Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Pfarrer von Basel an
die Pfarrer von Zürich
Basel,
26. November 1534

Autograph a von Oswald Myconius: Zürich StA, E II 337, zu 69 (Siegelspur) Ungedruckt

Sind mit dem Zürcher Bekenntnis gänzlich einverstanden; es entspricht auch ihrer gedruckten Konfession [vom Januar 1534]. Mit dem Hinweis auf die Behauptung der Gegner, die Basler hätten ein Abendmahl ohne Christus, veranlaßten die Straßburger die Abfassung eines neuen Bekenntnisses. Dieses ist etwas kürzer als das zürcherische, steht aber damit völlig im Einklang. Die Straßburger sind damit einverstanden; Bucer ist allerdings abwesend. Daß es beim Abendmahl auf den Glauben ankommt, muß jedem wahren Christen einleuchten. Die Gegner sprechen ihnen den Glauben ab und dies nur auf Grund von Verleumdungen, ohne ihre Bücher zu kennen, die sie ja verachten. Die Basler hoffen auf die Konkordie, um die sich die Brüder in Straßburg bemühen.

S. et pacem per dominum.

Hanc vestram confessionem 1 diligenter, quamvis tempus breve esset, lectam non nunc primum adprobamus, sed olim quoque confessi sumus et deo

a vos am Rande nachgetragen.
b-c una bis placeat am Rande nachgetragen.
4 Vgl. Röm 12, 4f; 1 Kur 12, 26.
5 gebt uns eure Zustimmung.
6 Der Überbringer des Briefes ist nicht bekannt.
7 Der Brief an die Berner Pfarrer ist nicht erhalten.
a Auch die Unterschriften sind je eigenhändig (vgl. unten Anm. k). Das Autograph wurde zu Bullingers Abschrift mit dem Titel «Fratrum Basileiensium de Tigurina confessio» (Zürich StA, E II 337, 68v.-69r.; zitiert:
A) in dessen Dokumentation zum Abendmahlsstreit gelegt (zu dieser vgl. oben S. 369f, Anm. a). Eine Abschrift von der Hand des fünfzehnjährigen Rudolf Gwalther mit einem Hinweis Bullingers auf das Autograph (s. Anm. k) wurde mit Brief Nr. 482 (vgl. S. 420, Anm. a) an Bucer nach Konstanz gesandt (Straßburg Stadtarchiv, AST 168, Nr. 15, f. 210r.; zitiert: B). Über die Orthographie (A: ae für ae; B: caena für coena usw.) hinausgehende Abweichungen in A und B sind vermerkt.
1 Das Zürcher Abendmahlsbekenntnis vom 22. Oktober 1534 zuhanden von Blarer


