Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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BULLINGER AN
BÜRGERMEISTER UND RAT VON BASEL
Zürich,
2. Dezember 1531

Autographe Abschrift: Zürich ZB, Msc A 51, 14 ¾ fol. S., sehr gut erhalten Gedruckt: Rudolf 1

Bedankt sich für seine Berufung, auf die er jedoch erst später eine endgültige Antwort geben könne.

Eersamme fürsichtige wyse gnädig und liebe herren, min willig dienst und was ich üch ze gefallen wüste sye üch bevor 2 .

Allß mir üwer ersamm wyßheyt in miner trübsall so trostlich und trüwlich zuschrypt 3 , daß ich mich zu üch fügen 4 , wellend ir mich mitt billichem stand 5 , da ich das evangelion Christi predgen möge, versähenn 6 , weyß ich üwer ersammen wyßheyt hohen danck; will ouch sömlicher 7 trüw, eeren und gutem, so vil und mir müglich, ind eewigheyt nitt vergässen, sunder mich zu yedenn und allen zyten beflyssen 8 , sömlich früntschafft mitt höchstem flyß, liebe und gunst zu beschuldenn 9 . Demnach wil ich üwer wyßheyt trungenlichen 10 gebätten habenn, ir wellend mir minen verzug 11 zu argem oder zorn nitt uffnemmen 12 , das ich den bottenn nitt grad abgefertiget 13 hab; dann ich inn alein der hoffnung uffgehept 14 , daß ich ein entliche 15 antwurt gäben möchte. Nun aber schickend sich mine händell also 16 , daß ich nitt hab nach minem willenn und fürnemmen 17 mögen 18 handlen 19 . Will üch also, allß günstige herren und mine besonders [!] getrüwen, zum aller höchsten gepetten haben, ir wellind mich, der ich sust 20 inn vil wäg verrungen 21 , nitt überylen; will ich üwer wyßheyt, wo nitt innet 22 acht tagen doch uff das aller längst innet 14 tagen, eintwäders selbs antwurt gäben

1 Wiedergabe des Textes in modernisierter Form.
2 im voraus, zuerst, vor allem.
3 Siehe oben Nr. 42.
4 begeben (solle), SI l 702.
5 mit einer angemessenen Stelle.
6 versorgen.
7 einer solchen.
8 befleißigen.
9 vergelten (SI VIII 660).
10 dringend, eindringlich.
11 Verzögerung.
12 nicht verargen.
13 mit einer Antwort zurückgeschickt.
14 aufgehalten (SI II 895).
15 endgültige.
16 nehmen meine Angelegenheiten eine solche Richtung, lassen sich ... so an (SI VIII 511).
17 Vorhaben, Absicht (SI IV 746).
18 können.
19 Vom Zürcher Rat wurde ihm nämlich nahegelegt, vorerst keine Berufungen zu beantworten, sondern die Entscheidung Zürichs abzuwarten (s. HBRG III 293; Zsindely 670).
20 sonst.
21 in vieler Hinsicht geplagt (vgl. Lexer II 448).
22 innerhalb.


Briefe_Vol_01-224arpa

oder mitt bottschafft zytlich und gepürlich hallten 23 ; will ouch sömliches uffschlags 24 hohen danck und getrüwe früntschafft wüssen.

Damitt will ich üch gott befelhenn; der welle üch mitt wyßheyt und uffrächte 25 lang zu sinen eeren behallten 26 .

Datum samstags deß 2. decembriß 1531, Zürych.

Ü[wer]wysheyt alle zyt williger

Heinrych Bullinger.

[Adresse auf der Rückseite:] Den ersammen, frommen, fürsichtigen und wysen Adilbergen Meyern 27 , burgermeister und radt der statt Passell [!], minen g[nädigen] und lieben herren a.

a darunter von fremder Hand: anno 1531, H. Bullingers antwort auf den bruf der stat Basel.
23 eine Botschaft zeitig und in angemessener Weise zukommen lassen.
24 für diesen Aufschub, diese Bedenkzeit (SI IX 208ff).
25 Standhaftigkeit (SI VI 220).
26 erhalten, bewahren (SI II 1238).
27 Adelberg Meyer, s. oben S. 221, Anm. 11.