Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[542]

Gervasius Schuler an
[Bullinger]
[Memmingen],
4. März 1535

Autograph a : Zürich ZB, Ms F 38, 384r.-v., [Beilage:] 385r.-v. (ohne Siegel) Teildruck des Briefes: [F. W. Culmann], Skizzen aus G. Schuler's Leben und Wirken, Straßburg 1855, S. 165f. Druck und Teildruck der Beilage: Vadian BW V 210f und WA Briefwechsel XII 167f b .

Zum Ergebnis der Verhandlungen Bucers mit Melanchthon teilt er ihm vertraulich ein Schreiben [Bucers an Frecht] mit. Obschon Luther in der Vergleichsformel nichts Verdammenswertes gefunden hat, ist Philipp [Melanchthon] vom Kurfürsten [Johann Friedrich] von Sachsen angewiesen worden, die Meinung von Johannes Agricola, Osiander, Linck, Brenz und Amsdorf einzuholen, während Bucer nochmals an die Pfarrer und Obrigkeiten der Städte gelangen wird; auf dem Tag zu Esslingen [vom 7. März] wird u. a. darüber verhandelt. Auf der Konstanzer Theologenzusammenkunft hießen die Teilnehmer nichts gut, was über die Ausführungen in Bucers "Ad Monasterienses" hinausgeht, sie befanden aber auch, daß das Zürcher [Abendmahls-]Bekenntnis Luther wohl nicht genüge; Bucer legte im Hinblick auf eine Einigung mit Luther Artikel vor, die er unbedingt auch mit Bullinger besprechen wollte. Bittet um vertrauliche Behandlung der Beilagen. Nachrichten: Nürnberg hat sich dem Landfriedensbündnis [Ferdinands] angeschlossen, während sich Ulm durch religiöse Vorbehalte heraushalten will; hat darüber gepredigt. Bullinger soll Christoph [Froschauer] vertrösten, bis Schuler bezahlen kann. Wird mit der erwarteten Geburt eines Kindes große Auslagen haben. Schickt dem Schuhmacher das Geld, sobald er den geschuldeten Betrag kennt. Grüße. Es ist eine [den Schwäbischen Bund betreffende] Tagung in Ulm vorgesehen. [Beilage (Brief Bucers an Frecht, 2. Januar 1535):] In der [Kasseler]Vergleichsformel, die Bucer nach Ulm, Esslingen, Biberach, Memmingen, Kempten und Isny schickt, sind einzig die Augsburger genannt, weil sie beim Kurfürsten noch immer im Verdacht [der zwinglischen Häresie] stehen. Hofft, daß Philipp [Melanchthon]

4 Vgl. Mt 20, 1-16.
a Sowohl der Brief als auch die Beilage stammen von Schulers Hand. Sie sind in einem Zuge geschrieben worden, und die Blätter stimmen auch bezüglich Faltung überein. Unterstreichungen und Bemerkungen von J. H. Hottinger.
b Von den beiden in der Beilage enthaltenen Stücken, einem Brief Bucers an Martin Frecht vom 2. Januar 1535 und der Einigungsformel von Kassel, ist eine Abschrift von Thomas Gaßner in Vadian
BW V 210f ediert. In WA Briefwechsel XII 167f findet sich die Einigungsformel nach einer Vorlage von Melanchthons Hand; dort sind auch weitere Abschriften und Drucke aufgeführt.
1 Der vorliegende Brief ging - wie der Inhalt ausweist - nach Zürich. Sein vertraulicher und familiärer Charakter (vgl. etwa Z. 25f und 69) bestätigt, daß Bullinger der Adressat war. Es handelt sich mit Sicherheit um das Schreiben, das von Zwick am 28. März an Bullinger weitergeleitet wurde (s. unten Nr. 565, 2f).


Briefe_Vol_05_131arpa

in seinen Bemühungen um Luthers Zustimmung [von den Städten] unterstützt wird, denn noch nie waren die Aussichten auf eine Einigung so gut; wird Weiteres berichten, sobald er mehr weiß. Bittet, dem beigelegten Text zuzustimmen, welcher - zur Bewahrung der Reinheit der Lehre - die Unterscheidung von Brot und Leib Christi [im Abendmahl] erläutert und festlegt. Philipp [Melanchthon] und einige Hessen empfehlen sich. Übereinkunft zwischen Philipp [Melanchthon] und Bucer in Kassel vom 29. Dezember 1534. Schuler bittet Bullinger, diese Formel zu beurteilen, jedoch nicht zu verbreiten.

