Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2283]

Matthias Erb an
Bullinger
[Reichenweier,
nach 8. November und vor 28. Dezember 1545]1

Autograph: Zürich StA, E II 348, 366 (ohne Siegel); [Anhang 1: Erbs Briefentwurf an Veit Dietrich, 8. November 1545:]a E II 347, 335-338 (Anfang); E II 361, 255r. (Fortsetzung); [Anhang 2: Autographe Nachschrift eines einige Jahre später geschriebenen Briefes an Bullinger, dem Erb sein Schreiben an Dietrich (Anhang 1) beilegte:]" auf E II 361, 200a,r. angeklebter Zettel Ungedruckt

Veit Dietrich hat Matthias Erb das [beiliegende] Buch [,,An die christliche Kirche zu Regenspurg"] geschenkt. Er kämpft darin gegen ein Gespenst und nutzt zugleich die Gelegenheit, diejenigen, die Luther als Schwärmer bezeichnet, zu verleumden. Erb hat sich bei Dietrich bedankt und das von diesem über die Anbetung Christi im Abendmahl Geschriebene als geistige Spitzfindigkeit bezeichnet. Er hätte Bullinger den Brief geschickt, wenn er Zeit gehabt hätte, ihn abzuschreiben. Sollte Dietrich darauf reagieren, wird Erb seinen Brief und Dietrichs Antwort an Bullinger übermitteln. Es ist, als werde der [alte] Entellus vom [jungen] Dares herausgefordert ... Erb übermittelt das Büchlein, damit Bullinger und Gwalther feststellen können, was für einen Verteidiger Luther mit diesem jungen Mann gewonnen hat. Dietrich erdichtet eine neue Anbetung: Nicht die [Elemente des] Brotes und des Weines wären anzubeten, sondern der darin körperlich anwesende Christus! Welche Umstände und absurde [Bräuche] daraus entstehen werden, kann Bullinger sich gut vorstellen! Dietrich scheint aus dem üblichen Gottesdienstverlauf irgendeine neue Auffassung entwickelt zu haben. Bullinger möge seine Meinung mitteilen. Wo immer Dietrich mit der Schrift argumentiert, kann Erb ihm folgen; jedoch nicht mehr, wo dieser lutherisiert und eine Anbetung Christi im Abendmahl lehrt. [Anhang 1: Erb an Dietrich, 8. November 1545:][Johannes] Ulstetter hat Erb Dietrichs Brief ohne dessen Büchlein mitgebracht, da er dieses Bucer und [Kaspar] Hedio in Straßburg zum Lesen hinterließ. Erb der es nun erhalten hat, bedankt sich dafür. Würde er Bücher veröffentlichen, würde er Dietrich eines davon zukommen lassen. Leider ist Erb kein Gelehrter; stets schiebt er seine Publikationen bis ins neue Jahr auf Erb billigt das von Dietrich aufgenommene Duell gegen den Regensburger Gegner [Paul Hirsbeck], der sich so unverschämt gegen das Abendmahl geäußert hat. Da dieser nun nicht mehr unter den Lebenden weilt, wird er Dietrich seine Antwort vielleicht am Jüngsten Tage erteilen. Es ist immerhin schon etwas, furchtlos gegen ein stummes, unbewaffnetes Gespenst aufzutreten, das bereits dem Schwert des Herrn zum Opfer gefallen ist, auch wenn einige der Ansicht sind, man hätte Besseres zu tun. Aber wenn Erb richtig verstanden hat, führt Dietrich ja gleichzeitig einen doppelten Krieg, wie einst Herkules: Einerseits mit den Schwärmern (von den Nürnbergern als Schwirmer bezeichnet), andererseits mit dem Regensburger Gespenst, welches sich taub von

a Autographer Entwurf (s. unten Anm. ai), den Erb bei Abfassung des vorliegenden Briefes an Bullinger aus Zeitmangel nicht abschreiben konnte und den er Bullinger erst einige Jahre später zukommen ließ; s. unten Z 6f und Anm. 10.
b Von Erbs Hand beidseitig beschriebener Zettel, der am linken Rand auf f. 200a,r., angeklebt wurde.
1 Das frühestmögliche Datum geht aus dem des ersten Anhangs hervor. Die Tatsache, dass Erb Bullingers Sendung vom 30. Oktober 1545 im vorliegenden Schreiben nicht erwähnt, lässt auf eine Abfassung vor dem 28. Dezember 1545 schließen; s. oben Nr. 2275, Anm. 9.


