Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[822]

Die Pfarrer von Zürich an
[eine Ratskommission]
Zürich,
18. Mai 1536

Autograph Bullingers: Zürich StA, E I 1. 2b (ohne Siegel) Ungedruckt

Schicken der Kommission in Beilage die verlangte Liste der notleidenden Pfarrer [im Territoriurn Zürichs] zu und bitten eindringlich, deren Bedürfnisse, und die kirchlichen Bedürfnisse überhaupt, wohlwollend zu berücksichtigen.

Fromm, vest, ersamm, fürsichtig und wyse, gnedige, liebe herren.

Demnach u[wer] e[rsam] w[yßheit] von unsernn herren 2 inn befelch gäbenn, zu ervragen, wöliche pfarrer bärlichen 3 mangel habind und wölicher gstallt inen möge geholffen werden, habend ir hie iro namen und all iro gelägenheyt 4 . Bittend zum aller trüwlichisten, u. e. w. wölle sy früntlich bedencken und ansahen nitt alein iro armut und nodturfft, sunder der gantzen kylchen und der leer mangel. Dann so man ye täglich das unwerd 5 , die armut darzu unnd ellend der predicanten sicht, insonders, das sy nach iro absterben nitt mee hinder inen lassend 6 , dann das iro wyb und kind ins ellend müssend, ist niemands willig, sine kind zu der leer zu erzühen 7 . Dardurch aber mitt der zyt zu besorgen ist merklicher abgang an der leer und leereren. Dorumb lassend disen handel u. e. w. in trüwen befolhen sin. Wirt der herr Christus das erckennen 8 und annemmen, allß ob man imms bewysen, das man den sinen thut 9 . Unnd gott beware üch lang inn sinen gnaden.

18. maii 1536.

U. e. w. underthänige

diener deß

wort gottes

der statt Zürych 10 .

[Ohne Adresse.]

1 Siehe unten Nr. 823, Anm. a.
2 vom Rat.
3 deutlichen, empfindlichen (SI IV 1435).
4 Verhältnisse (SI III 1202). — Zu Bullingers Umfrage vgl. oben Nr. 803 mit Anm. 1. Die beigelegte Liste ist nicht erhalten; einige der bedürftigen Pfarrer sind jedoch im Beschluß der Rechenherren vorn 9. Januar 1537 genannt: Ulrich Rollenbutz in Bülach, Jörg Schwarz in Oberglatt, Stefan Rosenheimer in Otelfingen, Ulrich Schörli in Stäfa, Dietrich
Wanner in Horgen und Heinrich Strübi in Affoltern am Albis (s. Bächtold, Bullinger vor dem Rat 156, Anm. 80).
5 Geringschätzung (Grimm XI/III 2190).
6 hinterlassen.
7 studieren zu lassen (vgl. SI III 1366).
8 anerkennen (SI III 313).
9 Vgl. Mt 25, 40.
10 Wohl die drei Stadtpfarrer Bullinger, Jud und Engelhart, die am 9. Januar 1537 (vgl. oben Anm. 4) wieder zur Beratung dieser Sache zugezogen wurden.