Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2793]

[Peter Medmann]
an Bullinger
[Buschhoven]
4. Februar 1547

Autograph: Zürich StA, E II 338, 1439 (Siegelspur) Druck: Pollet, Relations II 179f, Nr. 49

[1] Der Überbringer [...] wird unter anderem über die von den kaiserlichen Kommissaren [Philip de Lalaing und Viglius van Zwichem]2 durchgeführte Amtsenthebung des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied berichten. 3 Medmann übersendet drei Schriften, darunter jene "Wahrhafte Erzählung die leider nur zu wahr ist! 4 Möglichst viele sollen diese Schriften lesen, vor allem die Zürcher Obrigkeit. Die [evangelisch gesinnten] Prädikanten [in Köln] müssen die Stadt verlassen. Auch Medmann ist am Packen. Vielleicht zieht er nach Straßburg. 5[2] In "Belgien" gibt es wieder Verfolgungen. Albert [Hardenberg] wurde erneut von den Löwener [Theologen] bei Kaiser Karl V. angeklagt. Vor allem [Philip de Lalaing,] der Herr von Corney und von Gelderland, verfolgte Hardenberg, als dieser noch in Kempen 6 tätig war. [3] Bullinger möge ausführlich zurückschreiben. Medmann wird berichten, sooft er kann. [4] [P.S.:]Mögen die [Eidgenossen] doch begreifen, dass der Kaiser nur die [Austilgung der evangelischen]Religion im Sinne hat!

1 Vgl. Nr. 2760, Anm. 2.
2 Siehe dazu schon Nr. 2760 vom 20. Januar.
3 Am 24. Januar wurde von Wied abgesetzt und Adolf III. von Schaumburg an dessen Stelle ernannt; s. Varrentrapp 273; Hansgeorg Molitor, Das Erzbistum Köln im Zeitalter der Glaubenskämpfe, 1515-1688, Köln 2008, S. 379.
4 Gemeint sind folgende kleine Schriften des Erzbischofs: Warhaffte erzelung der Geschieht, Bonn [vor dem 15. Juli] 1546 (s. Schlüter 305, Nr. 198; ein Exemplar davon in Zürich ZB, Signatur: 9.55/3); Christliche, rechtmessige und bestendige Appellation und Protestation, [Bonn, Januar 15471, mit Texten vom 12. November 1546 und 11. Januar 1547 (s. Schlüter 331, Nr. 235), zumal Medmann diesen Druck auch an Francisco de Enzinas schickte (s. Enzinas an Bullinger, 8. Mai 1547, Enzinas BW 234-238, wo Anm. 8 zu korrigieren ist); Ein offene schrifft an des Ertzstiffts Cöllen Graven, Ritterschafft unnd der Stette verordenten,
[Bonn, kurz nach dem 22. Januar 1547] (s. Schlüter 332, Nr. 237; Zürich ZB, Signatur: 9.55/4). —Schon in Nr. 2760 hatte Medmann die Sendung von Schriften zur Kölner Reformation angekündigt.
5 Dieses Vorhaben wurde auch Enzinas mitgeteilt, wie aus dem in oben Anm. 4 erwähnten Brief Enzinas' hervorgeht. Der Erzbischof hegte einen ähnlichen Plan; s. Oswald Myconius an Bullinger, 11. August 1547 (Henrich, Myconius BW 981, Nr. 1096). Dazu kam es aber nicht. Im September 1547 befand sich Medmann noch beim Erzbischof in Buschhoven (s. Medmann an Bullinger, 10. September 1547, Zürich StA, E II 338, 1440), mit dem er sich erst um die Jahreswende 1551/52 in dessen Stammschloss in der Grafschaft Wied (Rheinland-Pfalz) zurückzog; s. Molitor aaO, S. 159.
6 Kempen (Kr. Viersen, Nordrhein-Westfalen), von wo Hardenberg schon vor dem 25. Januar 1547 vertrieben wurde; s. Janse, Hardenberg 29.