Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[948]

Bullinger an
Johannes Zwick
Zürich,
13. Februar 1537

Autographes Regest Zwicks a : Konstanz Stadtarchiv, Ref. A. Fasc. 10, 406v.-407r. Ungedruckt

Die eidgenössischen Kirchen sind zwar an einer Übereinkunft mit [dem Schmalkaldischen Bund]interessiert, doch hat sich Bern, anders als Zürich, bei früherer Gelegenheit bereits der Annahme des Vierstädtebekenntnisses widersetzt, weshalb eine Zustimmung zum [Augsburger] Bekenntnis erst recht unwahrscheinlich ist; hat persönlich gegen das erstgenannte keine Bedenken, während ihm letzteres nicht durchwegs gefällt.

Bullinger von Zurch schribt mir die mainung:

Erstlich zwifle er nit, dann das es den kilchen in aignosen lieb sin wurd, so sy in ain gmaine verstentnus 1 mit anderen christenlichen fursten und stetten komen möchten 2 . Dann darum habind sy och b vorhin zu Arow und Basel versamlungen ghalten 3 . Aber von den mitlen, durch die sy möchtend angnomen werden, wisse er nit, was er schriben oder zusagen mög. Ich habe im gschriben 4 , es solte vilicht das best mittel sin, daß sy die confession der vier stetten mitsampt der saxischen, so vil die leer antrifft, annemend. Davon sye nun vormals zu Basel och ghandlet durch die botschafften deren von Strasburg und Costantz 5 . Man habe aber domals der saxischen confession nit c gedacht. So d hettend sich nun die von Zurich des nit beschwert, habind och irem gsanten etwas in befelch geben deshalb 6 . Die wil aber die von Bern hiezu nit willig 7 , habind sy sich nit von ynen sunderen 8 wellen. Es habind aber die von Bern vermaint gnug zesin, das ir zu Basel gstelte confession und artikel nit allain dem Luther, sunder och den fursten und stetten, so des evangeliums halb sind, wurde uberantwurtet 9 . Wann man nun

a Teil eines zusammenfassenden Berichts an die Obrigkeit; vgl. oben Nr. 943, Anm. 2.
b och am Rande nachgetragen.
c nit scheint (zweifellos gegen Bullingers Intention) gestrichen zu sein.
d vor So gestrichenes Wie wo[?].
1 ein umfassendes Bündnis.
2 Zwick hatte sich erkundigt, ob die evangelischen Orte in der Eidgenossenschaft an der Aufnahme in den Schmalkaldischen Bund interessiert wären; s. oben Nr. 940, 20-50.
3 Gemeint sind die zwischen Dezember 1535 und November 1536 abgehaltenen
Tagungen; vgl. Köhler, ZL II 407ff.
4 Am 31. Januar; oben Nr. 940.
5 An der Tagung vom 27. März 1536; s. Köhler, ZL II 422f.
6 In der Instruktion zur Aarauer Tagung vom 1. Mai 1536 (s. HBBW VI, S. 273, Anm. 5) heißt es, den Zürcher Theologen mißfalle die Confessio Tetrapolitana zwar nicht, man wolle aber vor einer Stellungnahme zunächst die Meinung der anderen Städte hören.
7 Vgl. oben Nr. 947, 5f mit Anm. 4.
8 absondern.
9 Wann dieser Vorschlag gemacht wurde, ließ sich nicht feststellen.


Briefe_Vol_07_063arpa

yezund och die saxisch confession darzu satzte, sorge er, der handel wurde nit ain furgang 10 haben mögen. Darum wisse er von dem mittel nichts zu verhaisen, vorus der zwayen stetten Zurch und Bern, die wil man sy nit richtig by iren confessionen dulden mag. Und so vil er verstand, ||407r. so werdind sy by der selbigen bliben. Darby werdind sy die unseren nit verwerfen. Der saexischen halb wisse er gar nichts zu vertrosten 11 . Sy wellind den anderen kilchen nichts furschriben; wellind och nit, daß man ynen fur schrib, sunder e daß ain yeder tail sin fryhait behalte. Fur sin person aber habe er unser confession halb kein schuchen 12 . Die saexisch habe er ym f nit alweg und allerding gfallen lassen.

Diss ist des Bullingers antwurt, an mich thon 13 uff 13. februarii 1537.