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Autograph: Zürich StA, E II 340, 74 (Siegelspur) Ungedruckt
Für den verstorbenen Pfarrer von Rüti, Nikolaus Steiner, hilft Diakon [Dietrich Thöny] von Wald aus; doch da die dringenden seelsorgerlichen Aufgaben in der großen Gemeinde einen Pfarrer erfordern, bittet Stumpf darum, beim Rat die Neubesetzung zu erwirken. Dankt für die Beherbergung. Hat das Werk des Beatus Rhenanus [Rerum Germanicarum libri tres] in Zürich nichtfinden können; wird daher mit der Abfassung des ersten Buches [der Druckfassung seiner Chronik]bis zur Frankfurter Messe zuwarten. Grüße.
Gratiam et pacem a deo patre et domino nostro Iesu Christo.
Lieber her und bruder, es ist her Niclaus Steyner, predicant zu Rütti, vor acht tagen vor datum dis brieffs vom herren uß disem zyt berüefft 1 , deßwegen die predicatur daselbst jetzzumal ledig und durch den diaconum von Wald 2 versehen wirt. Nun acht 3 ich wol, die von Rütti liesßend sich der versehung des diaconi wol benüegen, darmit sy kein eignen hirten haben müesten. Diewyl wir uns aber a eynes geschwinden 4 infallenden sterbens versehend (welcher schon anfacht zuryßen 5 , dan sich mit obgemeltem her Niclausen allein im closter Rütti by 12 oder 14 personen gelegt 6 habend, deren schon zwo verscheiden sind) und ouch der pfarer von Dürten 7 an eynem schweren, gifftigen und schwindligem feber kranck ligt, so werdend wir des obgedachten diaconi sonst nodtürfftig, und so dan Rütti am anstoss 8 gelegen, da vil zulouffs, vil gesinds, ouch im pabstumb daselbst vil götzendienst gewesen 9 , und diser zyt ettlich biderb landlüt dahin zur kilchen bescheiden 10 sind, ouch von alter har da ein begrebt und sontegliche predig und b andre pfärliche rechtung 11 gehalten sind, so ist an uch, lieber her und bruder, umb gottes eer und c von bevolchnen myns ampts d wegen 12 myn früntlich bitt und vermanung, uwers vermögens by unsern g[nedigen] hem zuverschaffen, das Rütti mit eynem tougelichen, ansehigen 13 gsellen wider versehen e werde. Dan wo das nit geschicht, wirt es ein
Briefe_Vol_06_193 | arpa |
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grub werden aller laster, dan sonst wenigs guts da geuffnet wirt. Darumb lassend üch die sach angelegen syn etc.
Gott danck und vergelt üch üwer früntlichen und gutwilligen herberg f14 .
Item Beati Rhenani 15 halb: Dasselbig buch 16 hab g ich nit mer Zürch funden; deßhalb ich mit dem ersten buch 17 still will halten biß nach der meß zu Franckfurt 18 , aber inn andern will ich fürfaren. Hiemit sind dem herren gott bevolhen.
Datum Bubicken, sontags letare, in yl zwüschend beiden predigen, anno domini 1536.
Tuus Stumpffius subscripsit.
Es grüesßt üch und all uwer hußfölckli myn früntlicher, lieber gmachel 19 .
[Adresse auf der Rückseite:] Domino H. Bullingero, Tigurinae urbis episcopo, fratri suo in domino.