Gratiam et pacem a domino.

Accepi 6. februarii litteras abs te 2 , charissime frater, quibus ex me cupis scire, quid Bucerus noster a Melanctone et Luthero inpetrarit 3 . Sed quia nichildum michi super hac re perspectum esset, volui certis indagatis ad te scribere. Verum est, statim post abitum Buceri ad Melanctonem 4 Frechtus, ille plane meus Ulmensis ecclesie antistes, vir iuxta pius et eruditus, ad me ceterosque symmystas Buceri autographum misit, quod et tibi bona fide c communicare volui 5 , non ut aliis ostendas, sed apud te contineas habeasque, quo negotium hoc foelicius vehere poteris.

Accepi multo post, vicesima septima februarii anno 1535, alias literas a Frechto meo 6 , quibus inter cetera vel eius certiorem fecit: "Non autem ignoras forte", ut Frechti verba recenseam, "quid elector Saxo 7 cum Luthero responderit ad ea, que Melancton cum Bucero nostro Casselle nuper coram landgravio 8 in causa concordiae tractaverunt. Lutherus cum theologis Wittenbergensibus ingenue sunt confessi se non posse nos dampnare in nostra sententia 9 . Quodsi nichil damnabile in ea est, consequitur eam carere mendatio. Philippus 10 tamen iussu electoris aliquot precipuorum concionatorum, utpote Islebii 11 , Osiandri, Linckii 12 , Brentii, Ambsdorferi 13 sententias super hac nostra moderatione

c vor fide unleserliches, vielleicht gestrichenes Zeichen.
2 Nicht erhalten.
3 Zu den Verhandlungen Bucers mit Melanchthon in Kassel und zur Vereinbarung vom 29. Dezember 1534 vgl. WA Briefwechsel XII 156f, Köhler, ZL II 377f und Melanchthon BW. Regesten II 164 (mit Lit.).
4 Bucer war am 18. Dezember 1534 von Konstanz, wo er an den Gesprächen der oberdeutschen Theologen teilgenommen hatte, nach Kassel aufgebrochen (vgl. HBBW IV, S. 455, Anm. 8).
5 Vgl. Beilage, unten Z. 74-135.
6 Nicht erhalten.
7 Kurfürst Johann Friedrich I.
8 Landgraf Philipp von Hessen.
9 Zu Luthers Reaktion vgl. WA Briefwechsel XII 168-170 und WA XXXVIII 300f.
10 Philipp Melanchthon.
11 Johannes Agricola, von Eisleben.
12 Wenzeslaus Linck, 1483-1547, aus Colditz (Sachsen), war Augustiner-Eremit. Er durchlief die wissenschaftliche Laufbahn an der Universität Wittenberg, doktorierte 1511 und war 1512/1514 (zur Zeit der Promotion Luthers) Dekan der Theologischen Fakultät. Er wurde früh ein Anhänger Luthers. 1520-1523 war er Nachfolger von Staupitz als Generalvikar der deutschen Augustiner. In Altenburg (Thüringen), wo er 1523-1525 wirkte, trat er vor allem auch publizistisch für die Reformen ein. Als Spitalpfarrer in Nürnberg - von 1525 an bis zu seinem Tod - pflegte er die Seelsorge mit großer Hingabe, war geduldig im Umgang mit Täufern und Katholiken und hielt sich in den theologischen Auseinandersetzungen mit Osiander stets an den Rat Luthers, dem er immer freundschaftlich verbunden blieb. — Lit.: Jürgen Lorz, Das reformatorische


Briefe_Vol_05_132arpa

rogabit 14 , et rursus Bucerus noster rogabit nostras et precipuorum senatorum urbium sententias; tum plan[e]d pleneque deo propitio coibit concordia. Atque ea de re urbium legati Esslingiae forte colloquentur, ubi ad proximum letare 15 comitia agitabunt 16 ." Hec Frechtus etc.