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Dietrich abwendet, auch wenn er so laut wie Stentor schreien würde. Das in den Ohren eines Süddeutschen barbarisch klingende Wort Schwirmer ist den Norddeutschen (die hart wie Felsen sind) heilig, zumal es ihnen dazu dient, ihre Gegner in Verruf zu bringen und zu ver-schrecken Leider gibt es viele Affen, die ihre Lehrer gerne nachahmen und nichts anderes von der Kanzel schreien als "Schwärmer" und "Schwirmer" und dabei das Volk überzeugen, dass die oberdeutschen Kirchen aus Monstern bestünden, obwohl sie weder die Ansichten noch die Glaubensbekenntnisse noch die Ordnungen [dieser Kirchen] kennen. Liebt Dietrich seine Brüder und Gottes Volk, soll er sich bemühen, zu denken, zu schreiben und zu lehren, was zum Frieden Jerusalems dient, und sich nicht damit begnügen, wie ein vor den Sirenen Gefesselter die Aussagen seiner Lehrer bis zu seinem Lebensabend anzuhören! Dietrich soll doch nicht so dumm wie seine Lehrer bleiben und wie ein Blinder Blinden nachlaufen. Würde er doch merken, dass er mit seinen harschen Worten nichts bewirkt! Gott möge ihn von der Charybdis erretten! Wie kann denn Dietrich die Anbetung der Sakramente anhand der Heiligen Schrift belegen, selbst wenn er dabei betont, dass nicht die Elemente, sondern der in ihnen leiblich, wesentlich und natürlich anwesende Christus anzubeten sei? Sowohl die griechischen als auch die lateinischen Messzelebranten ermahnten das Volk mit den Worten Sursum corda Dietrich fordert aber dazu auf nicht nach oben, sondern auf den Altar zu schauen! Jeder Zelebrant meint also, Christus wäre überall wo doch Erb dachte, er befände sich zur Rechten Gottes! Um des Heils der Erlösten willen soll Dietrich das Schreiben Erbs nicht als Kriegserklärung, sondern als eine Anregung zum Weiterdenken auffassen! [Anhang 2: Nachtrag eines zeitlich unbestimmten Schreibens von Erb an Bullinger:] Im vorhergehenden Brief hatte Erb es versäumt, den von dem Nürnberger Veit Dietrich vor einigen Jahren befürworteten Brauch anzusprechen, das Abendmahl knieend zu empfangen. Was ist das anderes als die Anbetung der Göttin Ceres und des Gottes Bacchus? Es geht abwärts mit der Kirche! Bullinger soll seine Kollegen davor warnen.

Gratia domini tecum. Hunc libellum 2 mihi dono dedit Vitus Theodorus 3 ecclesiæ Sebaldine concionator apud Norinbergum. Luctatur cum larva 4 atque illo pretextu schwirmeros, quos Lutherus schwermeros vocat, 5 calumniatur,