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et libello in hoc aedito Germanice, mundo b et ante dies non multos fratribus Argentinensibus, qui scriptis literis 2 eam ipsam elicuerunt hoc potissimum verbo, quo scripserant illud per Germaniam pene ferri de nobis, habere coenam sine Christo. Hoc itaque pati nequeuntes coacti sumus ad confessionem super eucharistiae sacramento faciendam veluti de novo 3 . Par est per omnia, quod adtinet ad mentem, vestrae. Brevior est expositio, interim a vestra tamen nihil poenitus dissonans. Iam c Argentinenses et nostram sententiam de praesentia domini in coena deque toto coenae probarunt negocio literis 4 et propriae manus cuiusque subscriptione excepto Bucero, ut qui domi, sicut scitis, non fuerit d 5 . Cui vero non constat, pio saltem, quod ubi fides existit, ibi et Christum vere esse? Contra ubi fides nulla, nullum etiam Christum esse? Quamobrem si coenam agentes fideles fuerimus, necesse est, ut Christum habeamus praesentem edamusque, dum panem sumimus et vinum bibimus 6 . Istud quidem ex dicto verbo satis superque e notavimus, adversarios in hac causa nostros fidem Christi poenitus negare nobis. Nam f alioqui de coena nostra tam improbe iudicare non possent. Verum quaenam haec malignitas negare, fidem eis, qui Christum docent tam synceriter, imo qui gloriari audent cum Paulo se «nihil scire prorsus nisi Iesum Christum et hunc crucifixum» [1 Kor 2, 2]? Videntur contemnere libros, qui scripti sunt quique scribuntur a nostris. Hos etenim non legunt, interim tamen credunt delatoribus, et quicquid hi deferunt, arripientes firmant. Quocirca quid deinde aliud quam meras calumnias dicerent? Iudicabit istos olim dominus 7 procul dubio. Nostrum est unanimiter rogare deum per dominum nostrum Iesum Christum, ut mentis sanitatem largiatur, qui carent 8 , defendat, qui habent. tum enim nemini dubium esse potest quin concordia consequatur in ecclesia talis, qualem iam diu bono quidem zelo quaesierunt fratres Argentinenses 9 . Dominus nos omnes conservet in aeternum!
b B streicht mundo an dieser Stelle und setzt es mit einem Zeichen vor libello.
c-d In der Vorlage von Iam bis fuerit am Rande nachgetragen.
e B: superius.
f In B fehlt Nam. Dafür ist enim nach alioqui eingefügt.
(oben Nr. 463; vgl. S. 413, Anm. 1 und ferner Nr. 476, bes. S. 407. Anm. 1) ist gemeint.
2 Siehe oben S. 397, Anm. 2.
3 Es handelt sich um eine dem gedruckten Ersten Basler Bekenntnis vom 21. Januar 1534 (ABaslerRef VI 400; BSRK 95-100)
zugefügte neue Abendmahlserklärung (s. oben S. 398, 21-27 und Anm. 9).
4 Der Brief ist nicht erhalten.
5 Zu Bucers Reisen durch Süddeutschland im Herbst 1534 siehe oben S. 386, Anm. 32 sowie unten S. 440, Anm.6 und S. 455, Anm. 8.
6 Auch Zwingli hat die Gegenwart Christi im Abendmahl streng auf den Glauben bezogen. Zur Abendmahlslehre Zwinglis vgl. Locher, Grundzüge 582-590.
7 Vgl. 1 Petr 4, 5.
8 Vgl. Jak 1, 5.
9 Zu den Konkordienbemühungen Bucers, Capitos und Jakob Sturms im November/Dezember 1534 s. Köhler, ZL II 361-378.


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Valete semper fide salva g et inconcussa.

Basileae, raptim, 26. novembris anno 1534.

Telamonius Limpergius 10 ,

Osvaldus Myconius,

Paulus Phrygio,

Andreas Carolostadius,

Volffgangus Wisenburgius,

Marcus Bersius,

Benedictus Widman h 11 ,

Johannes Luitthardus 12 ,

Thomas Gyrfalckonius 13 ,

Ioannes Gastius 14 ,

Michael Glasser 15 ,

Michael Capitarius, diaconus Leonardi i 16 ,

Burckardus Rottpletz k 17

[Adresse auf der Rückseite:]l Domino Heinricho Engelharto, d. Heinricho Bullingero caeterisque fratribus Christum Tiguri docentibus, dominis et fratribus in Christo charissimis suis.

