Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3134]

Bullinger
an Rudolf Gwalther
[Zürich],
Freitag, 10. Februar 1548

Autograph: Zürich ZB, 5.104 (Vorderspiegel)1 Ungedruckt

[1]In diesem Buch hat Bullinger nicht die anstrengenden Arbeiten des Herkules dargestellt, sondern das große Werk, das der hoch angesehene Apostel Paulus, Bekehrer und Lehrer der mächtigsten Reiche in Asien und Europa, während 37 Jahren mühevoll geleistet hat.

50 Vgl. Jer 14, 9.
51 Berthold Pürstinger, Onus ecclesiae, Köln 1531 (VD16 P2933). -Blarer hatte Bullinger schon in seinen beiden letzten Briefen um die Beschaffung des Buches gebeten; s. Nr. 3123, 40-44; Nr. 3127,22f.
52 mein leiblicher.
H Thomas Blarer.
54 Konrad Zwick.
1 Der Brief wurde auf dem Vorderspiegel der Drucksammlung eingeklebt. - Der Sammelband enthält drei Schriften Bullingers und eine Schrift Gwalthers. Da Bullinger auf den drei Titelseiten der von ihm verfassten Werke je eine eigenhändige Widmung für Gwalther notierte, stammt das Buch aus dem Besitz Gwalthers. Die Sammlung enthält Bullingers Series et digestio temporum et rerum descriptarum a beato Luca in Actis Apostolorum, Zürich 1548 (HBBibl I 176; VD16 B9689); Gwalthers grec sive servus ecclesiasticus, Zürich 1548 (VD16 W1127; BZD C391); Bullingers Sermonum Decades duae. De potissimis
verae religionis capitibus, quorum catalogum versa pagella exhibebit, Zürich 1549 (HBBibl I 179; VD16 B9692) und Bullingers Sermonum Decas tertia. De rebus quarum elenchum in fine libri invenies, Zürich 1550 (HBBibl I 180; VD16 B9693). Aus den Erscheinungsjahren sowie aus der auf März 1550 datierten Vorrede der Sermonum Decas tertia (Zürich ZB, 5.104, 4, f. [6]v.) ist zu schließen, dass die Bindung des Sammelbandes nicht vor März 1550 anzusetzen ist. - Da das Papier des vorliegenden Briefes keinerlei Spuren einer Faltung aufweist, hat Bullinger den Brief an Gwalther vermutlich dem ungebundenen, gedruckten Exemplar seiner Schrift "Series et digestio temporum"beigelegt. Das Buch überreichte er diesem als Geschenk, wie es die erwähnte Widmung von Bullingers Hand auf der Titelseite nahelegt; s. Bullinger, Series et digestio temporum, f. [a1],r. - Zum Erscheinungsdatum des Werkes s. Nr. 3121, Anm. 1.


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-[2]Bullinger hat sein Buch innerhalb eines Monats verfasst und schenkt es nun Gwalther, seinem geliebten Sohn und Freund, obgleich er es ihm nie versprochen hat. -[3]Dieser hingegen hat mit der Arbeit am Kommentar über das Buch Jona, den er nicht etwa vor einem Monat, sondern schon vor sechs Jahren ankündigte, nicht einmal begonnen! Er hat den Propheten weder aus dem Bauch des Seeungeheuers befreit (und damit die Rettung der Einwohner von Ninive ermöglicht), noch Bullinger endlich mit dem lang ersehnten Geschenk erfreut. -[4]Gruß.

R. Gvalthero, dilecto suo fluo S.

Exposui hoc libro, suavissirne fili et compater 2 , non Herculis, sed electissirni organi Pauli, magni illius florentissirnorurn Asiae et Europae regnorurn dornitoris et doctoris celeberrimi, aerumnas et labores 3 , quos ille sustinuit ac superavit per annos continuos 37 4 .

Idque toturn absolvi intra mensern, ac dono te hoc munere, quod tarnen nurnquarn prornisi, anirno autern tui amantissirne nunc offero.

Tu lonam promisisti, non ante mensem, sed ante annos 6, 5 nec praestitisti adhuc quicquarn, nec optimi vin in ventrern ceti dernersi misereris, ut eruturn constituas in planum, quo possit et Nivinitas ab impendente interitu per fermentissimam poenitentiae praedicationem liberare, 6 et meipsum munus desideratissimum exhilerare 7 . Vale. 10. februarii anno 1548. Bullingerus tuus.

[Ohne Adresse.]

2 Freund; s. Niermeyer 296.
3 non Herculis ... et labores: Siehe das Titelblatt von Bullinger, Series et digestio temporum.
4 Bullinger veranschaulicht in seiner Schrift "Series et digestio temporum"die 37 Lebensjahre des Apostel Paulus nach seiner Bekehrung; s. Bullinger, Series et digestio temporum, f. [a2],v.-[a3],v.
5 Gwalther hatte 1545 zum ersten Mal über das Buch Jona gepredigt und verfasste im gleichen Jahr das nur handschriftlich erhaltene Epyllion "Jonas propheta elegiaco carmine redditus";
s. HBBW XVII, Nr. 2487, Anm. 35; Peter Stotz, Dichterischer Gestaltungsdrang und biblische Botschaft. Zu den Poemata Sacra Rudolf Gwalthers (1519-1586), in: Camenae XXVI, 2020, S. 6, Anm. 28. - Gwalther scheint also (wenn sich Bullinger nicht täuscht) bereits 1542/1543 eine Veröffentlichung zu jenem biblischen Buch in Aussicht gestellt zu haben. Ein entsprechendes Buch wurde jedoch nie gedruckt.
6 Vgl. Jon 2, 1. 11; 3,2-10.
7 =exhilare; s. Stotz VII 10, Nr. 4.6.