2 Veit Dietrich, An die christliche Kirche zu Regenspurg, vom rechtem brauch des Nachtmals Christi wider D. Pauls Hirßbecken lesterliches lügenbuch warhaffter bericht, Nürnberg, Johann vom Berg und Ulrich Neuber, [Oktober] 1545 (VD 16 D 1571). Melanchthon kritisierte in einem Brief an Dietrich vom 22. Oktober 1545 den zu scharfen Ton dieser Schrift; s. CR V 874, Nr. 3297; MBW-Reg IV 279f, Nr. 4045. Zu deren Inhalt s. Bernhard Klaus, Veit Dietrich. Leben und Werk, Nürnberg 1958 —Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 32, 2161. 2271. 323f. — Diese und die unten in Anm. 20 angeführte Publikation Dietrichs aus dem Jahr 1543 wurden 1560 und 1561 von denselben Druckern unter dem Titel "Grüntlicher unterricht von dem heiligen Nachtmal unsers Herren Jesu Christi wider der Papisten unnd anderer Secten irrige und verfürische
lehr in zwo Schrifften verfasset" wieder veröffentlicht (VD 16 D 1572, bzw. ZV 4551); s. Georg Theodor Strobel, Nachricht von dem Leben und den Schriften Veit Dietrichs, Altdorf/Nürnberg 1772, S. 97f.
3 Veit Dietrich, der von Ende 1535 bis zum 17. Juni 1547 Prediger an St. Sebald in Nürnberg war. Danach wurde er vom Rat abgesetzt. Er starb in Nürnberg am 25. März 1549; s. Klaus, aao, S. 261-272. 301.
4 D.h. "er kämpft mit einem Gespenst" (s. Adagia, 1, 2, 53 —ASD II/I 268, Nr. 153), weil Dietrichs Gegner Paul Hirsbeck (s. unten Anm. 20) bereits gestorben war; s. unten Anm. 21.
5 Zuletzt in Luthers "Kurtz bekentnis" (zur Schrift s. oben Nr. 2061, Anm. 7); s. z.B. WA LIV 141, 19f.


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ut liber ipse loquitur. Rescripsi 6 illi gratias agens pro tam magnifico munere, atque miris salibus taxavi 7 , praecipue de adoratione Christi, qui est in coena. 8 Exemplar epistole misissem, sed non vacavit, ut describerem. 9 Dum respondent, mittam et meam epistolam 10 ac illius 11 , forte Dares Entellum, 12 etc. Quod vero tibi nunc mitto ac Gvalthero, ideo fit, ut intelligatis, qualis ille adolescens futurus propugnator erit Lutheri.

Maxime de adoratione nova comminiscetur, ut scilicet panis et vinum ac signa non sunt adoranda, sed is, qui adest corporaliter, Christus. Que incomoda ac absurda sequentur, facile intelligis, id quod ego illi simpliciter indicavi, etc. Videtur mihi bonus ille Theodorus ex rationali divinorum suxisse quasdam opiniones vel, ut solent hominum ingenia, novum aliquid parturivit. Oro ergo per dominum Iesum Christum, ut me de iuditio eius libelli certiorem fatias. 13 Ego veritatem in eo agnosco, ubi scripturis sua probat. Ubi vero lutherissat ac adorationem Christi in coena docet, nil videtur mihi verisimile esse, quod veritati, vel utcunque conveniat.

Vale. Raptim, urgente tabellario 14 .

Erbius.

[Adresse auf der Rückseite:] Suo Bullingero.

[Anhang 1:]15 ||E II 347,335 Theodoro Vito, 8. novembris I 45.

C Empfänger und Datum von Erbs Hand am Rande nachgetragen.
6 Mit dem unten als Anhang 1 veröffentlichten Brief.
7 miris salibus taxavi; vgl. z.B. Beatus Rhenanus an Thomas Rapp, 30. März 1515 (Rhenanus BW 71, Nr. 44); Erasmus an Martin Dorp, Ende Mai 1515 (Erasmus, Con. 1198, 294).
8 Siehe unten Z. 76-97. — Dietrich widersetzte sich dem Brauch des "Anrufens"der Elemente während der Abendmahlsfeier, nicht aber ihrer Anbetung (im Sinne von Verehrung). Gegen den Missbrauch der "Anrufung"ging er nach der in Nürnberg im November 1543 ausgebrochenen Pestepidemie noch entschiedener vor, indem er seit dem 21. Dezember 1543 die Elevation während der Abendmahlsfeier unterließ, nicht aber den Brauch, das Sakrament kniend (s. dazu unten Z.98-102 und Anm. 60) zu empfangen; s. Klaus, aao, S. 221-228.
9 Siehe oben Anm. a.
10 Dies tat Erb tasächlich einige Jahre später (s. unten Z. 101f und Anm. 61), sandte aber dabei den Entwurf und nicht eine Abschrift. Der damit verbundene, aber zurzeit nicht bestimmbare Begleitbrief an Bullinger wurde mit einer Nachschrift versehen, die unten als Anhang 2 ediert ist.
11 Ob es je zu einer Antwort Dietrichs kam, ist fraglich.
12 Zu verstehen: Forte Dares contra Entellum; vgl. Adagia 3, 1,69 (ASD 11/5 78. Nr. 2069).—Der alte Entellus steht hier für Erb (geb. 1494); der junge Dares für Dietrich (geb. 1506).
13 Ein Exemplar von Dietrichs Buch (s. Anm. 2), das vielleicht aus Bullingers Bibliothek stammt, ist in Zürich ZB, E 254/1, vorhanden. Darin befinden sich weder Besitzeintrag noch Lesespuren.
14 Unbekannt.
15 Siehe oben Anm. a; Z. 4-8 und Anm. 10.