Nos cum essemus Constantiae 17 , nichil in causa euc[ha]ristie e probavimus, quam quod Buceri scriptum Ad Monasterienses 18 habet super hac re. Vestram veram confessionem 19 quum magno studio legissemus, tandem in hanc (in sinum tuum 20 loquor) prorupimus sententiam: "Helvetii sive Tygurini fratres de negotio eucharistiae verissime scripserunt, fortasse tamen non satis luculenter Luthero." Videbamus enim in modo loquendi, non re ipsa, distare negotium etc. Utinam michi coram daretur otium loqui. Bucerus quosdam articulos proponebat 21 tum nobis subindicans, qua via possemus cum Luthero praeter veritatis iacturam convenire, quosquam avidissime et tecum ad satietatem usque velle conferre.

d-n Textverlust durch Abnutzung des Randes.
Wirken Dr. Wenzeslaus Lincks in Altenburg und Nürnberg (1523-1547), Nürnberg 1978. —Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 25; Bibliographia Linckiana. Bibliographie der gedruckten Schriften Dr. Wenzeslaus Lincks (1483-1547), bearb. v. Jürgen Lorz, Nieuwkoop 1977. — Bibliotheca Humanistica & Reformatorica 18; Matthias Simon, in: RGG IV 380; Gottfried Seebaß, in: NDB XIV 571f.
13 Nikolaus von Amsdorf, 1483-1565, aus Torgau, studierte Theologie an der Universität Wittenberg. Er schloß sich früh Luther an und begleitete diesen zur Disputation nach Leipzig sowie 1521 zum Reichstag nach Worms. Von 1524 an wirkte er für die Reform in Magdeburg. 1540 und 1541 beteiligte er sich an den drei Religionsgesprächen von Hagenau, Worms und Regensburg. Im Jahre 1542 wurde er Bischof von Naumburg. Nach seiner Vertreibung im Schmalkaldischen Krieg hielt er sich in Weimar, Magdeburg und Eisenach auf. Hatte sich Amsdorf schon zuvor gegen jeden theologischen Kompromiß gestellt, so trat er nun kämpferisch für die reine Lehre Luthers ein, stritt gegen das Interim, gegen Osiander, die Philippisten u. a.; im Zuge dieser Bemühungen beteiligte er sich auch an
der Gründung der Universität Jena und wirkte bei der Jenaer Ausgabe der Lutherwerke mit. —Lit.: Robert Kolb, Nikolaus von Amsdorf (1483-1565). Popular Polemics in the Preservation of Luther's Legacy, Nieuwkoop 1978. — Bibliotheca Humanistica & Reformatorica 24; Joachim Rogge, in: TRE II 487-497; Hartmut Voit, in: Contemporaries I 51f.
14 Zum Auftrag des Kurfürsten vgl. WA Briefwechsel VII 156f. XII 170, Anm. 10; WA XXXVIII 300f; Köhler, ZL II 379. Frecht (oder Schuler) läßt in der Aufzählung den sonst immer auch genannten Urbanus Rhegius weg.
15 7. März 1535.
16 Zur Tagung der oberdeutschen Städte vom 8. bis zum 12. März 1535, an der auch die Kasseler Konkordienverhandlungen zur Sprache kamen, vgl. Fabian, Städtetage III 187-199.
17 Über die Teilnehmer an der Konstanzer Theologenzusammenkunft - unter diesen Schuler und Frecht -vgl. HBBW IV, S. 456, Anm. 16.
18 Bucer, Bericht auß der heyligen geschrift, s. HBBW IV, S. 124, Anm. 3.
19 Das Abendmahlsbekenntnis der Zürcher vom Dez. 1534 (HBBW IV, Nr. 482).
20 im Vertrauen (Otto 324, Nr. 1656).
21 Zu den von Bucer in Konstanz vorgelegten 10 Artikeln (BucerDS VI/I 50-53) vgl. Köhler, ZL II 373-375.


Briefe_Vol_05_133arpa

Non usque adeo tutum est literis illa expedire hoc praesertim nequam seculo, ubi nec hospes ab hospite tutus est 22 . Sperarem te hosce non praet[er]f commodum lecturum esse, non quod Bucerus huiusmodi articulos ad[a]maret g , sed ut velut hiis mediis experiretur apud nos, qui Svevicis ecclesiis praesumus, quocunque possemus cum Luthero coire. Accipe inter[im]h bona fide, que mitto, atque pro tibi data prudentia expende apud te, n[e]i ipse velut secretorum detector insimuler.

