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Autograph: Zürich StA, E II 351, 169 (Siegelspur) Ungedruckt
Gibt über die jüngsten Vorkommnisse in St. Gallen Bericht: Der Absicht der Leute aus der Klosterherrschaft, dem Abt mit einem festlichen Aufzug Ehre zu erweisen, stellten sich Bürgermeister Vadian und der Rat mit der Bedingung entgegen, daß nicht alle Bewaffneten gleichzeitig durch die Stadt zum Hof ziehen dürften, worauf diese den Durchmarsch vorerst erzwingen wollten, dann aber einlenkten; am Sonntag wollen sich die Leute des Abtes in Rorschach treffen. Über das Wochenende waren u. a. der Hauptmann von Wil und Jakob An der Rüti von Schwyz, am Samstag auch der Abt in der Stadt. (Konrad]Brüllisauers Sohn hat dem Stadtammann [Albrecht Schlumpf] die Zahlung für einen Rebberg versprochen, sobald in St. Gallen wieder Messe gelesen werde. Im Kloster drohte ein Prediger, daß er innert Jahresfrist in der Stadtkirche St. Laurenzen Messe halten werde. Bitte, den mitgeschickten Brief aus Nürnberg Andreas Geßner zu übergeben. Im Rheintal blühten die Reben spät. Die Nachrichten über [den Täuferaufstand in]Amsterdam scheinen wahr zu sein. Will sich mit Bullinger in Zürich besprechen. Grüße; [Jakob]Rordorf soll das blaue Garn bei Gebhart Brunner holen. Die Rheintaler danken [Johannes]Haab.
Gott mitt unns. Amen etc.
Min herr, gelieptter bruder, us beger mins hernn doctor von Wadtz 1 und andrer etc., och us miner pflichtt gegen m[ine] g[nedigen] h[erren] von Zürych
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etc., dissen handel hernach luttende üch in trüwen 2 zuzeschriben, damitt ir minem sonder günstigen, lieben hernn burgermaister Roysten berichtten, ob 3 villichtt die sachen anderst furkämen, dann hernach lutende, zu veronglimpfen, wie dann Wyler ard ist 4 , nitt globen geben, sonder die warhait, und was sollich fürnemen bringen mugen hette, hier inn bedenckenn, alls denen baiden ain gutte, frome statt insonders getruwtt. Ermessend die sach, was sorg etc. 5 lttem es ist von dem aptt von Santt Gallen 6 oder den sinen gen Santt Fyden , in sinen grichten vor der statt Santt Gallen, dryg sontag uff ain andren angesechen 8 worden ain schencky 9 von allen gotzhuslüten, zu eren im oder ander, und die gricht 10 tailt uff jeden sontag. Doch vor dissem sontag 11 nach dato sind ain ersamer rat in der statt ettlich tag vorhin gwar worden (onangesechen sy vorm handel darum nie ersucht) und habend ain ratschlag gethon: So verr die kämend, alls es by 500 gwaffneter mannen troffen, dem burgermaister 12 befolt, uff das, alls sy komen wurden und im hoff dess aptz herus glassent, ain rädly zu schlachen 13 alda irm g[nedigen] h[errn] und conventt zu eren, sy dergstalt nitt herin zu lassen, sonder inen anzuzaigen, so sy kämend, das man sy gernn durchziechen lassen, doch ain gericht oder gegny 14 nach der andern; man verseche sich 15 och nichtz dann gutz. Alsso ist niemand komen bis sontag dess tags, als sy durch wellen. Hat der hoffmaister 16 und cantzler 17 den inziecher zum burgermaister geschickt und im erschaint 19 , sy wellent also komen (und nit begert, ob ers gonnen 20 welle). Er dem botten die antwurt geben wie oblutet, der sich ain rat entschlossen, im och fürghalten, dem botten, als das gschray 21 , das villicht etlich tangrotzen 22 tragen wurden, weliches der bott verantwurt hat: "Ob gott wil, nitt." Alls man nun nitt gewist, ob sy sich der antwurt, also durchziechen und kain rädly zu machen, och jedy gegny sonders, benügen lassen wellen, und sich doch das volck etwan 23 wit vor der statt ussen gesamlet, by welchen der cantzler mitt ainem gutten schlachtschwert, och der vogt von Oberberg 24 im fordersten glid zogen, und andre
