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Autograph: Zürich StA, E II 357, 154 (Siegelspur): [Beilage:]1 E II 357a, 637 Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 406f, Nr. 1238 (Brief); 402f, Nr. 1233 (Beilage)
Blarer leitet einen Brief von [Georg] Frölich [HBBW XV, Nr. 2313] weiter. Statt auf Bullingers
Brief [Nr. 2319] zu antworten, kann er jetzt nur auf ein Versehen in seinem letzten Brief
[HBBW XV, Nr. 2316] hinweisen: Nicht [Joachim] Mötteli [vom Rappenstein], sondern Wilhelm
von Peyer, Vogt des [Konstanzer]Bischofs [Johann von Weeze] in Gottlieben, hat vom
geänderten Umgang der [Zürcher] mit den Söldnern berichtet. Mötteli und der (Konstanzer]
Arzt [Johann Jakob]Menlishofer waren nur anwesend. —[Am 5. Januar] erhielt Blarer einenBriefe_Vol_16-087 arpa
Brief von seinem Bruder [Thomas Blarer]über die mangelnden Fortschritte [am Bundestag zu
Frankfurt]. [Thomas Blarer] weiß noch nicht, wann er [nach Konstanz] zurückkommt. Er
schreibt, dass [aufgrund]des Todes des Trierer Bischofs [Johann IV. Ludwig von Hagen] nun
[Johann] von Naves [in Trier]sei. Auch schickte er dem Rat [von Konstanz]ein Gutachten von
Philipp [Melanchthon], [Johannes] Bugenhagen und Luther, welches jedoch der Rat noch
nicht verlesen ließ; Blarer bekommt es vielleicht zu sehen und würde dann auch Bullinger
informieren. [Thomas Blarer] hat nichts über das [Zweite Regensburger Religions]gespräch
mitzuteilen, außer dass [Johannes]Brenz in Regensburg eine Zeitlang allein war und auf die
anderen Teilnehmer warten musste, von denen bisher [Erhard] Schnepf und Balthasar von
Gültlingen eingetroffen sind. — Dies in Eile wegen des Boten [...]. Grüße. —[P.S.:] Die von
Isny haben Benedikt Burgauer, der in Bern als strenger Lutheraner bekannt war, zum Pfarrer
gewählt. Dieser gewagte Entscheid verstimmt Blarer wie kaum etwas anderes seit vielen
Jahren. —[Beilage:]Aus Augsburg wird Folgendes berichtet: In England haben König [Heinrich
VIII.] und das Parlament beschlossen, dass alle kirchlichen Güter der Krone gehören,
was die Geistlichen bewilligt haben mit der Bitte, der König möge wenigstens ihren Unterhalt
gewähren. Das Gesetz ordnet auch die Verbannung des Papstes und seiner Anhänger aus dem
Königreich an. Zudem plant man eine Kirchenreform und die Abschaffung der Messe. — Die
Gesandten [des Schmalkaldischen Bunds] verhandeln weiterhin über einen Frieden zwischen
[Heinrich VIII.] und [Franz I.] und sind zuversichtlich. England und Frankreich bieten [dem
Schmalkaldischen Bund] ein Abkommen und finanzielle Unterstützung an. Dies wird Papst
[Paul III.] am Konzil [zu Trient] wohl erfreuen! —[Suleiman Ï.] hat einen langfristigen Frieden
noch nicht bewilligt. Es soll erst dazu kommen, wenn [Karl V.] Mailand an [Franz I.]
abtritt. Das kann noch lange dauern! — [Karl V.] ist verlegen und weiß nicht, wie er sein
Versprechen, [die Protestanten anzugreifen], gegenüber dem Papst halten soll, so dass man
wohl bald von einem Frieden und der [Neubesetzung] des Kammergerichts hören wird.
— [Am Bundestag] zu Frankfurt steht es gut. Blarer hofft auf die baldige Verlängerung des
[Schmalkaldischen Bundes]. —[Georg] Frölich schreibt Ähnliches und lässt grüßen.