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Gratia domini tecum. Epistola tua, optime Vite, per Ulstetterum 16 a difficili peregrinatione redeuntem mihi"reddita est, verum absque libello tuo 17 quem miseras. Reliquerat enim illum Argentorati d. Bucero, ut postremas quattuor quaterniones legeret, quemadmodum commiseras. Tandem etiam Hedioni 18 lectus mihi veluti postliminio redditur. Ago vero tibi gratias immortales hoc e muneris. Simulac libros edidero, olim tibi f (nisi Alsatico vino rescripserim) maiori cum fervore relaturus. Metuo praeterea g ne fallam tuam expectationem. Adeo sum homo incompti et ineruditi ingenii, uth mea omnia premam in novum usque annum, dum expoliantur. 19 Curabo ergo alio quaiicumque modo tibi respondere.

Placuit duellum, quod susceperas cum adversario Reginospurgano 20 ob plures calumnias, quas homo valde et impius et superstitiosus in sacrosanctum

d mihi über der Zeile nachgetragen.
e hoc muneris über der Zeile nachgetragen.
f tibi über der Zeile nachgetragen.
g praeterea über der Zeile nachgetragen.
h ut über gestrichenem haud nachgetragen.
16 Johannes Ulstetter, geb. 1519 in Nürnberg, gest. 10. Oktober 1563. Er wurde im Mai 1541 als Stipendiat des Grafen Georg von Württemberg in Tübingen immatrikuliert. Bereits im Oktober 1543 amtierte er als Hilfslehrer in Reichenweier (s. HBBW XIII 306, Anm. f). Von 1547 bis 1553 war er Leiter bzw. Hauptlehrer der dortigen Lateinschule, von 1553 bis 1560 Pfarrer in Jebsheim, ab 1561 in Hunaweier. Spätestens 1548 war er mit Paul Fagius' Tochter Sara verheiratet. Ulstetter ist Verfasser eines Briefes an Bullinger aus dem Jahr 1554 und Mitverfasser eines weiteren an denselben aus dem Jahr 1559. — Lit.: topp I 555, Nr. 5308; II 480; NDBA XXXVII 3950.
17 Die oben in Anm. 2 angeführte Schrift von Oktober 1545.
18 Der Straßburger Domprediger Kaspar Hedio.
19 Abgesehen von der von Erb initiierten Ausgabe eines Bullinger-Textes, die Erb mit einer Widmungsepistel versehen, aber bei Abfassung des vorliegenden Briefes noch nicht erhalten hatte (s. oben Nr. 2275 und Anm. 9), datiert Erbs nächste Veröffentlichung (ein auf Deutsch verfasster Katechismus; s. VD 16 E 3699) erst aus dem Jahr 1554.
20 Gemeint ist der katholische Kontroverstheologe Dr. Paul Hirsbeck (Hirschbeck), seit 1543 Regensburger Domprediger, ein Vetter von Johannes Cochläus. — Es war Dietrich, der Hirsbeck im Frühling 1543 mit einer Schrift herausforderte. Sie trug den Titel: Gründtlicher unterricht vom Sacrament des Altars, das mans anders nit denn unter beder gestalt reichen und empfangen soll ... wider zwo bäpstische, das ist irrige und verfürische Predigt zu Regenspurg im Thumb [von dem Domprediger Paul Hirsbeck] und der Thumbpfarr [von Johann Widmann] am nechsten Palmtag [18. März 1543]geschehen, Nürnberg, Johann vom Berg und Ulrich Neuber, [Mai] 1543 (VD 16 D 1569f; die Namen der jeweiligen Prediger findet man in der angeführten Schrift auf f. Aij,r. Aiij,v. Aiv,v. — Zum Inhalt der Schrift s. Klaus, aao, S. 211-214. 324f). Daraufhin veröffentlichte Hirsbeck im Jahre 1545 in Regensburg eine Quartschrift mit dem Titel "Drey predigten vom Hochwürdigstem Sakrament des Altars" (in VD 16 zurzeit kein Exemplar nachweisbar). Zu Hirsbeck und seinen Predigten s. Anton Maria Kobalt, Baierisches Gelehrten-Lexikon, Landshut 1795, S. 330; Joseph Rudolph Schuegraf Geschichte des Domes zu Regensburg und der dazu gehörigen Gebäude, Bd. 2, Regensburg 1849, S. 237; Leonhard Theobald, Die Reformationsgeschichte der Reichsstadt Regensburg, Bd. 2, Nürnberg 1951, S. 74f. 229, Anm. 62; MBW-Reg XII 305.