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amptlüt ettlich, zu gwarsamy 25 , jemand zu tratz 26 , hat burgermaister von Wadt den alten 27 , och underburgermaister 28 zu im gnomen under das tor und da dannen den stattknecht zu dem cantzler und volck ushe geschick, ain cantzler uff früntlichest erfordern, ob sy sich der antwurt bewilgung ains ratz benügen lassen. Daruff der cantzler selpst 29 sim schlachtschwert hinn gangen zu den dryg burgermaistern zum tor, die offen gsin, dem also abermals ains ratz bewilgung erofnet, mitt beger, daby zu bliben und sich benügen lassen. Daruff der cantzler gerett: "Lieben hernn, wir sind dess rättig worden, samptlich mitt ainandren in den hoff zu ziehen, darinn ain rädly zu machen, m[inem] g[nedigen] h[errn] und dem convent zu eren (wie wol der apt nitt da gesin ist), doch uns dess verainbart, daß wir uns nitt kains wegs trennen lassen wellend; daby man sich aber alles gutz versechen sol." Daruff im geantwurt, by gethonem bewilgen dess ratz zu bliben, wie wol sy beduren haben, daß sy sich hier inn der statt nitt wilfarn noch benügen lassen; wol vermaint, nitt irs sins etc. Uff disse antwurt redt der burgermaister witer: "So megen ir wol uff dem graben um statt ziechen." Daruff cantzler redt: "Nain, das wend wir nitt ton, sonder wend den nächsten 30 uff den berg in m[ines]g[nedigen] h[erren] gricht ziechen gen Sant Fiden." Aber sy zugend da har bis zum thor, den cantzler mit dem schlachtschwert forder 31 . Schlug also bim tor umhe 32 uff dem graben. Och in stille ghaim, zu guttem, habend och der rat 200 man in ire hüser potten, gerüst, sampt 4 stuck büchsly geladen, wo sy gwaltig 33 hierin weltend, alles wol gerüst, bis alle burger dess och innen wurden und sich gerüsten mochtend. Sy sind och so noch zum thor zogen, daß der burgermaister Franzist Studer selb 14 büchssenschützen zu im berüft in yl under das thor, die ir büchssen geladen ain jeder, alsso erwart. Gott syg lob, zu guttem gwent. Item uff nächst sontag, ist die sag, komentz zu Roschach zusamen.
Ittem uff sontag och montag ist vil sir räten, och von Wil alhie ingriten der hoptman 34 . Item der ist och hie gsin von Schwytz, Jacob An der Rüty 35 , welcher
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in Sant Gallen sach ain spruchman gsin by maister Haben 36 . Item der apt redt am sampstag in die statt; des tags wider hinus etc.
Item es hat ainer von Thal us dem Rinthal (Vogt Brulisowers 37 son 38 , dess aptz rat) mitt dem stattaman von Sant Gallen 39 zu Lindow im wirtzhus frischlich ain koff geben 40 , villicht nit ghaiten von dem us dem Rinthal, ain wingart im geben um 600 lb den[ar] Sant Galler werig, wenn man zu Sant Gallen in der statt mess hab, im zaln etc.
Ittem der münch 41 , so jetz im closter Sant Gallen predigt (ist, als gwiss ist, durch den messner 42 für ain rat tragen), ja der statt kilchen Sant Lorentzen, zum messner komen und mitt mer worten grett, da well er oder man werde in jars frist mess in der kilchen halten. Was fräffels 43 mögen ir bedencken etc.
Item den ainen brieff 44 kompt von Nürmberg, gebend maister Andres Gässler 45 .
Alhie im Rinthal was spater winblust gsin; fast abgfallen.
Ich fürcht fürhin me, wie es by üch stand. Was ir zittung habend, schribend uns.
Von Nürmberg ist nicht nüws. Dann man achtet 46 , das von Angsterdam syg war, laider 47 .
So ich zu üch kom, hab ich mitt üch min sorg zu reden.
Grützend mir minen lieben hern nachpurnn, hernn Rösten 48 , vor ain uns baiden 49 üwer gantz hus, maister Kasparn 50 , Rordorffem. Sagen im, daß er das blaw garn, welches ich [...]en a hie lassen färwen, by Gebhart Bronner 51 nem; ich habs in sin fässly gschlagen und [...]en b och zu wissen thon.
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Mich blanget 52 zu üch hinn, Hans Müllem, sin volck etc. [...]c Habenn 53 . Die Rintaler und ander sagen warlich vil gutz, och vil mitlidens von im [...]lb d , das sagend im und danckend im, fümämlich och der prediger us dem Rinthall 54 . Gott [...]alte e inn.
Actum S. G[allen], yl, uff zinstag vor Johanis Baptiste anno 35. jar.
U[wer]williger a[rmer]
Hans Vogler
zu S. Gallen.
[Adresse auf der Rückseite:] Ain min insonnders gelieptten hernn und fründtt, M. Hainrichen Bulligemn, zu aygnen hannden.