Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1690]

Oswald Myconius an
Bullinger
Basel,
14. November 1542

Autograph: Zürich StA, E II 343a, 251 (Siegel) Ungedruckt

Sendet auf Bitte des Engländers Thomas [Rose?] 13 Kronen für John Burcher; das Geld wird von [...]Stump überbracht. Über den englischen [König?]wird Theodor [Bibliander]berichten, sonst gibt es nichts zu schreiben; alle sind betroffen über die Verwüstung des Jülicher Landes; angesichts von papistischer Blasphemie und evangelischer Lauheit beim Gebet gegen die Türken, bewaffneter Gewalt, Verachtung des Wortes Gottes und seiner Diener fürchtet Myconius Schlimmes und ist ratlos, möchte aber nicht, dass Bullinger seiner sorgenvollen Briefe überdrüssig wird. Gruß und Glückwunsch an [Konrad]Pellikan, dem der Bischof [von Straßburg] einen Pokal geschenkt hat.

Tredecim coronatos mittit Thomas 1 Anglus Hanni Burchero 2 Anglo et te rogat, ut huic reddas, si est in urbe, sin aliter, ut eos apud te retineas, donec venerit. Et ego rogarem nomine utriusque, verum non opus est; scio diligentiam

1 Der genannte Thomas ist möglicherweise identisch mit Thomas Rose, geb. 1499/1500 in Exmouth (Devon), gest. nicht vor
1576. Rose setzte sich zunächst in verschiedenen Gemeinden von Suffolk, u. a. in Hadleigh, als eifriger Prediger für


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tuam in his, quae committo. Nescit Thomas, cui tutius pecuniam istam custodiendam committeret quam tibi, et ego nescivi, ad quem eandem libentius darem, ut cui interea salutem quoque possem adscribere. Curabis itaque rem, qualiter ambo tibi confidimus. Stumpio 3 ego, qui pepla vendit, nummos commisi; idem et reddet.

Praeter haec non est, quod scribam, nisi quae de Anglo 4 scripsi Theodoro; 5 is communicabit. luliacensis ager ita vastatur, 6 ut neminem audiam, qui non condoleat. Timeo mala multa et gravia in annum futurum, adeo magis ac magis vilipenditur deus et terrena adlubescunt. In papatu frequentant supplicationes, et hae, cum sint blasphemae per se, adeo conspurcantur blasphemando, ut non mirum esset, si deus fulminibus contra fureret. Foeminae clamant: "Das gotzmarter den Türcken schend; 7 wir müssend hie gan narren reformatorische Anliegen ein. 1534 nahm ihn Thomas Cranmer gegen Anfeindungen in Schutz. Nach Erlass der Six Articles (1539) soll er sich als Flüchtling bei Bullinger und in Basel bei Grynäus aufgehalten haben. Auch in seinen späteren Jahren wurde er wegen seines Glaubens verfolgt und geriet zweimal in Haft; 1549 ließ er sich zum Widerruf nötigen, doch konnte er kurz darauf aus England fliehen und hielt sich zeitweise in Frankfurt auf. Unter Königin Elisabeth wirkte er 1563-1575 als Vikar in Luton (Bedfordshire). -Lit.: John Fines, in: Oxford Dictionary of National Biography, Bd. 47, Oxford 2004, S. 769f.