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Christi coene institutum impudenter expuit. Quando is jamdudum sub umbras ierit, 21 forte in die domini, si benignus deus id permiserit, tibi responsurus, etc. ||336 Est tamen aliquid prodire tenus 22 magnanimique et intrepidi spiritus, cum larvis et umbris luctare, 23 et erga mutum esse scribacem An non magna virtus cum hostibus exermibus 25 iamque pridem gladio spiritus 26 confossis dimicare, tametsi quidam horas i melioribus exercitus putaverint non inepte locandas? Tu ergo vide, quid aedideris! Ego sane (modo recte intellexerim libellum tuum) tibi, unico Herculi, contra duos-liter 27 litem et bellum esse puto: Prius 28 in schwermeros 29 (qui nunc Noricis vocantur schwirmeri gratia euphoniae et bone voculationis) k , alterum cum larva illa Reginospurgana 30 que omnia deinceps, etiamsi l Stentorem 31 egeris, surda aure advertet.

Schwirmerorum vocabulum superioribus Germanis (qui Germanorum linguam recte callent) insolitum est, imo barbarum et Gothicum, quamvis apud calumniatores sit sacrosanctum. Putant proinde quidam a barbaris et Gothis (et qui veluti saxi m32 sunt duri, et, ut ita n cum venia tamen o dicam, indolabiles ) p, esse inventum. Alii putant id vocabuli ideo esse inventum (quod tamen ||337 mihi non fit venisimile) q . quo videri velint se omnem exuisse humanitatem, et id, quod hactenus ceu irreconciliabiles adversarii testati sunt, supra omnem feritatem inauditis calumniis hoc quoque ignoto ac odioso vocabulo improbent ac vituperent. Manifestum est omnibus plures vestrorum, qui nil pensi habentes simiae sunt suorum preceptorum, nil aliud pro rostris 34 et boare et crepare quam schwermeros et schwirmeros, quum tamen

i horas über der Zeile nachgetragen.
k Klammern ergänzt.
l etiamsi Stentorem egeris am Rande nachgetragen.
m saxi in der Vorlage in Versahen.
n ita über der Zeile nachgetragen.
o tamen über der Zeile nachgetragen.
p Klammern ergänzt.
q Klammern ergänzt.
21 Paul Hirsbeck war am 13. Juni 1545 gestorben (s. MBW-Reg XII 305), ehe Dietrich seine oben in Anm. 2 angeführte Schrift veröffentlichte.
22 Horaz, Epistulae, 1, 1, 32: "Est quadam prodire tenus, si non datur ultra."
23 Siehe oben Anm. 4.
24 scribax: Schreiberling; einer, der etwas zusammenschmiert; s. Hoven s.v.
25 unbewaffnet; s. Glossarium mediae et infimae Latinitatis, conditum a Carob du Fresne, Domini Du Cange, Bd. 2, Graz 1954, S. 360.
26 Eph 6, 17.
27 Vgl. Adagia 1, 5, 39 (ASD II/I 514-516, Nr. 439).
28 Prius bellum.
29 Siehe z.B. Dietrich, An die christliche Kirche zu Regenspurg, f. Kiv,r. Nij,v. Os — Zu Dietrichs Auseinandersetzung mit den Schwärmern s. Klaus, aao, S. 325-327. 330 und Anm. 81.
30 Paul Hirsbeck; s. oben Anm. 20.
31 Stentor, einer der Griechen vor Troja, mit einer gewaltigen Stimme, die sprichwörtlich war; s. Homer, Ilias. 5, 785; Juvenal, Satiren, 13, 112; s. auch Otto 331, Nr. 1690.
32 Ein Wortspiel mit einer Anspielung auf die Sachsen, u.a. auf Luther.
33 indolabiles: die nicht (mit einer Axt) behauen werden können; s. Lexicon Latinitatis Nederlandicae Medii aevi, Bd. 4, Leiden 1990, s.v.
34 Gemeint sind die Kanzeln.


