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Autograph: Zürich StA, E II 441, 46 (Siegelspur) Ungedruckt
Will Bullinger nicht weiter mit dem Fall des Priesters [Michel von Üsigen] behelligen. Der Absicht [der Reformierten in Frauenfeld], auf eigene Kosten einen Schulmeister anzustellen, widersetzen sich die Katholiken heftig und drohen mit der Aufkündigung der politischen Gemeinschaft, obschon Schultheiss [Hans Heinrich] Federli vom ganzen Rat beauftragt worden war, einen Schulmeister zu suchen. Bittet um Rat und Unterstützung.
Lieber herr, diewyl ir sunst mit so vil geschäften aller kilchen beladen und ungezwiflet den handel unsers messknechts 2 , der noch in kettinen ligt, durch ander wol und eigenlich bericht 3 sind, hat mich unnöttig sin bedunckt, sollichs uwer wurden wyter ze entdecken 4 und uch darmit mügen.
Jedoch so wil unser widerparthy gar unfrüntlich des schulmeisters halb mit uns handlen 5 , und wo wir den schulmeister. ouch uf unseren eignen costen, wellen haben, so solle uns gricht und recht abgschlagen 6 , gmeiner kilchgang und alle gmeinsame in erwellung 7 der oberkeit, schultheissen halben und anderen gmeinen burgerlichen ämpteren, die bisshar von einer gantzen gmeind sind besetzt worden, versagt und abkund 8 sin a . Diewyl sy nun in einem so kleinen, nutzlichen 9 , ouch iren kinden dienstlich und nottwendig handel b , on alle ire [und]c der kilchen entgeltnuss 10 , so d tratzlich 11 gegen uns handlend, [...]e wir bsorgen, es stecke etwas grössers dahinden; dan sölliche ant[wurt]f ist unser gmeind von inen durch den landtvogt 12 mundtlich geben, [...]g das uns treffenlich emptfrömdet, diewyl es doch vor einem gantzen radt das meer 13 worden ist, man sölle umb einen schulmeister lugen und dem schulthess Fäderlin
Briefe_Vol_06_057 | arpa |
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insonders in bevelch ist geben, wo er einen wisse, sölle ers inen anzeigen etc.
Darumb, lieber Meister Heinrich, ist unser getrungenlich bitt
Petrus Rymelin, predicant z Frowenfeld.
[Adresse auf der Rückseite:] Dem fromen, wolgelerten herren M. Heinrichen Bullinger, getruwen diener des worts, sinem lieben herren zu handen.