2 John Burcher (Bourcher, Bourchier; Johannes Burkerus, Burckherus; Hans Burkhart[?]), gest. nicht vor 1563, könnte der illegitime Sohn John Bourchiers (Baron Berners, Statthalter von Calais) gewesen sein, es ist aber auch eine Verbindung zum Tuchhändler Sir John Bourgchier möglich. Burcher siedelte ca. 1538 aus religiösen Gründen von England auf den Kontinent um; nach einem Aufenthalt in Straßburg befand er sich 1540 in Basel, wo er bei Oporin und Myconius wohnte und als Druckergehilfe arbeitete. 1542 betätigte er sich als Händler und erwarb dank dem von John Butler und Richard Hilles erbetenen Einsatz Bullingers (s. oben Nr. 1689 und unten Nr. 1704) Zürcher Holz zur Herstellung von Bögen. 1545 war er verheiratet und strebte nach dem Erwerb des Zürcher Bürgerrechts. Ab 1546 war er Geschäftspartner von Richard Hilles und übernahm nach dessen Rückkehr nach England die
Geschäfte in Straßburg. Während der Herrschaft Marias I. setzte er sich in Straßburg zugunsten der englischen Glaubensflüchtlinge ein. Neben offensichtlich religiös motivierten Gründen war es sein Einsatz für die "Holzsparkunst", in die auch Mitglieder der Familien Blarer und Zwick aus Konstanz involviert waren, der ihn von November 1557 bis zum Frühjahr 1559 Polen besuchen ließ. Seine Geschäfte entwickelten sich allerdings unglücklich. 1560 trennte er sich von seiner in Zürich gebliebenen Frau und kehrte nach England zurück, wo er bald wieder heiratete. 1563 war er Pfarrer in einer Gemeinde unweit von London. Aus der Korrespondenz zwischen Burcher und Bullinger sind 40 Briefe aus den Jahren 1546 bis 1558 erhalten. -Lit.: Epistolae Tigurinae bzw. Original Letters, Nr. 294-333. 349; Garrett, Marian Exiles 100f; Hildebrandt, Exiles 41-49.
3 Nicht weiter bekannt.
4 Gemeint ist möglicherweise der englische König Heinrich VIII.
5 Ein entsprechender Brief an Theodor Bibliander ist nicht erhalten.
6 Vgl. oben Nr. 1686, 221 mit Anm. 13.
7 Die Türkengefahr war der Grund dafür, dass gemäß dem Abschied des Reichstags von Speyer (vgl. RTA JR XII/2 1180 §41) vielerorts besondere Bittgottesdienste eingeführt wurden; vgl. z. B. Leonhart Widmann's Chronik von Regensburg 1511-43. 1552-55, in: Die Chroniken der baierischen Städte. Regensburg. Landshut. Mühldorf. München, Leipzig 1878. -


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8 und das unser doheim verligen 9 ."Quid viri faciant, non opus est dicto. Qui sumus evangelici, supplicamus tam tepide, ut mihi videar audire vocem domini: "Quia tepidus es, ego te evomui. "10 Quid illi, qui sunt in armis? lure belli, quicquid libet, licet. Quid faceret itaque deus nisi officium iustitiae? Persuasus equidem sum eum non desiturum ab indignatione, donec dicamus omnes uno animo et ore: "Benedictus, qui venit in nomine domini. "11 Sed quando putas hoc futurum? Adeo immersi sumus omnes terrenis, ut divina conspuamus. Audent dicere de verbo: "Nauseat anima nostra super cibo illo levissimo."12 Contra: "Si haberem ego, paterer, ut pfaffum asportaret diabolus. In papatu audiebam missam et contentus eram; nunc me cogere tentat ille ad agendum, quod ipsi placet. Valeat." Hic quidem video, quam caute, diligenter, sedulo nobis esset agendum; sed in ipsa actione decorum deesse videtur. Ita fit, ut saepe haeream, quo me vertam. Verum de his satis, ne tibi accidat, quod amico 13 cuidam meo, qui terretur, quoties literas meas accipit, ut quae semper aliquid turbulenti, nunquam quicquam iucundi ferant.

Vale cum tuis in Christo. Pellicanum opto sanum salvumque. Cui tu, a quaeso, gratuleris nomine meo de poculo donato ab episcopo suo; 14 nam heri, qui portat, 15 hac transiit.

Basileae, 14. novembris anno 1542.

Tuus Os. Myco.

[Adresse auf der Rückseite:] Domino Heinricho Bullingero doctissimo, in domino suo. Z[üric]h b .

a nomine meo am Rande nachgetragen.
b Teilweise auf das nicht mehr vorhandene Verschlussband geschrieben.
Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Bd. XV, S. 189f.
8 Zeit vertrödeln.
9 vernachlässigen.
10 Vgl. Apk 3, 16.
11 Mt 23, 39.
12 Num 21, 5.
13 Unbekannt.
14 Pellikan hatte dem Straßburger Bischof Erasmus von Limburg die deutsche Übersetzung
der Paraphrasen des Erasmus geschenkt, an der er mitgewirkt hatte, und erhielt dafür am 13. November 1542 einen vergoldeten Pokal im Wert von 30 Gulden. Er sandte ihn jedoch am 16. November zurück und teilte dem Bischof seiner elsässischen Heimat mit, dass Zürich die Annahme solcher Geschenke verbiete, worauf der Bischof den Pokal den in Rufach lebenden Verwandten Pellikans schenkte; s. Pellikan, Chronikon 151-.155.
15 Überbringer des Geschenks war Pellikans Neffe Konrad Wolfhart (Lycosthenes) aus Rufach; s. Pellikan, Chronikon 152.