g Nach salva wiederholt B semper.
h A und B: Wideman.
i A läßt diaconus Leonardi weg.
k Zu den Unterschriften bemerkt Bullinger in A: Singuli propriis manibus asscripsere nomina. Und in B: Singuli singula subscripsere nomina propria manibus propriis. Testatur id archetypus, qui apud Bullingerum servatur. Testor hoc ipsum et ego H. Bullingerus manu hac mea propria.
l A und B setzen die Adresse an den Anfang.
10 Tilmann Limperger (Limpurger), um 1455-1535, aus Mainz, wurde Augustiner, studierte in London und Bologna, 1487 in Freiburg i. B., wurde 1489 Prior des dortigen Augustinerkonvents, 1491 Provinzial der oberrheinischen Kirchenprovinz und 1493 Regens in Straßburg, 1498 Bischof von Tripolis und Weihbischof von Basel, wo er 1514 das Bürgerrecht erhielt. Er befreundete sich mit Oekolampad, wurde 1525 vom Bischof als Münsterprediger eingesetzt, wegen evangelischer Gesinnung jedoch seines Amtes enthoben und 1527 auch als Weihbischof abgesetzt. Von der Einführung der Reformation 1529 bis 1535 war
er erneut Prediger am Münster in der Stellung eines Archidiakons. - Lit.: Z VIII 125f, Anm. 5, und Reg.; Oekolampad BA I 77, Anm. 1, und I. II Reg.; Das Buch der Basler Reformation. Zu ihrem vierhundertjährigen Jubiläum im Namen der evangelischen Kirchen von Stadt und Landschaft Basel hg. von Ernst Staehelin, Basel 1929, S. 7 (Holzschnitt-Bild von 1498) und Reg.; ABaslerRef II-VI Reg.; Karl Gauß, Basilea Reformata. Die Gemeinden der Kirche Basel Stadt und Land und ihre Pfarrer seit der Reformation bis zur Gegenwart, Basel 1930, S. 103; W. R. Staehelin, Tilmann Limperger, Weihbischof von Basel 1498-1527, in: Der Schweizer Familienforscher, Jg. 14, 1947, S. 26-29; Locher, Zwinglische Reformation, Reg.; Contemporaries II 330f.
11 Benedikt Widmann (Wydmann), dessen Geburts- und Todesjahr nicht bekannt sind, war von 1529 an Helfer zu St. Peter in Basel. Am 24. April 1537 erhielt er vom Rat den Abschied, um einer Berufung nach Biberach folgen zu können. Als Mittagsprediger dort vertrat er ganz die Abendmahlslehre der Ersten Basler Konfession, sodaß ein jüngerer Kollege und


