Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1689]

John Butler an
Bullinger
Basel,
10. November 1542

Autograph: Zürich StA, E II 335, 2058r.-2059r. (Siegelspur)

Hat zusammen mit Richard Hilles einen Brief von J[ohn]Burcher erhalten, der von Bullingers Einsatz für Burchers Vorhaben, Holz für die Herstellung von Bögen zu erwerben, beim Zürcher Rat berichtete - laut Burcher kommt diese Holzart in großen Mengen im Wald der Zürcher Herren vor, von denen Burcher mit Bullingers Unterstützung die Erlaubnis für die Auswahl geeigneter Bäume zu erlangen hofft -; [Butler und Hilles] danken und bitten um

1 Camillo Renato (Paolo Ricci, Lisia Fileno), geb. um 1500, gest. 1572/1575. Franziskanermönch in Neapel, ab 1538 Hauslehrer in Bologna. Nachdem er Ende 1540 in Ferrara als Neugläubiger zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden war, floh er 1542 in die Bündner Südtäler. In Chiavenna kam es zu einem Streit über die Sakramentsauffassung mit dem dortigen Pfarrer Agostino Mainardi, dessen Partei Bullinger ergriff. Renato leistete zusammen mit Francesco Negri und Francesco Stancaro der Verbreitung antitrinitarischer Ideen in Graubünden Vorschub und wurde 1550 exkommuniziert. Ein Jahr
später bekannte er sich jedoch zu den altkirchlichen Bekenntnissen und einer orthodoxen Sakramentsauffassung. Von seinem Briefwechsel mit Bullinger sind insgesamt dreizehn Schreiben erhalten geblieben. - Lit.: Renato, Opere; Simona Calvani, Camillo Renato, in: Bibliotheca Dissidentium, hg. v. André Séguenny, Bd. IV, Baden-Baden 1984 (Bibliotheca bibliographica Aureliana 95), S. 155-190; Conradin Bonorand, Reformatorische Emigration aus Italien in die Drei Bünde, Chur 2000, S. 141-153; Martin H. Jung, in: RGG 4 VII 447f.


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weitere Unterstützung des aufrichtigen und frommen Burcher, den sie dem viel beschäftigten Bullinger wohl gar nicht besonders empfehlen müssen; danken für die Bemühungen Bullingers und seiner Kollegen Megander, Pellikan und Erasmus [Schmid]während ihres Aufenthaltes in Zürich; Grüße von [Anna Hilles] an alle Frauen [der Erwähnten] und Dank an Bullingers Frau [Anna, geb. Adlischwyler]für deren Brief in Deutsch, den sie bald in gleicher Sprache zu beantworten beabsichtigt. Bullinger wünscht sicherlich Nachrichten aus Deutschland wie auch aus England; in Deutschland hat man mehr Angst vor Krieg, als es für das Wohl des Staates gut ist; Bullinger hat sicher schon gehört, dass weite Teile des Herzogtums Jülich von den kaiserlichen Truppen verwüstet worden sind; in Ungarn sind ein Straßburger Fähnrich mit seinen Soldaten und ein weiterer, der aus Ulm stammen soll, gefallen, was angeblich den Anstoß zum Rückzug gab; England hat Schottland Krieg angedroht, falls Schottland sich nicht folgenden Friedensbedingungen unterwirft: Abschaffung des Papsttums, Aufhebung der Klöster und Verbot der Heiligenverehrung; [Heinrich VIII.]selbst hält aber in [England]all dies - abgesehen von der Auflösung der Klöster - mit tyrannischer Härte aufrecht; es droht ein blutiger Krieg, zu Lande und zu See haben sich schon 120'000 nach Blut dürstende englische und irische Soldaten versammelt. [Richard Hilles]und dessen Frau [Anna]geht es gut; Butler selbst leidet schon seit 14 Monaten am Quartanfieber; wegen des feuchten Winters in Straßburg wurde ihm eine Klimaänderung empfohlen, er wird daher den Winter in Basel verbringen, steht Bullinger aber weiterhin zur Verfügung. Grüße, besonders auch an Bibliander.

[Gedruckt und Übersetzung ins Englische: Epistolae Tigurinae 410f, Nr. 292, bzw. Original Letters II 632-635, Nr. 292; Regest: LP XVII 600, Nr. 1073.]