Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[919]

Schultheiss, Räte und Burger von Bern an
die Vorsteher der Zürcher Kirche
Bern,
29. November 1536

Original a : Zürich StA, E II 337, zwischen f. 207 und 208 (Siegelspur) Regest: EA IV/1c 786 3

Die an der Basler Tagung [vom 12.-14. November]aufgesetzte Antwort an Luther wird als mit der (Berner]Disputation und mit den bisher getroffenen Vereinbarungen übereinstimmend befunden, doch soll sie nicht direkt an Luther gerichtet, sondern durch Capito und Bucer an ihn übermittelt werden; falls Luther das [Erste Helvetische]Bekenntnis nicht gutheißt, will man die eigene Lehre von den Sakramenten lateinisch und deutsch veröffentlichen.

Unnser fründtlichenn gruß unnd was wir eerenn und guts vermögend zuvor.

Erwirdig, wollgelert, ersamm, wyß, innsonders lieb und gilt fründ, wir haben die antwurt, so durch die verordnetenn in der statt Basell jetz letst gehaltner der sacramenten halb tagleystung dem Luther zuzesenndenn innamen 1 gemeiner 2 unser eydgnoschafft kilchenn gestellt worden 3 , mit unsern predicanten erduret und die alls unnser loblichenn disputation 5 , ouch vorberedtenn handlungen 6 , under unns diser sachenn halb erloffenn 7 , gantz glichförmig und gemäß etc. unns gevallenn lassenn, doch mit gedingen 8 , das solliche antwurt von unns, den stettenn, nit dem Luther (der nützit 9 bißhar mit unns noch wir mit im gehandlett), sonnders dem doctor Capito unnd Bucero übersenndt unnd zugeschickt werde, sölliche dem Luther (ob es inenn gevellig) ze behanndenn 10 unnd sines entlichenn 11 bescheids darüber zuerwartenn, unnd daß man bißdar 12 alle ding berüwenn 13 lasse, untzit 14 erstgemelte antwurt unnd entschluß von doctor Luther durch Capitone und Bucero b erlanngt wirt, den wir dann vernemmenn. Unnd soverr 15 derselbig sich mit unser confession 16 , die

a Beim vorliegenden Original handelt es sich um die auf Wunsch der Berner Pfarrer nach Zürich gesandte Teilkopie einer gleichentags an Basel gerichteten Missive; vgl. oben Nr. 918, 9-18 mit Anm. 5. Erhalten ist auch eine Abschrift Bullingers (Zürich SA. E II 337, 207v.-208r.) sowie eine an die Berner Pfarrer adressierte Kopie (Bern StA, A V 1455, Nr. 71; von Gwalthers Hand).
b undeutlich korrigiert; vielleicht als Bucer oder Bucern zu lesen.
1 im Namen.
2 versammelter (Grimm IV/I 2 31821).
3 Siehe oben Nr. 918, Anm. 1.
4 geprüft (SI XIII 1298f).
5 Gemeint ist die Berner Disputation von 1528.
6 bisherigen Absprachen (vgl. SI II 1406; VI 569).
7 erfolgt (SI III 1134).
8 unter der Bedingung (SI XIII 527-529).
9 nichts.
10 auszuhändigen.
11 endgültigen (SI I 317).
12 bis dann (SI XIII 1002).
13 ruhen.
14 bis daß (SI I 360).
15 sofern.
16 Zum Ersten Helvetischen Bekenntnis s. oben Nr. 737, Anm. 1.


Briefe_Vol_06_479arpa

götlich, woll gegrundt, häll unnd heitter ist, nit möchte verglichenn 17 , wurdend wir verursachet, unsern verstandt, leer unnd halltung der sacramenten halb in lathinischer und tütscher zungenn der wällt fürstenn unnd herrenn anzezöugenn 18 unnd unns damit der warheytt unnd unschuld wider alle gedichter clegtenn 19 , argwon unnd verdächt vor aller mencklichenn 20 . Das habenn wir üch unanzöugt nit wellen lassen, den allmechtigen pittende, unns allen waren verstand sines willenns und halltung 21 desselbigenn gnädigklich ze verlichenn 22 . .

Datum penultima novembris anno etc. 36.

Schulthes 23 unnd rhät und

burger za Bernn.

[Adresse auf der Rückseite:] Den erwürdigenn, wollgelertenn, ersam[enni], wysenn, unnsernn geliebten unn[d] güten fründenn, gmeinen vorstän[dernn] e der kilchenn Zürich.