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eifriger Lutheraner, Jakob Schopper, gegen ihn den «Biberacher Abendmahlsstreit» der Jahre 1543/45 entfachte, den Martin Frecht im Bucerschen Sinne schlichtete. 1548/49 hielt sich Widmann immer noch in Biberach auf. Basel, Matrikel II 4 setzt den 1533/34 immatrikulierten «Benedictus Widman de Pfortzheim» mit dem St.-Peter-Diakon gleich. - Lit.: Oekolampad BA II Reg.; Blarer BW II 217; ABaslerRef III-V Reg.; Amerbach, Korr. VIII 17f; [Christian Friederich Essich], Geschichte der Reformation zu Biberach, vom Jahr 1517 bis zum Jahr 1650, Ulm 1817, S. 42. 140; David Koch, Der Abendmahlsstreit in der Reichsstadt Biberach in den Jahren 1534 und 1545, in: BWKG IV, 1900, S. 173. 183-187. V, 1901, S. 33-54; Gerhard Pfeiffer, Das Ringen um die Parität in der Reichsstadt Biberach, in: ebenda 56, 1956, S. 13f. 48; Karl Gauß, aaO, S. 167; Locher, Zwinglische Reformation 479; Bernhard Rüth, Der Prediger Bartholomäus Müller und die Biberacher Reformation, in: BC, Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach 5/1, 1982, S. 18.
12 Johannes Lüthard, gest. 1542, stammte aus dem Luzerner Geschlecht der Sündli, genannt Lüthard. Er wurde Franziskaner in Luzern und dann als redegewandter Mann Prediger im Barfüßerkloster Basel, dessen Guardian Konrad Pellikan war. Lüthard las früh Luther-Schriften, predigte schon im Herbst 1519 evangelisch, legte 1520/21 das Matthäusevangelium aus, stellte aber das Messelesen mit Rücksicht auf Schwache spät ein. An der Badener Disputation 1526 wurde er seiner evangelischen Gesinnung wegen von seinem Verwandten, Alt-Schultheiß Hans Hug von Luzern, übel traktiert. 1528 heiratete er. Von 1529 bis zu seinem Tod am 8. Juli 1542 (s. CO XI 413) war er Prediger zu Barfüßern und Spital-Pfarrer in Basel. Im Herbst 1539 schrieb er sich auf Verlangen des Rates an der Universität ein. Im Abendmahlsstreit stand er auf der vermittelnden Seite des Myconius. Wahrscheinlich ist er der Stammvater des Berner Geschlechtes Lüthard (zu diesem: HBLS IV 721), denn zwei seiner Söhne wirkten in bernischem Gebiet als Pfarrer. Von Lüthard ist noch ein Dankbrief an Bullinger für, ein Buchgeschenk (Zürich StA, E II 441, 480) erhalten. - Lit.: Willy Brändly, Johannes Lüthard, «der Mönch von Luzern», in: Zwa VIII/6, 1946, 305-341; ferner: Das Chronikon des Konrad Pellikan, hg. durch Bernhard Riggenbach, Basel 1877, Reg.; Z VIII 528 und Reg.; Oekolampad BA I. II Reg.; Das
Buch der Basler Reformation, Reg.; ABaslerRef II-VI Reg.; Basel, Matrikel II 22f; Tagebuch des Johannes Gast (s. Anm. 14), Reg.; Gauß, aaO, S. 106; Contemporaries II 359.
13 Thomas Gyrfalk (Geyerfalck, Geierfalk, Girfalckonius), gest. 1560, gebürtig aus dem St. Gregorien-(Münster-)Tal, im obern Elsaß, in der alten Diözese Basel, Lesemeister im Augustinerkloster Freiburg i. Üe., das er wegen seiner evangelischen Gesinnung Anfang 1524 verlassen mußte. Von Cornelius Agrippa nach Basel empfohlen, wurde er dort Prädikant und Lesemeister zu den Augustinern, 1529 Diakon und Prediger an der Münsterfiliale St. Elisabeth, 1535 am Münster selbst und zugleich Seelsorger der Gefangenen und der zum Tode Verurteilten. Er war ein treuer Freund Oekolampads und Zwingli zugetan, aber wenig gebildet. 1526 nahm er an der Basler Disputation teil. Vom 15. März 1551 bis Mitte Oktober 1552 vertrat er Myconius. - Lit.: Corr. des réformateurs I 99, Anm. 2. 329, Anm. 6. II 115, Anm. 3; Z VIII 76. 315. IX 561 und Reg.; Oekolampad BA I. II Reg.; Das Buch der Basler Reformation, Reg.; ABaslerRef II-VI Reg.; Basel, Matrikel II 22; Gauß, aaO, S. 10. 75; Bopp, 177 (Nr. 1599); HBLS IV 27 (mit weiterer Lit.); Locher, Zwinglische Reformation 430; Contemporaries II 155.
14 Johannes Gast, gest. 1552, aus Breisach, als Student weit gereist, kam spätestens 1525 nach Basel zu Adam Petri. Er schrieb Oekolampad-Predigten und -Vorlesungen nach, die er später veröffentlichte. Von 1529 bis zu seinem Tod an der Pest war er Diakon an der Münsterfiliale St. Martin zu Basel. Weil er als kampfeseifriger Bußprediger die kirchlichen und sittlichen Zustände in Basel, die Professoren und seine Mitpfarrer oft scharf kritisierte, auch in Briefen gegen außen, wurde er (angeblich wegen eines Briefes nach Genf) im Frühling 1545 seines Amtes entsetzt und zu einer Geldstrafe verurteilt - die er als kinderreicher, mittelloser Vater nicht bezahlen konnte -, bald aber begnadigt. Nahe stand er Myconius, den Buchdruckern und trotz anderer Abendmahlsauffassung Bucer und Konrad Hubert in Straßburg. Neben Editionen fremder Autoren veröffentlichte er eine Schrift gegen die Täufer und «Convivales sermones». Sein Tagebuch ist bruchstückweise in einer spätern Abschrift erhalten. Gegen 200 Briefe an Bullinger aus den Jahren 1543-1552 machen ihn für diese Zeit zum Hauptinformanten Zürichs über Basler Angelegenheiten. - Lit.: Paul