Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2765]

Thomas Knight
an Bullinger
Venedig,
23. Januar 1547

Autograph: Zürich StA, E II 343a, 358 (Siegelspur) Druck und englische Ubersetzung: Epistolae Tigurinae 237g bzw. Original Letters I 357f, Nr. 176 Englische Zusammenfassung: LP XXI/2, Nr. 736

[1] Da Knight weiß, dass Bullinger mit Richard Hilles eng befreundet ist, vertraut er ihm dieses für Hilles bestimmte Bündelchen zur sicheren Weiterbeförderung [nach Straßburg] an, falls John Burcher noch nicht von England zurückgekehrt wäre. 2 Burcher wird Bullinger die dadurch entstandenen Kosten zurückerstatten. [2]in Venedig wird das Evangelium so rein gepredigt wie nirgendwo sonst in Italien. Der Senat ordnete an, dass während der kommenden Fastenzeit jeden Tag im "Palatium maior" gepredigt werden solle. So etwas ist noch nie geschehen! Die Zahl der Gläubigen wächst von Tag zu Tag. Bullingers [Bibel]kommentare werden in Italien zunehmend geschätzt. Wenn diese nicht SO dick und teuer wären, ließen sich keine anderen Bücher besser verkaufen. Bullinger soll weiterhin aus seinem reichlich versehenen Speisevorrat seine ihm vom Heiligen Geist verliehenen außergewöhnlichen Gaben dem zaghaften, hungrigen und durstigen [italienischen] Volk zur Verfügung stellen. Der Bote [...] wird weitere Neuigkeiten mitteilen. [3]Bullinger, den Gott zum frommen und treuen Hirten auserkoren hat, möge den Gläubigen bis zu deren Eintreffen im verheißenen Land erhalten bleiben! [4] [P.S.:] Dem oben erwähnten Bündelchen legt Knight ein mit Hilles' Namen

a Dort ist statt ex penna tua secunda zu lesen ex penu tuo fecundo. Entsprechend ist auch die Übersetzung zu korrigieren.
1 Derzeit ist über diesen Buchhändler, der den vorliegenden Brief als "Tomas Knithus, Anglus, Bibliopola" unterschreibt, kaum etwas bekannt. Er scheint Bücher zwischen Italien und England (wohl in beide Richtungen) befördert zu haben. Vorliegender Brief lässt vermuten, dass er in Italien auch Zürcher Drucke (u.a. Bullingers Bibelkommentare) vertrieb. Der Brief belegt ferner, dass Knight in Geschäftsbeziehungen mit den englischen Flüchtlingen John Burcher (Zürich) und Richard Hilles (Straßburg) stand. Bekannt ist ferner, dass ihm am 28. Januar 1545 in Bologna ein Brief für Konrad Pellikan anvertraut wurde (s. Rotonde, Anticristo 162), aus dem hervorgeht, dass Knight erst bei seiner "Rückreise" (wohl von England nach Italien)
vorhatte, durch Zürich zu reisen. Knight wird vermutlich also der von uns nicht identifizierte Briefüberbringer gewesen sein, dem Hilles seinen Brief für Bullinger vom 25. April 1545 (HBBW XV, Nr. 2137, S. 263) anvertraut hatte. Laut einem Schreiben Burchers an Bullinger vom 21. Januar 1551 (Epistolae Tigurinae 438; Original Letters II 676; CO XIV 26, Nr. 1440) befand sich Knight Anfang 1551 erneut (vielleicht aber auch nur vorübergehend) in England. —Vorliegendes Schreiben ist das einzig bekannte Schreiben zwischen Knight und Bullinger.
2 Zu Burchers Reise, die nicht bis nach England führte, s. HBBW XVIII 468, Anm. 5.


Briefe_Vol_19-176arpa

beschriftetes kleines Gefäß bei. 15] [Späteres P.S.:] Aus Platzmangel konnte Knight das kleine Gefäß mit Feigen dem Gepäck des Boten nicht einverleiben. Bullinger erhält also nur das mit den Initialen R. H. versehene Bündelchen.