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Autograph: Zürich StA, E II 356, 66 (ohne Siegel) Ungedruckt
[1]Letztens richtete Kröttlin einen Brief an Bullinger [nicht erhalten] und an seinen Freund Johannes Willing, weil er gerne seinen Sohn [Hans Baptist?] in Zürich ausbilden lassen würde, zumal er weiß, dass dort die beste christliche Disziplin herrscht. Daraufhin schrieb ihm Willing, dass Bullinger das Anliegen wohlwollend aufgenommen habe und sich um eine Unterkunft für den Sohn bemühe. Kröttlin ist sehr dankbar dafür. — [2] Er hegt weiterhin den Plan, den Sohn baldmöglichst nach Zürich zu schicken. Doch durch den schlimmen Kriegsverlauf wie auch durch die Schneefälle kommt es zu einer Verzögerung. Der Junge bleibe jedoch Bullinger empfohlen, damit er bei einem guten Lehrer christlich erzogen und in den Sprachen gut ausgebildet werde. Kröttlin wird jährlich für den Unterhalt aufkommen und sich auch Bullinger dankbar erweisen.
Erwurdiger, hochgelerter, e[wer] e[rwurd] seyen mein gantz fraintlich, willig
dinst. Verschiner tagen hab ich e. e. und dabey ouch meinem sunders
gunstigen fraind, dem Joanni Willing 1 , geschriben, 2 wie das ich ain jungen
sun 3 hab, den ich gern gen Zurch zum studio schicken wolt. Dieweyl ichBriefe_Vol_19-304 arpa
aber an dem selbigen ort nit sunders 4 bekandt, hab ich e. e. und darneben
gedachtem Willing, meinem sunder güten fraind, geschriben und gebetten,
gedachten meinen son zu befurdren, als 5 ich zu e. e. noch schreyb und beger,
den an dem selbigen ort (da ich waiß, das alle güt disciplin und christenlich
zucht fur 6 andern orten gelert wirt) zu erhalten. Darauf ist mir jungst von
gedachtem Willing ain schreyben zukomen, darinn er mir anzaigt, wie sich
e. e. in disem me[inem]a beger gantz gutwillig erzaigt und habe meinen sun
mit sunderm fleiß underzübringen sich bemeydt 7 ; des ich mich billich aufs
allerhoechest geg[en] der selb e. e. bedanckh.
Ich bin ouch nochmals 8 willen, denselbigen mein sun dahin zu schicken. Das es aber etlich tag underlassen beliben 9 , ist die schuld nit b , das ich ains anders bedacht seye, sund[er] alain, das die loef laider (got erbarms) dißer zeyt bey uns kriegs halber sich so sorcklich 10 zutra[gen] haben und volgends 11 das wetter mit schnee d[er] gestalt ouch begeben, 12 das ich me so eylends nit ha[b] könden abfertigen. Aber mit hilf des almechtigen guetigen gots bin ich noch willens, denselbigen aufs furderlichst 13 , es ymer sein mag, e. e. zuzusch[icken] mit gantz christenlichem und fraintlichem pitt und beger, e. e. welle den annemen und, wie ich sunders 14 zweyfels auß christenlichem eyfer b[e]gere, denselbigen bevolchen sein lasen zu der gl[ori] und er gottes, und zu erlernung aller christe[n]licher kunst, zucht und guter sprach zu befurd[en], ||66v. bey c ainem guten preceptori underzubringen. Was ich dann järlich darvon 15 zu thun schuldig, bin ich gantz urbuttig 16 , und 17 söllichs umb e. e. gegen got und im zeyt 18 zu verdinen 19 mich erbietende.
Datum den 12. februarii im 47ten jar.
E.e. williger Gabriel Kröttlin, statschreyber zu Ravenspurg.
[Ohne Adresse.]