Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[439]

Berchtold Haller an
Bullinger
[Bern],
14. September 1534

Autograph: Zürich StA, E II 343, 29 (Siegelspur) Ungedruckt

Bern vermittelt zwischen dem Herzog von Savoyen und Genf einige wenige im Rat befürworten freilich den Krieg. Von der Verhandlung in der Angelegenheit Solothurn weiß Haller noch nichts. [Ambrosius] Blarers Bekenntnis [die württembergische Abendmahlskonkordie]löste angeblich bei den Papisten Freude aus. Haller wurde wegen dieser Sache von Erasmus [Ritter]ermahnt, die gefährdete Wahrheit gemeinsam hochzuhalten. Haller antwortete ihm, daß er sich keiner Gefahr seitens der «Konfession» Blarers bewußt sei, wenn man sie nur richtig auslege; er wies zugleich auf Bullingers Kommentar zu 1 Kor 11 hin. Wann erscheint Bullingers Kommentar zum 2. Korintherbrief? Haller will nämlich die beiden Bände zusammenbinden lassen. Die Zürcher Tagsatzungsboten sollen recht standhaft gewesen sein.

24 Heinrich Walder.
25 wenn ihr es für ratsam haltet.
26 die Zusammenkunft, Verhandlung (SI XII 791-799).
27 um etwa acht oder zwölf Tage (SI XII 773).
28 die Ernte vorbei wäre (SI VI 1474).
19 könnte.
30 sehr.
31 jetzt (SI IV 148).
32 schriftliche (SI IX 1513f).
33 durch den Boten. - Unbekannt.
34 Gemeint ist der erwähnte Brief des Zürcher Rates an Felix Schmid.
35 zu Hause.


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S. Gebennensium res sic se habent, ut senatus noster totum se pro componendo duce 1 et hace civitate interponat 2 . Paucissimi sunt, qui bella volunt, sunt tamen etiam ex cordatioribus. Nescio, quis eos sic fascinet. In causa Salodurensium 3 quid actum sit his comitiis 4 , a te aliquando audiam. Nam ego de iis nihil scio. Quod ad Blaureri confessionem 5 attinet, audio papistas mire per omnem Helvetiam triumphare et illius palinodiam hac confessione factam iactare. Deinde scripsit ad me Erasmus Schaffhusanus 6 , quem ni fallar, et ipsum quoque offendi suspicari cogor, quod me admoneat, quatenus nos, qui in Helvetiis uno ore Christum docemus, in hac imminente veritatis ruina conveniremus supposituri humeros 7 , ne veritas magis ac magis periclitetur. Respondi 8 illi me periculum nullum adhuc videre, ubi pie et factum et confessionem Blaureri interpretemur. Remisi hominem ad ea, quae tu in 1. Cor. 11. divulgasti 9 .

Ad caetera forte aliis occupatus nihil respondisti. Ich welte gern dine annotationes in beed epistlen ad Corinthios 10 zemmen binden; so acht du uff die nächsten ostermesß 11 weltist lassen usßgon, bitten ich dich, wellist mich das lassen wissen. Du kumpst minen nitt ab 12 diewil ich läb. ,

Audio legatos tuos constanter suo officio functos 13 .

Vale, charissime Henrice a , et me commendato utere pro voto.

14. septembris anno 34.

Tuus B. H.

[Adresse auf der Rückseite:] Heinrico Bullingero, ecclesiastae Tigurino, fratri suo charissimo.

a Henrice aus Heinrice korrigiert.
1 Herzog Karl III. von Savoyen.
2 Zur Lage der von Savoyen bedrängten Stadt Genf bzw. zur Vermittlungstätigkeit Berns Ende August/Anfang September 1534 s. EA IV/IC 378-383. 385-388. 393-395. Vgl. Gautier II 423f.
3 Gemeint sind die acht verbannten reformierten Solothurner, darunter die vier sog. «Banditen», die von bernischem Gebiet aus die Solothurner Landschaft beunruhigten, s. oben S. 129, Anm. 19; vgl. Haefliger 199f.
4 Die Ratsabgeordneten der sechs Schiedorte Zürich, Glarus, Basel, Freiburg, Schaffhausen und Appenzell, die zwischen Solothurn und Bern zu vermitteln suchten und mit dem Rat von Solothurn bereits verhandelt hatten, sprachen am 14. September 1534 beim Berner Rat vor. Die Verhandlungen verliefen ergebnislos: Bern unterstützte die Forderungen der Verbannten und wollte direkte Verhandlungen zwischen diesen und Solothurn oder aber ein Schiedsgerichtsverfahren erreichen, Solothurn lehnte jedoch ab, mit den Exulanten überhaupt zu verhandeln, s. EA IV/IC 388-393.
5 Es handelte sich um die von Erhard Schnepf und Ambrosius Blarer am 2. August 1534 angenommene Einigungsformel der württembergischen Abendmahlskonkordie, s. oben S. 279, Anm. 47.
6 Erasmus Ritter. - Sein Brief an Haller ist nicht erhalten.
7 (die Aufgabe) auf uns zu nehmen, vgl. Adagia, 4, 5, 93 (LB II 1074); Otto 355, Nr. 1820.
8 Der Brief von Haller an Ritter ist nicht erhalten.
9 Siehe Heinrich Bullinger, Commentarius in priorem Pauli ad Corinthios epistolam, Zürich 1534 (HBBibl I 53), f. 132r.-152r.
10 Bullingers Kommentar zum 2. Korintherbrief erschien im März 1535 (HBBibl I 71).
11 Gemeint ist die Frankfurter Buchmesse zu Ostern 1535.
12 Du wirst mich nicht loswerden (s. SI III 270f).
13 Die beiden Abgeordneten von Zürich bei den Verhandlungen in Solothurn und Bern (s. Anm. 4), deren Standhaftigkeit Haller lobte, waren Johannes Haab und Heinrich Rahn, s. EA IV/IC 388 und 391.