Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[736]

Martin Mötteli an
Bullinger
Weinfelden,
27. Januar 1536

Autograph: Zürich StA, E II 355, 81 (Siegelspur) Ungedruckt

Der Brief Zürichs an Landvogt [Christoph von Sonnenberg] bewirkte bloss, daß [die reformierten Weinfelder] nun zur Tagsatzung nach Luzern reisen müssen; bittet um die Unterstützung durch die Zürcher Gesandten. Die Nachricht von der Fahrt Bullingers und weiterer Zürcher nach Basel stimmte seine Kollegen froh und zuversichtlich; Mötteli überrnittelte diesen auch Bullingers Neuigkeiten über den Schmalkaldischen Bundestag. Grüsse.

Gratia Christi tecum, optime vir.

Literae a dominis nostris Tigurinis ad praefectum 1 script 2 ad successum rerum nostrarum nihil effecerunt, sed Lucernam ad confederatorum comitias nos ablegavit summis expensis nos expilans, quemadmodum per hominem illum pene funesta sunt nostra omnia. Dominus illi, quod sibi visum fuerit, reddat. Tu, quantum potes, legatos dominorum tuorum nostri causa adhortato, enixe precor 3 . Res dei est; ipse vel hoc modo provehet negotium Christi sui.

Provectionem tuam cum aliquot fratribus ac dominis tuis Basileam 4 nunciavi fratribus nonnullis 5 . Ipsi (ut dignum est) plurimum laetantur, praesertim vero, quod sciant te prudentia, pietate et doctrina omnium locum facile posse supplere ac veri inimicos confundere et convincere, ad quod faustum faelixque

18 Siehe oben Nr. 722, Anm. 25.
1 Christoph von Sonnenberg, eidgenössischer Landvogt im Thurgau.
2 Nicht erhalten.
3 Die beiden Zürcher Gesandten an der Tagsatzung vom 1. Februar 1536 in Luzern, Johannes Haab und Heinrich Rahn, waren beauftragt, die Weinfelder Reformierten gegen die beiden Mötteli vom Rappenstein (Joachim und Beat Rudolf,
vgl. oben Nr. 709, Anm. 5) zu unterstützen (vgl. Zürich StA, B VIII 43, 126r. 127v.). Nach EA IV/1c 613-615 scheint der Fall jedoch nicht offiziell behandelt worden zu sein.
4 Bullinger und Leo Jud reisten am 28. Januar 1536 zusammen mit Kaspar Nasal und Stadtschreiber Beyel zu den Bekenntnisverhandlungen nach Basel (vgl. unten Nr. 737, Anm. 1).
5 Dazu gehörten wohl die unten, Z. 18f, Genannten.


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summi numinis opitulamen multo studio precantur omnes. Narrabam etiam ea, quae per epistolam ad te transmissa sunt a Schmalkhaldensibus, quemadmodum praelegeras 6 . Fratres multa laeticia domino gratias agunt. Actionem Basiliensem, quum faelicibus (ut praecor) avibus redieris, nobis per epistolam significare velis; nam et nos scisse frugi speramus.

Vale, ac omnes ecclesias nostras tibi velis commendatas habere. Salutant te omnes fratres, presertim Huldrychus Amantius 7 , Ioannes Schmid 8 , Rudolffus Mundprat 9 , Ioannes Fridinger 10 etc.

