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Autograph: Zürich StA, E II 343, 370 (Siegelspur) a Ungedruckt
[1]Hochholzer dankt für Bullingers letzten Brief [nicht erhalten], auch wenn dieser kurz
war. Er verlässt sich auf das darin geäußerte Versprechen, dass er nicht vergessen wird.
Bullinger ermahnte ihn, das ihm zugeordnete Amt nicht unüberlegt zu verlassen. Doch
Hochholzer handelt nicht leichtfertig, wenn er in seiner Not über eine neue Anstellung
nachdenkt. Vieles spricht nicht nur dafür, sondern drängt ihn sogar dazu. Die finanziellen
Mittel, die andere im Überfluss haben, reichen bei ihm nicht einmal für das Nötigste!
Er wird von Schulden erdrückt, während andere hervorragend versorgt sind. -[2]Es ist
Bullinger ja nicht unbekannt, zu welchen Bedingungen er seine Stelle angetreten hat. Was
ihm alles zugesagt wurde, ist sicherlich nicht schon vergessen. Hochholzer zweifelt nicht an
Bullingers Wohlwollen, will aber klarstellen, dass er nicht unbedacht handelt. Er verlangt
auch nicht, dass Bullinger ihm diese oder jene Anstellung verschafft. Allerdings würde er
die freie Stelle des Diakons am Großmünster dankend annehmen. Wenn doch wenigstens
ein Angebot für eine ordentliche Stelle käme! Er bleibt aber zuversichtlich, da alles in
Gottes Hand liegt. -[3]Er bittet allein darum, dass ihn Bullinger und die Pfarrer und
Ratsherren von Zürich nicht vergessen, damit er nicht bereut, dem Entschluss des Rates
gefolgt zu sein und mit geringem Einkommen gelebt sowie Schulden angehäuft zu haben!
-[4]Die Zürcher sollen daraufachten, dass sich seinetwegen andere aus Angst, vergessen
zu werden, nicht ungehorsam erweisen, wenn der Rat ihnen eine Stelle zuweist. Doch genug
davon! Der ihm zugeneigte Bullinger wird schon wissen, was für die Kirche am besten
ist. -[5]Als Zürcher möchte Hochholzer lieber seiner Heimat dienen, obgleich er in der
Not andere Anstellungen nicht abschlagen würde, falls die Zürcher seine Dienste nicht
benötigten oder andere bevorzugten. -[6]Bis jetzt hat er noch nie bereut, sich Bullingers
Willen gefügt zu haben. Nun aber stehen die Dinge so, dass er handeln muss, weshalb er
nun den Zürchern seine Dienste anbietet, da ja Stellen in Zürich und Umgebung unbesetzt
sind. Sollte er dafür geeignet erscheinen, so möge Bullinger sich seiner bedienen. Er hofft
aber nicht an einen abgelegenen Ort versetzt zu werden, da er bis jetzt Bullinger immer
gehorcht hat. -[7]Es ist nicht seine Art, ständig zu jammern, und er hat sich auch nicht
bei anderen beklagt. Doch angesichts seiner derzeitigen Lage sollen die Zürcher erfahren,
dass er ihnen zur Verfügung steht, damit sie ihm keine Undankbarkeit vorwerfen können,
falls er anderswo eine [bessere] Stelle antreten müsste. -[8]Bullinger möge ihn, wie
versprochen, weiterhin unterstützen. Grüße an Rudolf Gwalther, Johannes Haller und an
alle Ratsherren und Pfarrer. Grüße auch von Hochholzers Frau [Sara, geb. Näf], die die
Rückkehr nach Zürich sehnlichst herbeiwünscht. -[9]Anbei für Bullingers Frau [Anna,
geb. Adlischwyler]als Zeichen der Dankbarkeit leider nur ein Stückchen von dem Horn eines
Einhorns. Dass Hochholzer ihr bisher noch nie etwas geschenkt hat, liegt nicht etwa daran,
dass er undankbar wäre, sondern vielmehr daran, dass er kein angemessenes Geschenkbriefe_vol_21-060 arpa
gefunden habe. Nun aber ist ihm diese Kostbarkeit in die Hände gekommen. Und da diese
sich besonders bei Entbindungen als hilfreich erweist, schenkt er sie ihr. Bullinger und seine
Frau mögen dieses bescheidene Geschenk wohlwollend annehmen.
