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Autograph: Zürich StA, E II 335, 2087 (Siegelspur) Druck: Museum Helveticum V/19, Zürich 1751, 490f; Petrus Dominicus Rosius a Porta, Historia Reformationis Ecciesiarum Raeticarum, Bd. 1/2, Chur und Lindau 1772, S. 90, Anm. g
[]]Bullingers Brief [nicht erhalten]erfüllte Stancaro mit tiefer Freude. Welch gute Nachricht, dass Bullinger sich bei den Bernern um eine Stelle für ihn bemüht! Sollte dies gelingen, wäre es Gott und Bullinger zu verdanken. —[2]Stancaro ist froh, dass die Berner in ihren Kirchen besonders in der Abendmahlslehre keine verwickelten Theorien verbreiten, denn auch er würde niemals solche vertreten! Ihm gefällt die reine, schlichte Lehre von Christus auch in Bezug auf die Sakramente, und genauso wie die Berner hat auch er eine Abneigung gegen das Luthertum und das Papsttum. Georg Frölich, Johannes Haller, Michael Keller sowie seine Schriften und die Universität in Wien können dies bezeugen. — [3]Bullinger ist aufgrund seiner Hilfsbereitschaft ein wahrhaft christlicher Bischof! Stancaro wird ihm dafür stets verbunden sein. Bullinger möge ihn baldmöglichst über das Ergebnis seiner Bemühungen informieren. —[4]Gruß.
Redditae mihi fuerunt literae tuae 2 , venerande antistes, quibus lectis totus summo perfusus suma gaudio, quod enim de prospicienda mihi conditione apud Bernates te curaturum scribis. 3 Quid gratius, quid antiquius mihi contingere posset? Perge itaque, te rogo, in instituto, et, quod tibi suggerit dominus, effice. Et, si quid confeceris, deo inprimis, deinde tibi summas agam gratias.
Quod vero Bernates subtilitates ac nodos tam in doctrina quam in planissimo caenae domini negocio ecclesiis suis tradi nolunt, hoc etiam atque etiam laudo, neque ego talia doceo nec unquam docebo. Placet enim" mihi puram ac simplicem doctrinam Christi eiusque verum sacramentorum intellectum sine tricis ecclesiis tradere. Quod praeterea Luteranismum ac papismum odiunt, hoc mihi a multis iam annis cum illis commune est. Testes enim (ut alios taceam) sunt Laetus 4 , Hallerus, Michael Caelarius 5 . Testantur scripta mea. 6 Testis est tota Viennensis academia me nihil grec 7 comamerciive
Briefe_Vol_19-271 | arpa |
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habere cum huiusmodi sectis. Amo itaque verbi domini sirnplicitatem illam, quam sacrae literae nobis proponunt. 8
Quod tandem in aiis etiam rebus omnem tuam operam, si ea indiguero, mihi polliceris, primum, quod verum ac christianum episcopum decet, facis, deinde nie tibi maximo beneficio devinctum semper habebis. Quamobrem expectabo, ut, quam citius fieri potent, de toto negocio me certiorem facias.
Vale. Basileae, 7. februarii 1547.
Tuus in domino Franciscus Stancarus. 9 6 Siehe dazu Nr. 2803, Anm. 10. 7 Gemeinschaft. 8 Vgl. 1Tim 6, 4f; 2Tim 2, 14. 16; Tit 3, 9. 9 Francesco Stancaro (geb. ca. 1501 in
Mantua, Italien; gest. 12. November 1574
in Stopnica, Polen) widmete sich als Student
intensiv dem Hebräischstudium.
Eine Zeitlang unterrichtete er in Padua
die Sprachen, ehe er sich für acht Monate
nach Venedig zurückziehen musste, wo
er inhaftiert wurde. Nachdem ihm die
Flucht gelang, ist er 1543 in Chiavenna
nachweisbar. Im Oktober 1545 (nicht
1544) erhielt er die Hebräischprofessur in
Wien, von wo er schon Anfang 1546
weichen musste. Von März 1546 bis Anfang
Januar 1547 lebte er in Augsburg,
wo er Hebräisch und Griechisch unterrichtete.
Danach hielt er sich bis kurz vor
dem 2. Mai 1547 in Basel auf, wo er
mehrere Schriften veröffentlichte (s.
VD16 S8549. S8553. ZV27925.
ZV28062 und vielleicht auch ZV23760)
und auch zum Drucken hinterließ (welche
im Juni und August 1547 erschienen;
s. VD16 S8544f). Von dort begab er sich
wieder nach Augsburg, von wo er noch
vor Mitte Februar 1548 (s. AK VII 562)
aufbrach, um dann erneut in Chiavenna
aufzutauchen. Von dort musste er wegen
eines schon vor Juni 1548 ausgebrochenen
Streites mit Agostino Mainardi über
das Abendmahl vor dem 22. September
1548 weichen. Im Dezember 1548 ist er
im Veltlin (Valtellina) bezeugt und Anfang
1549 in Siebenbürgen. Im Herbst
1549 erhielt er die alttestamentliche Professur
in Krakau, von wo er im März
1550 fliehen musste. Nach einer zweimonatigen
Gefangenschaft in Lipovice
(Tschechien) begann er im Spätsommer
1550 seine Tätigkeit als Reformator in
Kleinpolen. Er stellte bald 50 Regeln auf,
an die sich eine Gemeinde, die sich reformieren
will, zu halten habe (gedruckt
1552 in Frankfurt an der Oder; VD16
S8543). Wegen eines gegen die Protestanten
gerichteten Edikts des polnischen
Königs Sigismund II. August verließ er
Polen Ende Januar 1551. Im Mai 1551
wurde er Professor für Hebräisch in Königsberg.
Infolge seines Streits mit Andreas
Osiander über die Rechtfertigungslehre
übersiedelte er schon Ende August
1551 nach Frankfurt an der Oder, das er
allerdings bereits Ende Mai 1552 verließ,
da er die Ansicht vertrat, dass Christus
nur nach seiner menschlichen Natur Vermittler
sei. Via Zbaszyn (Bentschen),
Poznan (Posen) und Szamotuly (Samter)
gelangte er im Spätsommer 1553 wieder
nach Kleinpolen und von dort nach Siebenbürgen,
wo er spätestens Anfang November
1554 nachgewiesen ist. Im Mai
1559 kehrte er nach Polen zurück, verleumdete
aber sogleich Melanchthon, indem
er wie schon im Mai 1553 behauptete,
dass dieser in seinen Schriften eine
arianische Christologie befürwortete. Er
ließ darüber eine Flugschrift in Pinczow
drucken, die in Zürich StA (E II 371, f.
748-757) erhalten geblieben ist. Bereits
Ende August 1559 musste er Pinczow
verlassen. Er begab sich nach Dubiecko,
wo er bis Frühling 1563 den Schutz des
Adligen Stanislaw Stadtnicki genoss. Ab
1559 (s. Zürich StA, E II 371, 743; Beze,
Corr. III 87, Anm. 1) bezogen auch die
Kirchen der Schweiz Stellung gegen ihn,
was 1561 zu einer schriftlichen Polemik
mit Zürich führte (s. USTC 241799.
241976; VD]6 B9609. S6516). Im Frühjahr
[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Henrico Bullingero, antistiti Tigurinae ecclesiae doctissimo et vigilantissimo, suo observando. Tiguri. |