Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Thomas Naogeorg
an Bullinger
Kaufbeuren,
6. Oktober 1547

Autograph: Zürich StA, E II 345, 370 (Siegelspur) Druck: Leonhard Theobald, Das Leben und Wirken des Tendenzdramatikers der Reformationszeit Thomas Naogeorgus seit seiner Flucht aus Sachsen, Leipzig 1908, S. 23

[I] Es gilt als gewagt, jemanden, den man nicht kennt, ohne besonderen Grund anzuschreiben. 2 Naogeorg tut es dennoch, weil sein Freund Johannes Haller auf seiner Reise [von

8 auf besserung: in Erwartung besserer Umstände.
9 deren ich zu gott verhoff: welche ich von Gott erhoffe.
10 sich seines abzugs vonn hertzen bekhommern: wegen seines Weggangs zutiefst betrübt sind.
11 ihn.
12 anständigen.
13 unstraffbarer haushaltung: (der) von tadellosem Lebenswandel (ist). - Maier und Haller waren Nachbarn gewesen; s. Nr. 2884,77f; Nr. 2950,20-22.
14 Bürgermeistern (Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab) und Rat.
15 jr mich inn gutem bevelch haben: ich euch befohlen sei.
16 Die am begonnenen Augsburger Reichstag behandelt werden sollten.
17 Gemeint ist die Pest. -Zur Pest in Augsburg s. zuletzt Nr. 3010,[1], und die Verweise in Nr. 2971, Anm. 6.
18 Menge.
1 Seit Oktober 1546 Pfarrer in Kaufbeuren; s. HBBW XVII 429f, Anm. 64.


Briefe_Vol_20-529arpa

Augsburg nach Zürich] erfreulicherweise bei ihm Halt machte, ihn darum bat und dabei Bullingers Gelehrsamkeit, Freundlichkeit und Güte SO sehr rühmte, dass er sich überzeugen ließ, dass dieser ihm den Brief nicht übelnehmen würde. Eigentlich wurde er davon schon längst von Haller überzeugt und wollte seit einiger Zeit an Bullinger schreiben und sich um dessen Freundschaft bemühen. Doch fand er nie einen zuverlässigen Boten. Diesmal wird Haller das vorliegende Schreiben mündlich, und zwar ausführlich und getreu, ergänzen. [2]Die Tugend vermag es, zwischen unbekannten Menschen Zuneigung zu stiften. Naogeorg empfand diese bei seiner Lektüre von Bullingers gelehrten Schriften, auch wenn er dem Autor nie begegnet ist. Beim Lesen bemerkte er dessen Aufrichtigkeit und Standhaftigkeit. Er beglückwünscht die Helvetier zu solchen Gelehrten, die Christus und dessen Botschaft so genau vertreten, dass sie nicht nur ein echteres Evangelium, sondern auch mehr Freiheiten als die Deutschen genießen! [3][In Deutschland]stecken viele mit dem Papsttum unter einer Decke oder wollen ein neues errichten. Es besteht die Gefahr, dass den [Deutschen]das Evangelium entrissen wird. Doch Bullinger soll weiterhin Christus allein verherrlichen (auch wenn der Teufel herumtobt und ailes versucht 3 ). Dafür wird er den Ruhmeskranz vom Herrn erhalten! 4[4]Naogeorg muss abbrechen, denn Haller reist ab. Er wollte Bullinger wenigstens seine Sympathie bekunden. Dieser möge ihn in seinen Freundeskreis aufnehmen. Gruß.