Guardin 4 , das man Costentz und Lindo nit verschonen

b in der Vorlage by.
65 verlottertes; s. Fischer VI/1 1140.
66 Quartier.
67 Siehe dazu oben Anm. 18.
68 Vgl. Dan 11, 24.
1 Der Brief des Konstanzer Rats an den Zürcher Rat vom 16. Januar (Zürich StA, A 205.2, Nr. 2).
2 vorenthalten.
3 fremden (aus der Mittelmeerregion).


Briefe_Vol_19-133arpa

werde, mit mererem anhang 5 , etc. Derhalben bittent die von Ravenspurg mine herren, sy wellend die versünung nit verziehen 6 , und machent die sach groß. Das bringt ouch by manchem ain schrecken. Das hab ich uch dannocht 7 nit verhalten wellenn, mit bitt, wollend das dem herren Müller 8 anzaigen.

Darby trag ich sorg 9 , solle der kaiser 10 oder sin volck gen Ulm kummen, 11 so werde die statt des welschen volcks aigen. Waß daruß fur ain jomer volgen möge, ist güt zü gedencken. Gott erbarm sich unser!

Maister A[mbrosius Blarer] hatt schriben söllen, so 12 müß er predigen. 13 Datum in yl, den 16. jenner 47.

Conrat Zwick.

Es kumpt ain geschray 14 har, die Aidgnoßen habent sich entschlossen, das sy sich kainer statt nichts 15 annemmen wellend. Wo dem also, were warlich nit güt.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wirdigen und gotsgelerten h. maister Hainrichen Bullinger, predigern zü Zurich, minem lieben herren und frund a .

a Darunter von Bullingers Hand: 16. ianuarii.
4 Richtig: Francisco Duarte, der sich in dieser Zeit im Raum Stuttgart und Tübingen aufhielt. In dem oben in Anm. 1 erwähnten Brief ist der Name korrekt angeführt.
5 mit mererem anhang: mit allen möglichen Konsequenzen; vgl. FNHDW I 1213f, Nr. 10. — Siehe die gleiche Drohung im Brief des Kaisers an die XIII Orte vom 18. Januar (s. dazu EA IV/1d 763 zu a), der in aaO, S. 765, zitiert wird. Zu diesem Brief s. ferner Nr. 2801, Anm. 3.
6 aufschieben; s. Fischer II 1429.
7 dennoch (auch wenn die Ratsherren davon bereits im oben Anm. 1 erwähnten Brief geschrieben haben).
8 Georg Müller hatte sich am 2. Januar mit Zwick in Stein am Rhein getroffen, um
sich darüber zu beraten, wie die Eidgenossenschaft Konstanz helfen könnte; s. Nr. 2739, Anm. 2.
9 trag ich sorg: befürchte ich.
10 Karl V.
11 Siehe dazu Nr. 2754, Anm. 18.
12 doch.
13 Blarers Brief Nr. 2754 wurde am 16. Januar schon vor der Predigt begonnen. Am Tag darauf wurde er bereits in Zürich empfangen; s. Nr. 2754,1, und Anm. 1.
14 Gerücht.
IS kainer statt nichts: keiner Stadt in irgendeiner Hinsicht. — Gemeint ist hier insbesondere die Stadt Konstanz. für die sich Zürich an der Tagsatzung einsetzte, was dort aber kritisch aufgenommen wurde; s. EA IV/1d 755 g; Nr. 2740,1-13.