Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[789]

Hans Bleuler an
Bullinger
Grüningen,
12. April 1536

Autograph: Zürich StA, E II 440, 309 (Siegelspur) Ungedruckt

Bittet Bullinger, Heinrich Dürst auf die Pfarrei Rüti vorzuschlagen.

Gnad und frid von got, unserem himelschen vater, sy mit uns allen.

Lieber Meister Heirich, alsdan der stand 2 und bredikatur zu Ruty 3 noch nut 4 versehen und vilicht 5 unser heren leider jetzmal nut uberg vil semlicher mennern habind, als ich bericht wird - der barmhertzig got well uns fur und fur fursehung tun, damit wir an sinem wort und andren notwendigen dingen

c-f Der Text ist wegen des engen Einbands teilweise nicht lesbar.
W[alther] Köhler, Jodocus Hesch, in: Zwa III/8, 1916, S. 245-258.
6 Urkunden, Briefe (SI V 435f). — Genaueres ist nicht bekannt.
1 Hans Bleuler, von Zürich, gest. 1551, Weber (Zunft zur Waag), war einer der aktivsten Politiker der Reformationszeit. Von 1519 bis 1531 und von 1542 bis 1551 war er Mitglied des Kleinen Rates, 1531 nahm er als Hauptmann am Zweiten Kappelerkrieg teil und versah immer wieder
z. T. gewichtige politische Ämter; so war er 1527-1529, 1531-1532, 1542-1545 und 1550-1551 Eherichter, amtete 1532- 1541 als Landvogt in Grüningen und in den Jahren 1545, 1549 und 1550 als Rechenherr. Außer dem vorliegenden sind keine weiteren Briefe Bleulers an Bullinger bekannt. — Lit.: Dütsch, Landvogte 84; Jacob 136-138; Fabian, Geheime Räte 507; HBLS II 273; Schnyder, Ratslisten 567.
2 Amt, Pfarrstelle (SI XI 961f).
3 Nikolaus Steiner, der Pfarrer von Rüti, war am 19. März gestorben (s. oben Nr. 774, 2f).
4 nicht.
5 wahrscheinlich (SI III 1049).


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nut mangelhaft werdind -, nun, lieber Meister Heirich, so ist ein gut, from man a , ein b porner amtman 6 mit namen Heirich Türst oder Heirich Michel 7 , ein kaplan etwen 8 zu Wetziken gewesen, hat vil kleiner kinden, hat disen winter schul gehalten und all suntag das götlich wort verkunt zu Ötwil. Hab ich fur mich selbs etwen 9 sins wandels und lebens nachfrag gehebt und warlich nutz 10 erfaren dan ally fromkeit 11 c . Diewil er den sofil kleiner kinden und tartzu grossy armut hat, wer min flissig pit, ob er uch jenen 12 gschikt, och tugenlich möchty tuncken, ir wetind im ein got wort verlihen, damit er siny kleiny kind dest bas ertzuhen möchty. Mit früntlicher pit, ir wellind min ungschikt schriben mir nut verargen und im besten verstan, als es och warlich beschicht.

Hiemit bewar uch unser himelscher vater mit zinen gnaden als sin d getruwen diener.

Datum mitwuchen in der karwuchen im 36.

Hans Bluwler, jetz vogt

zu Grüningen, uwer

williger diener zu allen ziten.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wolglerten Meister Heirich Bullinger, bredikant Zurich zum grossen Münster, mim lieben und guten e gunner in sin hand.

a für from man in der Vorlage froman.
b in der Vorlage eim.
c für und tartzu in der Vorlage untartzu.
d für als sin in der Vorlage alsin.
e für und guten in der Vorlage unguten.
6 aus dem Grüninger Amt gebürtig.
7 Heinrich Durst (Türst, Michel), von Basel, gest. um 1543, einstmals Schüler von Oswald Myconius, versah 1526-1531 als Kaplan in Wetzikon die Gemeinde Oetwil am See. 1535 trat er wiederum als Prediger von Oetwil in Erscheinung - er wurde auf der Herbstsynode 1535 verwarnt
(Zürich StA, E II 1, 198) — und übernahm schließlich, nachdem er vergeblich im vorliegenden Brief für Rüti empfohlen und von Johannes Stumpf (s. unten Nr. 824, 7-20) für Seegräben favorisiert worden war, das Diakonat Goßau. 1540-1542 wirkte Dürst in Seegräben, 1542 wurde er Pfarrer in Richterswil. —Lit.: Zürich ZB, Ms A 70, 335f; Gordon, Discipline 252; Pfarrerbuch 248.
8 einst (SI I 594).
9 bei Gelegenheit (SI I 594).
10 nichts.
11 Rechtschaffenheit.
12 irgend(wie) (SI I 296f).