Nova sunt, que sequuntur, et v[era]k : Die von Nürnberg sind in pundt kommen; gott gesegne inen das protes[...]l . Die von Ulm wöllen ouch dran, aber doch mitt ettlichen vor[b]ehaltenen m artickelen, deren eyner ist, daß der pundt nützt soll in der religion sach zu schaffen haben, und wann inen der reli[gi]on n sachen halb ettwas widerwertigs zu handen gotth, so sollen ||384v. ouch die bischöff und prelaten inen daß evangelium zu schirmen beystendig sein 23 . O carnulenta pectora, o stultam prudentiam! Quam se in mille formas flectit sathan ille 24 . Jaa, sprechen die von Ulm, wir wißen wol, daß römsche k[ünglich]e m[aieste]t 25 solchen fürschlag mitt sampt denen pfaffen nitt kan annämen, so konnen wir dann mitt glympff 26 von inen kommen etc. Eß heißt aber gott versucht, wann man alßo mitt pletzwerck 27 umbgoth und sich nitt der einfältigen worheyt und gerechtigkeyt heltet. Die hälen 28 katzen sind nitt gut zuversuchen 29 ; daß nochergeschlecht weyßt im alweg den kopff uß der halffter zuschleyffen 30 . Wie wann die pffaffen solchen fürschlag annämen, und wann eß dornach an die noth ginge, so derfft 31 man erst deß gemachten pundts mitt seynen condictionibus ein sonderen tolmetschen, und eb ein yglich sich dorüber mitt seinem mutwyllen erspatzierete 32 , weren wir verloren. Ich hab ein predig oder zwo treffenlich dowider gehandlet zu Memmingen; hoff, gott hab es gepeßeret unßerdthalben. Nüt dann laß dir unßere kylch in deynem gepett befolhen sein.

22 Ovidius, Metamorphoses 1, 144.
23 In den Verhandlungen um den Beitritt zum von König Ferdinand geplanten Landfriedensbündnis (der Nachfolgeorganisation des Schwäbischen Bundes) hatten Nürnberg, Ulm und Augsburg Bedingungen, den Glauben und die geistliche Jurisdiktion betreffend, gestellt; vgl. die Akten zur Donauwörther Tagung, Januar/Februar 1535, bei Fabian, Städtetage III 175-186. Nürnberg erklärte sich nach dieser Tagung bündnisbereit, während Ulm und Augsburg bei ihren Vorbehalten blieben und dem Bund nicht beitraten; vgl. Roth II 225. 228. 234f, Anm. 41. 236, Anm. 55.
24 Vgl. 2Kor 11, 14.
25 König Ferdinand I.
26 mit gutem Grund (vgl. SI II 626).
27 Flickwerk (Grimm II 110f).
28 schmeichlerisch, falsch (SI II 1131f).
29 nicht leicht auf die Probe zu stellen (SI VII 223f).
30 an "den Kopf aus der Schlinge ziehen" (Wander II 1522) anklingend, also etwa: die Nachfolgenden wissen sich stets den Verpflichtungen zu entziehen.
31 bedurfte.
32 sich... erginge (SI X 648).


Briefe_Vol_05_134arpa

Witter pitt ich dich umb gemeyner liebe wyllen, die wir zamen tragind, wollest mir den Stoffel 33 noch meer auffhalten 34 ; er soll doch nütz 35 verlieren; ich wyll ihn erberlich bezalen uffs beldest, so immer müglich.

Ich wird schir 36 ein kindpetterin haben, das ouch ein bsunderen kosten auff mich läufft.

Deß schumachers 37 summ weyß ich in der worheyt nitt; ich wolt ims geschickt haben. Wann ich der selben verstendigt wird, will ichs im schicken.

Ich scryb in eyl, hab vergut 38 , meyn prüder, halt mir meyn seltzam 39 schryben zu gut und laß mich dir im herren hinfurt wie byßhaar befolhen sein.

Grüß mir dein liebs ripp 40 , dein muter 41 , Leonem Jude mitt allen prüderen.

Datum 4. martii anno 1535.

Eß wirdt ein tag zu Ulm von der ritterschafft und adel 42 .

Dein Gervasius

Schuler.

||385r. [Beilage:]o43 Gratia et pax observande Frechte.

