Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2317]

Joachim Vadian an
Bullinger
St. Gallen,
30. Dezember 1545

Abschrift von Johann Rudolf Stumpf: Zürich StA, E II 351, 13v.—14v.

Bullinger soll den wichtigen Brief [von Lorenzo Torrentino] an [Johannes]Oporin 1 mit einem sicheren Boten nach Basel weiterbefördern. Der St. Galler Kaufmann Huldrych Sclappritz hatte die vor kurzem in Rom gedruckte Schrift des vortrefflichen Theologen Theodoret von Cyrus, De Providentia [Sermones ss], die Vadian [mit einem nicht erhaltenen Brief]Bullinger schenken durfte, aus Italien mitgebracht. 2 Nun aber wird berichtet, 3 dass sich derzeit in Rom der Kommentar des Eustathios [von Thessalonike] zum ganzen Homer, ein noch unveröffentlichtes Stück [,,Elektra"] des Euripides wie auch weitere Schriften vorzüglicher Autoren, die

b Klammern ergänzt.
9 Barbara, geb. von Ulm.
10 Es ist unbekannt, von wem dieser Brief an die mit Blarer verwandte Gattin Jakob Röists stammte.
11 Der Vogtherr Joachim Mötteli vom Rappenstein.
12 erzählt.
13 stellen ... herein: stellen sich ein, kehren zurück.
14 vor Augen stellen.
15 Bullinger erklärte Blarer das Verhalten der Zürcher gegenüber zurückkehrenden
Söldnern in seiner Antwort vom 1. Januar 1546 (St. Gallen Kantonsbibliothek [Vadiana], Ms 35 [VBS VI]. 94; Blarer BW II 405f, Nr. 1236).
1 Lorenzo Torrentino aus Bologna legte diesen Brief seinem Brief an Vadian vom 10. Dezember 1545 bei; s. Vadian BW VI 480f, Nr. 1436.
2 Huldrych Sclappritz ist am 30. November 1545 in Ferrara nachgewiesen; s. Vadian BW VI 4761, Nr. 1433. Vadians Brief an Bullinger, dem die Schrift Theodorets beigelegt wurde, kann also nicht vor Mitte


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vor kurzem in der Bibliothek des Vatikans entdeckt wurden, im Druck befinden. Vadian kann nur staunen, dass eine Lasterhöhle [wie Rom] in kritischen Zeiten wie diesen die schönen Künste zu fördern beginnt. Papst [Paul III.]befürwortet das Konzil mehr als je zuvor, aber nur ein solches, das seinen Mist bestätigt und über das er die Kontrolle behält. Vom [Schmalkaldischen Bundestag] in Frankfurt, der noch länger andauern soll, gibt es keine Nachricht. [Johannes] Kessler hat schon [die biographischen Notizen] zu zwölf Äbten [der "Kleinen Chronik"]gelesen. Bis zum kommenden 1. Dezember [richtig: Januar] wird [alles] mit den für Bullinger und [Johannes]Stumpf bestimmten Erläuterungen Vadians nach Zürich gesandt [Vadian BW VI 487-493, Nr. 1442]. Vadian hat bei der Behandlung der verschiedenen Mönche die Ereignisse vom 10. Jahrhundert an so dargelegt, wie dies noch kein anderer Autor, auch kein Mönch, je getan hat. Zudem gab es bis jetzt weder eine lateinische noch eine deutsche Darstellung der sechs letzten Abte [St. Gallens], [Kaspar von Breitenlandenberg, Ulrich Rösch, Gotthard Giel von Glattburg, Franz Geißberg, Kilian Germann und Diethelm Blarer von Wartensee].

[Gedruckt: Vadian BW VI 363f, Nr. 1374 4 .]

Dezember 1545 verfasst worden sein. Demzufolge wird es sich bei diesem Brief um den bezeugten, aber nicht erhaltenen Brief Vadians handeln, auf den Bullinger in seinem Schreiben vom 27. Dezember (Nr. 2315) anspielt. Doch verdankte damals Bullinger das Geschenk nicht, was möglicherweise hier zu dessen Erwähnung führte. Offensichtlich wurde also die Schrift Theodorets Bullinger nicht gleich- zeitig mit Vadians nicht erhaltenen Brief übermittelt. Erst am 5. Januar 1546 sollte Bullinger das Geschenk empfangen und sogleich auch verdanken; s. Vadian BW VI 486f, Nr. 1441.
3 Aus dem oben erwähnten Brief Torrentinos.
4 In Vadian BW zunächst auf das Jahr 1544, danach (aao, S. 483) richtig auf 1545 datiert.