Gratiam et pacem a domino. Accepi tuas nuper literas 1 , breves quidem, sed tarnen
mihi satisfacientes. Recipis enirn te mernorem rnei fore, de quo non dubito. Mones
autern et recte quidern, ne temere, ad quos legittirne sim vocatus, 2 deseram. 3 Non
equidem, arbitror, temeritatem iudicabis, si cogente necessitate de loci et conditionis
mutatione cogitavero. Multa enim sunt, que non solum id suadent, sed tantum non
urgent. Mihi narnque, quod aliis splendide et abundanter contingit, non datur ad
necessitatern. Ego aere alieno premar, durn aliis perpulchre prospicitur.
Non te latet, quibus conditionibus hanc provinciam obierirn. Que et quanta mihi
prornissa, haud puto jarn oblivioni tradita. Que non eo scribo, quod de tua in me fide
et benevolentia 4 quicquam dubitem, sed tantum ne temere nunc agere videar. Nec
expeto, ut hanc vel illam conditionern mihi dan cures (quamvis si ita contingeret, ut
in diaconi tui locurn, qui nunc, ut audio, vacat, vocarer, haudquaquam recusarern,
1 Nicht erhalten.briefe_vol_21-061 arpa
imo dignus a vobis iudicatus cum magna gratitudine reciperem), si saltem honesta
aliqua mihi et legittima vocatio offerretur, de quo, ut hactenus nunquam sollicitus
fui, ita ne nunc quidem sum anxius. In manu domini hec omnia esse agnosco.
Hoc tantum oro, ita mei cum caeteris dominis et fratribus colendis memineris, ut me per hoc tempus, dum morem vobis magistratuique prudentissimo gessi, 6 tam tenui stipendio vixisse, aesque alienum collegisse, neutiquam possit paenitere, si quid hactenus decessit, porro resarciatur.
Facite etiam, ne aliis exemplo fiam, quominus huiusmodi in causis obediant, si viderint semel ablegatos perpetuae tradi oblivioni. Nec est, ut multis tecum agam, quibus nominibus mihi aliquid tribui velim. Tu ipsa pro singulari tua prudentia solitaque erga me benevolentia perspicies, quid e re mea futurum sit I ecclesiaeque Christi commodissimum.
Patriae civis servire malo quam aliis Quamvis interim alias 7 non respuo, quas recipiam b necessario, si quidem vobis mea opera vel non est opus vel alios praefertis.
Hactenus semper me tuo permisi consilio regendum, que tu facienda iudicasti, feci, nec unquam, quod sciam, me tibi opposui, neque huius me unquam paenituit. Recte habui, successit bene. Nunc autem res meae ita se habent, ut aliter omnino mihi sit prospiciendum. Quare me vobis inprimis meamque operam offero. Vacant enim conditiones et in urbe et in agro. Si quidem dignus videor, uti potestis (spero enim me non in quemvis contemptissimum locum detrudendum, eo quod hactenus obedivi iussui vestro).
Atque hucusque non solitus sum multum conqueri, nec cuiquam animi mei consilium revelavi. Nunc autem, cum ita se res meae habeant, efficiam, ut sciant saltem praecipui reipublicae Tigurinae me patriae pre omnibus aliis obtulisse, ut, si quando ita res ferat, ut alio vocatus conditionem recipiens, ingratitudinis non possim accusari.
Vale ac me commendatum habe atque id, quod te facturum plane mihi persuasi, efficere perge. Salutabis meo nomine totam tuam domum, d. Gvaltherum, Hallerum b Über der Zeile nachgetragen.
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cum omnibus dominis et fratribus dilectis. Salutat vos et uxor 8 mea, que reditus in patriam diem videre summopere exoptat. Aarovie, 4. ianuarii anno 1548.
Uwer frowen 9 schik ich hieby ein kleins stükly von einem einhorn 10 , allein zu einem zeichen der dankbarkeit. 11 So ich köndte und vermöchte, wolt ich mit grosserem das gutt, so sy mir gethan, vergalten. Ich han bißhar iren nie nüt 12 geben, nit das ich so undankbar syge 13 , sonder das ich nit gwüßt, was ich iren gemäß sölte schenken. Nun ist mir das also zu einem grossen kleinot 14 geworden. Das schenk ich iren, dann 15 es sonderlich gebärende [n] c frowen nüz ist, mit bitt, sy welle es, auch ir, von mir vergutt 16 uffnemen. Die schenke 17 ist wol klein anzesähen, der will aber ist gutt. Totus tuus Christianus Hochholzer.
[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Heinrycho Bullingero, ecclesiae Christi Tiguri antistiti vigilantissimo, domino suo colendissimo.