Mitto tibi p et fratribus symmistis Eßlingensibus, Bibracensibus, Memmingensibus, Campidonensibus q et Isnensibus rationem 44 , qua in praesens averti possit conatus hostium causam querentium r ex nostro dissidio. Visum est illustrissimo landgravio s , Philippo et michi, ut Augustani soli exprimantur, quia nos pridem a Saxo t agniti sumus concordes, dum ille u nostram primum Auguste et nos illorum postea Schwinfurdi confessionem recepimus 45 . Non fuit igitur vel significatio aliqua concedenda, quasi aliquid adhuc v inter nos non w

o Wesentliche Abweichungen der Kopie Gaßners (vgl. Anm. b) vom hier anschließenden Brieftext verzeichnen wir als Variante G.
p G: vor tibi steht hic.
q G: vor Campidonensibus steht Constantiensibus, Lindaviensibus.
r Vorlage: querentes. G: quaerentium.
s G: vor landgravio steht principi.
t G: Saxonibus anstelle von Saxo.
u G: illi anstelle von ille.
v adhuc fehlt in G.
w non fehlt in der Vorlage, ist in G enthalten.
33 Christoph Froschauer. Schuler hatte früher schon einmal, im April 1534, um Zahlungsaufschub gebeten (vgl. HBBW IV, S. 110f). Über Schulers Beziehungen zum Zürcher Drucker vgl. [Culmann], aaO, S. 117.
34 um Aufschub bitten (vgl. SI II 1227).
35 nichts.
36 bald (SI VIII 1183-1185).
37 Unbekannt.
38 verzeih.
39 seltenes.
40 Frau (Grimm VIII 1030). — Bullingers Ehefrau Anna, geb. Adlischwyler.
41 Anna, geb. Wiederkehr.
42 Gemeint ist wohl die Tagung, die vom 17. bis zum 20. März 1535 in Ulm zur Vorbereitung einer Zusammenkunft aller Stände des aufgelösten Schwäbischen Bundes durchgeführt wurde; vgl. Fabian, Städtetage III 202-205, bes. auch 202, Anm. 4.
43 Dieser Brief Bucers an Frecht war auch Johannes Zwick bekannt, als dieser kurz vor dem 11. Januar an Bullinger schrieb (s. oben Nr. 508, 40-61); vgl. auch Köhler, ZL II 379.
44 Die Vergleichsformel unten Z. 120-133.
45 Zur Confessio Tetrapolitana, die 1530 in Augsburg vorgelegt wurde, und zur Zustimmung der Oberländer zum Augsburger Bekenntnis im Jahre 1532 in Schweinfurt vgl. BucerDS VIII 76, 6-11, Köhler, ZL II 284-291, und HBBW IV, S. 277, Anm. 17. 20.


Briefe_Vol_05_135arpa

conveniret, sicut revera per omnia convenit, nisi quod de modis loquendi quibusdam aliqui adhuc herent. Augustani autem peculiariter x diffamati apud illustrissimum principem electorem fuere 46 ; de his igitur nominatim rationem concordie posuimus, quam Philippus dicet omnibus y nobis probari. Nam quum hic nichil detur z , quam ut iuxta confessionem doceamus aa , et explicatio, que subiicitur, nichil quam exhibitionem 47 veram Christi bb exprimat et nullam explicationem excludat, non videtur messe hic, quod quenquam nostrum possit cc gravare. Dominus Greek. siquidem adprobat nostram moderationem in libro Ad Monasterienses, ubi omnia satis explicata sunt, integrum manet cuique in ecclesia sua explicare pro aedificatione omnia, tantum dd ut vera veri Christi per ministerium ministerialis exhibitio salva maneat. Ut semper dicebam, greek dabit operam ee , ut dominus Lutherus ff quoque nostram gg explicationem probet. Inpii nichil ad nos 48 ; nichil igitur de illis nominatim statuere visum est. Vos ergo, charissimi fratres, perseveretis in moderatione, que est in libello hh Ad Monasterienses, ut plene ii fateamini dominum nobis exhiberi kk , et orate dominum, ut Philippi ll conatus, qui optimi mm sunt, provehat nn et confirmet. Nunquam fuit spes certior et purior concordie oo . Dummodo autem Greek nobis rescripserit, quid apud electorem et Lutherum effecerit, significabo.

