[2475]
Ausfertigung: a Marburg Hessisches Staatsarchiv, 3, 1797 (PA 1797), 46r. (Siegelspur)
Gleichzeitige Fassung b ohne Adresse und mit einer Korrektur c : Zürich StA, E II 337a, 377d
Druck: Johann Philipp Kuchenbecker, Analecta Hassiaca, darinnen allerhand zur Hessischen Historie, Jurisprudentz und Litteratur behörige
Urkunden, Abhandlungen und Nachrichten mitgetheilt werden,
Bd. X, Marburg 1736, S. 4361, Nr. XX
Bullinger hat den Brief von Landgraf Philipp von Hessen [Nr. 2455]empfangen. Es schmerzte und überraschte ihn zu erfahren, was man den Zürchern zu Unrecht vorwirft. Deshalb las er den Brief dem Rat, den Pfarrern und den Lehrern von Zürich vor, damit sie sich dazu äußern und dem Landgrafen antworten könnten. Der Landgraf möge das beigelegte Schreiben [Nr. 2476] wohlwollend aufnehmen. Bullinger bleibt wie bis anhin dem Landgrafen und der Eintracht der Kirche verpflichtet. —Er hat die dem Schreiben des Landgrafen beigelegte und den Bürgermeister Hans Rudolf Lavater betreffende Nachricht [nicht erhalten] übermittelt, welcher sich dafür bedankt und den Landgrafen seiner Dienstbereitschaft versichert. — Da der wahren Religion ein Krieg bevorsteht, bittet Bullinger Gott, dass er dem Landgrafen Weisheit, Kraft und Gelingen verleihe. Lieber für Gottes Sache sterben, als sich dem Götzendienst und der [päpstlichen] Kirche zu unterwerfen! Der Landgraf soll mutig sein und auf Gott hoffen.
Durchlüchtiger, hochgeborner, christenlicher fürst unnd herr, gnediger her, min underthenig, willig dienst sampt allem gütem sye u[wer] f[ürstlichen] g[naden] von mir alle zyt bevoran bereit 1 . U.f.g. christenlich getrüw zuschriben 2 hab ich empfangen unnd sines ynhalts verstanden. Unnd hatt mich hertzlich beduret unnd trefflich 3 befrömbdet, das u.f.g. von unns hie Zürich sömliche 4e ding 5 fürgebracht sind, deren wir unns von den gnaden gottes unschuldig wüssend. Unnd damit u.f.g. dess alles so vil besseren grund unnd sicherheit hätte, hab ich u.f.g. schriben einem eersammen radt, minen gnedigen herren, ouch dem gantzen collegio der predigeren unnd läseren 6 , minen lieben brüdern, fürgebracht mit begär, sich diser sachen ze eroffnen unnd u.f.g. ze schriben, welchs beschähen lut der brieffen hier bygelegt 7 . Dann 8 u.f.g. ich von hertzen bereit bin ze dienen unnd vorab 9 einigkeit der kyrchen ze fürderen, bitt, u.f.g. wölle disen minen dienst imm besten uffnemmen.
U.f.g. zedel 10 belangend minen günstigen herren burgermeistern Johanns Rudolphen Lavatar hab ich im ouch gezeigt. Was er gar gütwillig. Befalch mir ouch trüwlich u.f.g. sin willige dienst alle zyt ungespart anzezeigen.
Diewyl dann jetzund sich wider die waren religion ein groß rüsten erhept unnd sich grosse gfaren zütragend, bittend wir den allmechtigen, das er u.f.g. verstand, wyssheit, sterck, macht, güten faal unnd glück 11 verlihe. Die sach ist an ir selb uffrecht 12 . So verlast der warhaffte gott die sinen nit, 13 ob er sy glichwol in grosse gfar ynfürt. 14 Sterben getröst in eeren umb gottes willen ist die gröste eer unnd das recht läben. Läben in abgottery, in valscher leer unnd under der tyranny der rotten kyrchen (bapst, cardinal unnd iren anhang verstan ich)15 ist die grusammest dienstbarkeit unnd der schantlichest
tod. U.f.g. rüffe zu gott, ergäbe sich an gott unnd sye vest. Gott wölle u.f.g. langwirig unnd sighafft zu gutem siner kyrchen erhallten.
Datum Zurich, 27. iunii anno 1546.
U.f.g. gantz williger diener
Heinrych Bullinger, diener der kyrch Zürich.
[Adresse auf f. 47v.: f Dem durchlüchtigen, hochgebornen fürsten unnd herren, herr Philippen Landtgrafen zu Hessen, graven zu Catzenelnbogen, etc., sinem gnedigen herren g .