6 Zur Tagung des Schmalkaldischen Bundes vom 6. bis 24. Dezember 1535 vgl. Fabian, Bundesabschiede 59-78. Möglicherweise hatte Bullinger Martin Mötteli den Brief von Johannes Zwick vom 19. Januar (oben Nr. 730) vorgelesen.
7 Ulrich Lieb (Amantius), gest. nach 1542, von Bischofszell (Kt. Thurgau), im Jahre 1517 an der Universität Wien immatrikuliert (vgl. Die Matrikel der Universität Wien. Im Auftrage des Akademischen Senates hg. v. Institut für österreichische Geschichtsforschung, II. Band 1451-1518 / I: Text, bearb. v. Willy Szaivert und Franz Gall, Graz-Wien-Köln 1967, S. 442, Nr. 159), war als Kaplan im St.-Pelagius-Stift massgeblich an der Einführung der Reformation in Bischofszell beteiligt. 1530 wurde er Pfarrer in Wuppenau, dessen Gerichtsherr der Abt von St. Gallen war. Als Lieb im Dezember 1534 einen kranken Mann zum reformierten Glauben bekehrte, wurde er verhaftet, in Wil gefangengehalten und erst nach zahlreichen Fürsprachen im Januar 1535 wieder freigelassen, jedoch auf Lebenszeit aus dem Herrschaftsgebiet des Abtes verwiesen. Anschliessend war er Pfarrer in Wigoltingen (Kt. Thurgau), wo er noch 1541 wirkte (vgl. Vadian BW VI 50). Drei Briefe Liebs an Bullinger aus den Jahren 1536, 1539 und 1542 (zwei davon im Kollektiv) sind erhalten. — Lit.: Arthur Geiger, Das Chorherrenstift St. Pelagius zu Bischofszell im Zeitalter der Katholischen Reform 1500-1700, Diss. phil. Freiburg i. Ue., Bern 1958 (Teildruck), S. 17. 68; Knittel, Kirche 132-134; Hans Bühler, Geschichte der Johanniterkomturei Tobel, in: Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte
122, 1985 (1986), S. 27. 401; Sulzberger 151. 1741.
8 Johannes Schmid, gest. nach 1542, wurde gegen Ende des Jahres 1529 von der Thurgauer Synode in die Pfarrei Bussnang eingesetzt, die kurz zuvor von Johannes Zwick reformiert worden war. Nach Abschluss des Landfriedensvertrages 1531 kam er in dieser Pfarrei, deren Kollatur der Komtur von Tobel innehatte, unter erheblichen Druck. 1539 und 1542 setzte er sich zusammen mit weiteren Amtsbrüdern bei Bullinger für verfolgte Kollegen ein. —Lit.: Knittel, Kirche 48. 138; Knittel, Reformation 227. 229; Bühler, aaO, S. 25; Sulzberger 29.
9 Gemeint ist wohl der seit 1528 in Lustdorf (Kt. Thurgau) tätige Pfarrer Rudolf Muntprat. Sein Vater, Rudolf (nach Sulzberger 37: Hans) Muntprat von Spiegelberg, war Kollator der Pfarrei (vgl. Knittel, Kirche 95, und Kindler von Knobloch III 176). Noch im Jahr 1567 figuriert Muntprat im Verzeichnis der unterthurgauischen Pfarrerschaft als Pfarrer von Lustdorf (vgl. Bächtold, Bullinger vor dem Rat 314).
10 Hans Fridinger, gest. 1558, war eines der fünf Mitglieder des Konventes im Ritterhaus Tobel (Kt. Thurgau), der sich 1528/29 auflöste. Er trat zur Reformation über und wirkte als Pfarrer in Affeltrangen, später in Fischingen (beide Kt. Thurgau). Als ihm dort 1542 die Pfrund entzogen wurde, trat er in zürcherische Dienste und versah bis zu seinem Tod die Pfarrei Buchs. — Lit.: Bühler, aaO, S. 26. 33; Zürich StA, E II 335, 2060 (Ulrich Lieb, Alexander Schmutz und Johannes Schmid an Bullinger, 25. April 1542); Pfarrerbuch 14. 282.


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Winfeldae, 27. ianuarii anno etc. 36.

Martinus Möttily, tui semper observantissimus.

[Adresse auf der Rückseite:] Summe tam pio quam docto viro Gheym Rycho 11 Bullinger, suo domino charissimo. Tiguri.