Scriptum, quod mitto, communiter a nobis positum, nolite vulgare et in eo agnoscite diligenter cautum de discrimine naturali inter panem et corpus domini. Hoc enim posito aversae sunt omnes crasse et inpure cogitationes, quomodo per se corpus domini percipitur, nempe mente fideli et ratione sacramenti. "Corporalis, corporaliter" in praesens dilatum pp est ex causis. In genere antea statui, quod qq necesse est exhibitione rr et luculenter explicanda naturae diversita[te]ss inter corpus domini et panem.

x in der Vorlage peculialiter.
y G: vor omnibus steht si de eo quaeratur.
z G: dicitur anstelle von detur.
aa in der Vorlage steht vor doceamus irrtümlich gemeß. G gibt vor doceamus die Worte: et apologiam (gemess).
bb G: vor Christi steht veri.
cc G: queat anstelle von possit.
dd Das integrum manet cuique in ecclesia sua explicare pro aedificatione omnia, tantum ist Ergänzung nach G. In der Vorlage steht nur nisi.
ee G: anstelle von greek dabit operam steht Iam dabit operam Philippus.
ff in der Vorlage domino Luthero.
gg nostram fehlt in der Vorlage.
hh G: libro anstelle von libello.
ii G: plane anstelle von plene.
kk G: in cena exhiberi et adesse anstelle von exhiberi.
ll G: vor Philippi steht domini.
mm G: vor optimi steht certe.
nn in der Vorlage provehatt.
oo G: major certae et purae concordiae anstelle von certior et purior concordie.
pp in der Vorlage delatum.
qq quod fehlt in der Vorlage und in G.
rr G: vor exhibitione steht de.
ss Textverlust durch Abnutzung des Randes.
46 Die Augsburger standen bei Johann Friedrich nach wie vor im Verdacht, der zwinglischen Abendmahlslehre anzuhangen (vgl. BucerDS VI/1 76, 4-6 und Roth II 282-285).
47 Zum Streitpunkt der "exhibitio"vgl. oben Nr. 521, Anm. 6. 10.
48 Gemeint ist die Frage der "manducatio impii" (vgl. dazu Köhler, ZL II 378f).


Briefe_Vol_05_136arpa

Res commode habent; tantum orate dominum et concordie vos tt accomodate secundum ea, quae recepistis ex libro Ad Monas[terienses]. Que Philippus effecerit apud electorem et Lutherum, rescribet quam primum landgravio; ab hoc discemus nos optime.

Valete fratres observandi.

Franckfordie, postridie circumcisionis 49 1535.

Philippus et fratres quidam Hassie magno studio se vobis commendari petierunt.

Martinus Bucerus Has literas Bucerus Frechto misit, Frechtus nobis etc.

||385v. Conventa inter Philippum et Bucerum Casselle 4. kalendas ianuarii anno 1534 50 :

Herr Bucerus ist zu Augspurg funff wochen gelägen, hatt do geprediget und bevolgt 51 , das die predicanten der oberkeyt zugesagt haben, vom sacrament und anderen artickelen der confession und apology 52 gemäß zu leeren. Deß sy sich ouch zuvor auff ansinnen der oberkeyt erbotten habend, wie sy imme angezeygt, und daß kein betrug gesucht oder gemeynt werde, das der worhafftigen von der woren gegenwirtigkeyt Christi bericht zuwider, jaa des sy bekennen, das der leyb Christi wäßenlich und worhafftiglich endtpfangen werde, so das sacrament endtpfangen, und das prot und weyn zeychen sind, signa exhibitiva, welche so man reycht und endtpfacht, werde zugleych gereycht und endpfangen der leyb Christi. Und halten alßo, das das prot und der leyb alßo bey ein 53 send, nitt mitt vermischung ires wäßens, sunder alß sacrament und dasjenig, so sampt dem sacrament gegeben wirdt (quo posito aliud ponitur); dann diewyl man auff peyden theylen helt, das prot und wein plybt, halten sie solche sacramentalem coniunctionem etc.

Rescribe, mi frater, ut placeat tibi hec concordie ratio; interim ne palam divulges.

[Ohne Adresse.]

tt G: vas anstelle von vos.
49 2. Januar.
50 Der Text der Kasseler Vereinbarung vom 29. Dezember 1534 war Bullinger bereits am 4. Februar von Myconius übermittelt worden (s. oben Nr. 521, 8-15).
51 bewirkt.
52 Gemeint ist das Augsburger Bekenntnis von 1530 und seine Apologie; vgl. Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, hg. im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930, 10. Aufl., Göttingen 1986, S. 31-137 und 139-404.
53 beieinander.