S. Mitto literas, quas a Laeto accepi 2 . Ad tuas 3 nihil nunc possum, nisi quod admissi erroris in proximis meis 4 ad te literis admoneo. Non enim Metellus 5 is fuit, qui de vestris, quod de militibus decretum mutarint, iactavit, 6 sed episcopi nostri 7 praefectus apud Gottlieben, cui Gulielmo a Payer nomen est a 8 Praesente tamen Metello istuc affirmavit audiente medico nostro Menlishofero 9 . Corriges igitur errorem apud eos, quibus forte hoc indicasti.
Literas heri a fratre 10 accepi, qui nihil aliud, quam quod respublica religionis nostrae ita illic agatur lente, ut, que extant, aemolumenta vix aequiparent
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taedium. Nihil certi pollicetur de reditu. Praeterea de morte episcopi Treverensis 11 scribit atque ibi 12 nunc d. a Navis 13 , ut vocant, esse, pestem caesaris 14 . Misit senatui frater consilium Philippi, Pomerani et Lutheri 15 ; verum senatui nondum lectum est, 16 tanto minus mihi, cui postea fortassis communicabitur. Quod, si quid erit, quod scire te referat, diligenter curabo, ut resciscas. De colloquio 17 nihil certi habere se affirmat, nisi Brentium 18 aliquamdiu solum Ratisbonae fuisse ac expectasse reliquos, quorum aliqui iam advolarint: Schnepffius 19 et Balthassar a Gultlingen 20 . Dominus bene vertat, cui me diligentissime commenda.
Haec properiter. Nolui enim tabellionem istum 21 negligere. Saluta amicos et fratres, inprimis tuam domum. Ich kan gar nichts weyter. Es stat in alten rechten. 22
6. ianuarii 1546.
Tuus A. BI. |
Isnenses istum Benedictum Burgouwer 23 , qui Bernae 24 L[utheri] partes strenue, si diis placet, defendit, in pastorem sibi malis profecto auspiciis delegerunt, id quod tam male me habet quam vix quicquam aliud multis iam annis, quod tam temeraria sunt omnia illorum consilia.
[Ohne Adresse.]25
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||E II 357a. 637 [Beilage:]
Aus Augspurg. 26
Auff gestert sind zytung ausß Engeland kommen, das der könig 27 daselbst mit rath des gantzen parlaments ainhellig erkent und beschlossen habe, das aller gaistlichen güter des gantzen konigrichs nieman billicher dann irem herren dem konig zugehören, land, leut und die christelich kirch damitt zu beschirmen. Darin haben och die gaistlichen bewilliget, und allain um ain ehrliche underhaltung ir lebenlang gebetten. Daruff der konig gesagt, er welle sich gepurlich gegen inen halten. 28 Es ist ouch in obgedachter des parlaments erkantnuß 29 offenlich unnd usstruckelich geordnet, das der papst und all sin anhang auss dem konigrich Engeland in ewig zyt verbant sollen sin. 30 Man gat ouch mitt ainer kirchenreformation b und abthüung der mesß in Engeland um. 31
Item, der christelichen ainungsverwandten bottschafft ist yetzund in Engelland zwischend dem könig und dem Frantzosen 32 frid zemachen; wirdt zum aller erlichesten gehalten, und 33 gute hoffnung, die unsren werden den friden finden, welchs nitt yederman gefallen wirt. So beüt 34 sich Engelland und Franckrich an, mitt den unsren verstand 35 zemachen und ain summa gellts zu unß zelegen. 36 Diß pancketh 37 kompt yetz dem papst 38 uff concilium 39 . Weren gut sachen; köndten wirs wol gepruchen.
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Der Turck 40 hat noch kainen friden geben. Es soll aber uff ain jar frid sin, 41 wann der kaiser dem Frantzosen Mayland gebe, allso das solicher frid noch witlöffig 42 ist. 43
Die kai. mt. ist gantz irr. Waist nitt, wie sy dem papst das gethon zusagen 44 laisten soll, und ich glob, wir wellen bald zeytung haben, das man unß friden und anordnung 45 des chamergrichts anpieten soll. 46
Zu Franckfurt steht es in guter handlung. Hoff, die christelich ainung 47 sölle mitt irer erstreckung unnd erweyterung bald volzogen sein oder werden.
Similia scripsit etiam Laetus noster 48 , qui se tibi accurate commendat teque plurimum in domino iubet salvere.