Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[723]

Heinrich Fehr an
Bullinger
[Frauenfeld],
14. Januar [1536]

Autograph: Zürich StA, E II 441, 55 (Siegelspur) Ungedruckt

Peter Rümeli hat ihm Bullingers Schreiben gezeigt und ihn gebeten, über ihre Streitsache [mit den Katholiken] Bescheid zu geben: Die Besetzung der politischen Ämter ist wie gewohnt erfolgt, Recht und Gericht werden sie weiterhin gemeinsam handhaben, und die Entscheidung im Schulmeisterstreit wurde Landvogt [Christoph von Sonnenberg] überlassen; somit ruht der Konflikt. Grüße.

Gnad und frid von got durch unsern herren Iesum Christum.

Lieber Maister Hanrich, es hat mir h[err] Peter Rumely üwer früntlich zuschriben 3 anzaigt, in welchem wir b ayd sechend üwer trüw und flyß, die yr für und für tragend unser kylchen halb: des danckend wir üch zu dem höchstenn. Hat ouch mich daby gebetten, daß ich üch den handel 4 zuschribe als sin mitbruder im evangelio Christi; das ich dann nit gar wyllig, diewyl ich gar üch unbekant bin, gethon; doch damit der warhait statt geben wurd, so han ich das ylentz gethon. Byt üch, yr wellind das im besten ufnen 5 .

25 Zürich rechts der Limmat; vgl. Vögelin, Das alte Zürich I 167.
1 Heinrich Fehr, von Frauenfeld, gest. 1558, im April 1516 an der Universität Freiburg i. Br. immatrikuliert (vgl. Die Matrikel der Universität Freiburg i. Br. von 1460-1656, bearb. und hg. v. Hermann Mayer, Bd. I/I, Freiburg i. Br. 1907, S. 226, Nr. 115), Magister artium, erscheint 1523 als Pfarrer in Müllheim (Kt. Thurgau). Ab 1527 im Amt als Kaplan der Michaelspfrund in Frauenfeld, wirkte er eifrig für die Reformation; am Abend des 22. Dezember 1528 befand er sich in der kleinen Runde von Reformfreunden, die, von Gegnern gestört,
mit der spektakulären Mordtat am evangelisch gesinnten Kaplan Johannes ab Burg endete. 1530 riet ihm die Synode zur Eheschliessung. Fehr blieb bis zu seinem Tod als einer der beiden Pfarrer von Frauenfeld tätig, zuletzt in der Funktion eines Dekans. Weitere Schreiben aus einem allfälligen Briefwechsel mit Bullinger sind nicht bekannt. — Lit.: Knittel, Reformation 234-238; Knittel, Kirche 98. 103; Sulzberger 2. 93.
2 Der vorliegende Brief steht inhaltlich in direkter Folge zu Peter Rümelis Schreiben oben Nr. 717.
3 Nicht erhalten.
4 Vgl. Z. 9-22. aufnehmen.


Briefe_Vol_06_068arpa

Unser wyderparthy hatt uns gricht und recht abgeschlagen, wie dann yr vor durch yn bericht sind 6 . Doch ist es mit gottes hilf widerum so wyt komen, daß man, wye all jar brüchig ist, alle ämpter der oberkait halb widerum geordnet und gesatzt hat. Hierinn hat min g[nedig] her landvogt 7 fromcklich und redlich gehandlet, des ich gut wissen trag, gegen bayden parthyen. Der schul halb hat es die gestalt, daß bayd barthyen sind des uff den landvogt komen, der sölly sy gütlich oder rechtlich darinn entschaiden 8 . Hat sich ouch des min her landvogt offenlich vor unser gmaind enbotten 9 , er welly in der sach nit anderst handlen, dann daß es weder uns noch unseren kinden unsers gloubens in kain weg an unser religion kain nachtayl bringe in kainem weg, sonder uns by dem landsfriden 10 beliben lassen. Und hiemit ist der handel aller dingen yetzen gar ufgehept 11 , halt man wider gricht und recht mitananderen wie vor. Wie aber min g. her landvogt uns des entschaiden werden, wend wir üch zewissen thon.

Hiemit sind got befolhen. Sind alweg 12 unser zu gutem ingedenck als unser her und mitbruder. Grützend uns M. Löwen 13 und Rudolphum Tumysen 14 .

14. die ianuarii.

Henricus Fer.

[Adresse auf der Rückseite:]:] An den hochglerten M. Hainrich Bulligern, minen insondern, gnedigen, lieben herren, zu Zürich predicant.