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institutum, confessionesque ministrorum et nostrarum ordinem r ecclesiarum, que omniana s damnant et proscribunt, nunquam vel viderint vel audierint! Bruder Vit, es gat übel mit den deinen zu! Denique volgus 35 ab hisce malevolis persuasum est superiores ecclesias 36 non habere homines, sed alere monstranz 37 portentosissima. Mihi non fuerit difficile id t uno atque altero exemplo, sed pluribus probare.

Tu proinde, si amator es fratrum 38 (ut audio) et populi Israel Jsraels. 39 , cogita, scribe et doce, que faciant ad pacem Hierusalem 40 Noli ad preceptorum verba ceu ad Syreneos scopulos 41 praesenescere 42 Cave ea, obsecro, quae charitati et fidei Christianae parum profutura sunt, 43 || 338 sed potius omnis dissidii seminarium! Stultescunt nonunquam preceptores. Stultescunt nonunquam et discipuli preceptorum vestigiis addictiores, contemptaque solida veritate adfectibus humanis serviunt. Ideoque fit, ut caecus caeco dux sit. 44 Siquidem sumus omnes mortales, caeci et ignorantes, decipimur philautia 45 sumus praediti multis adfectibus. Suum denique cuique"pulchrum. 46 Raro aliquis a semel imbibita saliva (etsi etiam nonnihil a conscientia redarguatur) v recedit. w O Vite, Vite! Parum hactenus probastis mit den dürren 47 worten. Orandus deus, ut nos ex ista Charybdi 48 liberet!

Quod ad adorationem sacramenti pertinet, 49 non possum te non rogare, unde vel quibus scripturis velis eam probare, tametsi neges sacramentalia signa illic esse adoranda, sed Iesum Christum (qui cum suo corpore reali, substantiali ac naturali sub signis latet) x adorandum. Que haec doctrina nova? Missaste olim in publicis liturgiis apud Grecos et Latinos populum ad veram adorationem exhortantes "Sursum || E II 361,255r. corda"y51 populo respondente: "Habemus ad dominum apertis tibiis"; et quidem recte canebant. Et tu nunc non sursum z , sed ad altare iubes intendere corda et dicis: "Ecce,

r ordinem am Rande nachgetragen.
s omnia über der Zeile nachgetragen.
t id über der Zeile nachgetragen.
u cuique über der Zeile nachgetragen.
V Klammern ergänzt.
w Es folgt gestrichenes Quis novit.
x Klammern ergänzt.
y sursum in Versahen, corda mit Großbuchstaben beginnend.
z Nach sursum gestrichenes corda. 35 =vulgus.
36 Die süddeutschen Kirchen.
37 Adagia, 2,4,98 (ASD 11/3 394, Nr. 1398).
38 Vgl. 1Petr 2, 17; 1 Joh 3, 14.
39 Gemeint ist das christliche Volk Gottes.
40 Anspielung auf Lk 19, 371. 41f.
41 Die Sirenen, die von ihren Felsen aus Odysseus betören wollten.
42 vorzeitig alt werden.
43 Vgl. Röm 14, 19; 1Kor 14, 1; 2Tun 2,22.
44 Mt IS. 14.
45 Selbstliebe; vgl. Adagia, 1, 3, 92 (ASD II/I 398, Nr. 292).
46 Adagia, 1, 2, 15 (ASD II/I 228-232, Nr. 115).
47 trockenen; harschen.
48 Vgl. Adagia, 1, 5, 4 (ASD II/I 479-482, Nr. 404).
49 Siehe Dietrich, An die christliche Kirche zu Regenspurg, f. Nij,v.-Niv,r.
50 Messzelebranten.
51 Schon bei Hippolytos von Rom und bei Cyprian; s. Josef Andreas Jungmann, Missarum sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe, Freiburg 1958 .S 138-144.


