Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2811]

Gabriel Kröttlin
an Bullinger
[Ravensburg],
12. Februar 1547

Autograph: Zürich StA, E II 356, 66 (ohne Siegel) Ungedruckt

[1]Letztens richtete Kröttlin einen Brief an Bullinger [nicht erhalten] und an seinen Freund Johannes Willing, weil er gerne seinen Sohn [Hans Baptist?] in Zürich ausbilden lassen würde, zumal er weiß, dass dort die beste christliche Disziplin herrscht. Daraufhin schrieb ihm Willing, dass Bullinger das Anliegen wohlwollend aufgenommen habe und sich um eine Unterkunft für den Sohn bemühe. Kröttlin ist sehr dankbar dafür. [2] Er hegt weiterhin den Plan, den Sohn baldmöglichst nach Zürich zu schicken. Doch durch den schlimmen Kriegsverlauf wie auch durch die Schneefälle kommt es zu einer Verzögerung. Der Junge bleibe jedoch Bullinger empfohlen, damit er bei einem guten Lehrer christlich erzogen und in den Sprachen gut ausgebildet werde. Kröttlin wird jährlich für den Unterhalt aufkommen und sich auch Bullinger dankbar erweisen.

Erwurdiger, hochgelerter, e[wer] e[rwurd] seyen mein gantz fraintlich, willig dinst. Verschiner tagen hab ich e. e. und dabey ouch meinem sunders gunstigen fraind, dem Joanni Willing 1 , geschriben, 2 wie das ich ain jungen sun 3 hab, den ich gern gen Zurch zum studio schicken wolt. Dieweyl ich

c In der Vorlage Bibliando.
welche am 19. Februar in Ulm eintraf, den kaiserlichen Unterhändlern zu verstehen gab; s. PC IV/1 603-605, Nr. 555; 608f, Nr. 559; 612f, Nr. 561; 620f; Alcuin Hollaender, Strassburg im Schmalkaldischen Kriege, Straßburg und London 1881, S. 67; und Nr. 2822, Anm. 16.
46 Der Reichsadler.
47 Eine Abmachung in Bezug auf Myconi
us, die Bullinger vielleicht mit Gast traf infolge von dessen Brief vom 31. Juli 1546 (HBBW XVI, Nr. 2520).
1 Johannes Willing, damals Stipendiat in Zürich; s. HBBW XVIII 143f, Anm. 3.
2 Der Brief an Bullinger ist nicht erhalten.
3 In Frage kommen Hans Baptist, Gedeon und Gabriel; s. Alfons Dreher, Das Patriziat


Briefe_Vol_19-304arpa

aber an dem selbigen ort nit sunders 4 bekandt, hab ich e. e. und darneben gedachtem Willing, meinem sunder güten fraind, geschriben und gebetten, gedachten meinen son zu befurdren, als 5 ich zu e. e. noch schreyb und beger, den an dem selbigen ort (da ich waiß, das alle güt disciplin und christenlich zucht fur 6 andern orten gelert wirt) zu erhalten. Darauf ist mir jungst von gedachtem Willing ain schreyben zukomen, darinn er mir anzaigt, wie sich e. e. in disem me[inem]a beger gantz gutwillig erzaigt und habe meinen sun mit sunderm fleiß underzübringen sich bemeydt 7 ; des ich mich billich aufs allerhoechest geg[en] der selb e. e. bedanckh.

Ich bin ouch nochmals 8 willen, denselbigen mein sun dahin zu schicken. Das es aber etlich tag underlassen beliben 9 , ist die schuld nit b , das ich ains anders bedacht seye, sund[er] alain, das die loef laider (got erbarms) dißer zeyt bey uns kriegs halber sich so sorcklich 10 zutra[gen] haben und volgends 11 das wetter mit schnee d[er] gestalt ouch begeben, 12 das ich me so eylends nit ha[b] könden abfertigen. Aber mit hilf des almechtigen guetigen gots bin ich noch willens, denselbigen aufs furderlichst 13 , es ymer sein mag, e. e. zuzusch[icken] mit gantz christenlichem und fraintlichem pitt und beger, e. e. welle den annemen und, wie ich sunders 14 zweyfels auß christenlichem eyfer b[e]gere, denselbigen bevolchen sein lasen zu der gl[ori] und er gottes, und zu erlernung aller christe[n]licher kunst, zucht und guter sprach zu befurd[en], ||66v. bey c ainem guten preceptori underzubringen. Was ich dann järlich darvon 15 zu thun schuldig, bin ich gantz urbuttig 16 , und 17 söllichs umb e. e. gegen got und im zeyt 18 zu verdinen 19 mich erbietende.

Datum den 12. februarii im 47ten jar.

E.e. williger Gabriel Kröttlin, statschreyber zu Ravenspurg.

[Ohne Adresse.]

a Hier und unten Textverlust am rechten Blattrand.
b Über der Zeile nachgetragen.
c In der Vorlage steht vor bey in der Marginalie by.
der Reichsstadt Ravensburg (4. Teil), in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 24, 1965, 80. — Hier ist am ehesten Hans Baptist gemeint, der sich in Basel im Jahr 1548/49 unter den Namen "Johannes Kretlinus" immatrikulierte; s. M-Basel II 60, Nr. 56. Er ließ sich spätestens 1556 als Jurist in Ravensburg nieder, war in diesem Jahr Bürger und Dr. iur. Er starb zwischen 1591 und 1600; s. Dreher, aaO. Gedeon immatrikulierte sich erst am 15. Januar 1551 in Tübingen; s. M-Tübingen I 349.
4 besonders.
5 wie auch.
6 mehr als (an).
7 bemüht.
8 weiterhin.
9 geblieben.
10 besorgniserregend.
11 daraufhin.
12 Vgl. Nr. 2803,9.
'13 aufs furderlichst: schnellstmöglich.
14 ohne.
15 dafür; s. FNHDW V 314.
16 guten Willens.
17 auch.
18 im zeyt: im Zeitlichen; in diesem Leben.
19 vergelten.