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Autograph: Zürich ZB, Ms Z XI 103 (Siegelspur) Ungedruckt
Johannes Comander aus Chur schreibt, daß viele im Tirol herumziehende Landsknechte angeworben worden seien und angeblich für einen Einfall ins Veltlin gebraucht werden; das Verhör eines im Veltlin gefangenen Spähers könnte böse Pläne aufdecken, denn Gian Giacomo de' Medici war in Innsbruck und weilt zurzeit auf der Burg Hohenems. Hat zuvor schon Warnungen an Peter Im Haag geschickt. Mahnt zu Beständigkeit und Gottesfurcht. Wenn die Lage etwas klarer wird, werden sich Bullinger und Haller der besprochenen Sache annehmen.
Gnad und frid vonn gott durch unsernn herren Jesum Christum.
Hütt ist mir ein brieff vonn dem predicantenn vonn Chur 1 worden, ist am mentag geschryben, 15. martii 2 . Der lut von wort ze wort also: "Der unseligen lantzknächten sind ein merckliche zaal inn die graffschafft Tyrol kummen an die gräntzen unsers lands 3 , habend da ein zyt lang gepättlet und arme lüt übel getrengt 4 , zeletzt sind sy gemustret und achttusend uff ein monat sollds bezallt 5 . Die lassend sich mercken, es söllend bald noch 20 tusend hernach kummen. Und allß man lang mitt wunder 6 gewartet, durch welchen wäg sy wöllind zühen in Italien, sich 7 , so kumpt das geschrey 8 , sy wöllend inn das Fälltlyn 9 vallenn. Dorumb die unsernn sich beflyssend, daß sölichs nitt beschäch. Deß sontags, 14. martii, kummend brieff für den radt ze Chur, daß man ein späher 10 habe inn dem Velltlin gefangen. Den wirt man nun streckenn und der prattick nachkummen 11 . Dann gwüß ist groß verrätery vor handen. Der vonn Müß 12 , der mörder 13 , ist ze Ynßprug 14 gewäsen. Jetzdan ist er uff
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Hohen Emps by Fäldkylch 15 . Der keysser kumpt diß jars nitt. Aber unß, den tryen pündten 16 , den Beineren, dem Wirtemberger 17 und allen denen, die ann der warheit 18 sind, ist ein band überthon 19 . Gott wölle unß gnädenklich schirmen. Was ich wyters uß des verräters, den man gfangen, verycht 20 , vernimm, will ich dir ylends zuschryben. Dann der bößwicht ist uß unsermm land pürtig, da der lotter 21 , der Müsser, vil spähens hatt. Ich bsorg 22 , es syend die allten anschleg 23 , die by dem läben unsers Zwynglins fürgenommen, aber nitt zu begärtem end gepracht sind 24 etc."
So vil hallt der brieff vonn Chur inn. Hab ich üch zu gutem nitt wöllen verhallten 25 , dann ich ettwas warnung ouch vor 26 minem herren Peternn Imm Hag zugeschryben 27 . Sölichs mögend ir imm ouch zusenden oder behallten, wie es üch gut dunckt.
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Sind allwäg 28 manlich, dappffer, demütig, gotsförchtig. Gott wirt unß umb sines hälgen namens und umb siner eeren willen nitt verlassen.
Wenn wir dann eigentlicher 29 sähend, wo uuß, wöllend wir ouch zu unser zeletst abgeretter sach 30 lugen 31 . Die sach will sich eben rächt also schicken 32 .
Gott sye mitt üch.
Datum Zürych, 19. martii 1535.
Heinrych Bullinger, der üwer
gantz und gar.
[Adresse auf der Rückseite:] Dem ersammen, frommen und wysen Sulpitio Hallernn, vogte uff Läntzburg, sinem günstigen, lieben herrenn.