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hic est Christus in aa altari substancialiter et ab localiter, aut, si mavis, corporaliter". Alius vero in alio templo: "Ecce illic!"52 Putabam Christum adorandum simpliciter ad dexteram dei sedentem, 53 quemadmodum docuit idem ac Christus 54 adorare patrem in spiritu et veritate: "Vos autem", inquit, "orabitis sic: 'Pater noster, qui es in caelis" [Mt 6, 9]. Vel putas patrem adorandum in caelis, verbum vero patris, Christum scilicet, verum deum et hominem, quum adsit corporaliter et localiter ad. ut dicitis, in altari adorandum? Aut ego tuum libellum planen non intelligo, vel tu non admodum luculenter et perspicue negotium pietatis summum exposuisti, ut intelligere possim. Quare admodum te rogo, optime at Vite, ob communem electorum ag salutem, ne aestimes haec a me gratia disceptandi scripta, sed investigandi. Ad hoc me urget gloria unius dei et fuji eius Iesu Christi. Scio etiamsi, ac perinde mihi ipsi certo conscius sum curtae suppellectilis 55 ac stultitiae. At cogita stultum nonunquam oportuna loquutum 56 ... al

[Anhang 2:]57 || E 11 361,200a,r. .Hoc in epistolio observatione dignum neglexeram: Communicantes persuasi sunt, ut in genua procumbant; hoc quod hactenus non fuit in usu. Quid hoc aliud est quam vene- ||rari Cererem 58 et Bachum 59 ? Id figmenti commentus est ante aliquot annos d. Vitus Theodoricus Noncus, °quocum expostulavi 61 . Viden, quo tandem res ecclesiæ devergant! Significabis id ridiculi fratribus, etc.

ME.

aa in altari über der Zeile nachgetragen.
ab et localiter aut si mavis corporaliter am Rande nachgetragen.
ac idem Christus über der Zeile nachgetragen.
ad Nach localiter gestrichenes in mensa cene.
ae plane am Rande nachgetragen.
at optime Vite über der Zeile nachgetragen.
ag electorum am Rande nachgetragen. ah etiam über der Zeile nachgetragen.
ai Schluß fehlt, wobei tum in loquutum an einem Zeilenbeginn steht und auf dem Blatt noch Platz für eine Fortsetzung gewesen wäre. Die Verso-Seite des Blattes ist ebenfalls leer. Demzufolge handelt es sich hier um einen Entwurf
52 Anspielung auf Lk 17, 23.
53 Mk 16, 19 und passim.
54 Joh 4, 23.
55 Persius, Saturae, 4, 52.
56 Vgl. Adagia, 1, 6, 1 (ASD 11/2 21f, Nr. 501).
57 Siehe oben Anm. b und 10.
58 Die Göttin des Weizens, in Bezug auf das im Abendmahl dargereichte Brot.
59 Der Gott des Weins, in Bezug auf den im Abendmahl dargereichten Wein.
60 In der oben in Anm. 2 angeführten Schrift aus dem Jahr 1545. Dort wird auf f. Nij,v. Niij,v. tatsächlich der in Nürnberg übliche Brauch, das Sakrament kniend zu empfangen, bestätigt. Siehe auch Klaus aao, S. 227f.
61 In dem Brief vom 8. November 1545 (oben Anhang 1), der schon vor einigen Jahren verfasst gewesen war, als diese Nachschrift zu einem zurzeit nicht bestimmbaren Brief Erbs an Bullinger geschrieben wurde.