[433]
Autographes Konzept: Zürich StA, E II 338, 1370r.-1371v. Gedruckt: Kammerer 23f
Hat vor zwei Monaten eine Ermahnung an Herzog Ulrich geschickt [Nr. 407], die ihm nicht übergeben werden konnte, weshalb er sie ihm nochmals zusendet. Die Gegner der Wahrheit freuen sich darüber, daß die «Sakramentierer», womit die Anhänger der von Zwingli und Oekolampad vertretenen Abendmahlsauffassung gemeint sind, vom [Kaadener] Frieden ausgeschlossen sind, da deren Lehre im Reich nicht geduldet wird. Bullinger bedauert das, erhofft aber von Ulrich Besseres, um so mehr als Ambrosius Blarer berufen wurde, der dasselbe wie die Zürcher lehrt, und rechtfertigt deren Abendmahlsverständnis, indem er es in den Grundzügen zusammenfaßt. Bittet Ulrich, an der Wahrheit festzuhalten, und bietet seine Hilfe an.
Wiewol a ich berycht und eygentlich weyß, daß u[wer] f[ürstliche]g[naden]
mines vermanens nitt notwendig, noch denocht hab ich guter vertruwter
meynung vor zweyen monaten ein vermanung an u. f. g. geschryben 1 , die
ouch überschickt, wiewol sy u. f. g. nitt überantwurt b , wie ich gehofft, one
zwyfel uß gheiner untruw, sunder daß es sich vilicht sust nitt hatt, gschefften
c und krieglicher unruwen halben, fügen wöllen 2 . Dieselben überschick
ich nochmalens und bitt, u. f. g. wölle sy willicklich vernemmen. Dann was
geneygten, underdienstigen 3 und getruwen willens zu u. f. g. wir, die das
euangelion Jesu Christi predgend inn den stetten der Eydg[noßschaft] tragind,
mitt was ernst wir ouch mittsampt unsern gemeynden für u. f. g. heyl,
syg und wolfart zu gott geschruwen, was d fröuden wir ab u. f. g. syg 4 enpfangen
, weist 5 , dem alle hertzen offen stond. Nun, so gott sin gnad und e
barmhertzigheyt rychlich mitt u. f. g. geteylt, ||1370v. sind wir für und für in
sorgen, daß nitt ettwan unser hoffnung 6 betrüpt werde, me durch der mißgönner
7 lyst 8 dann durch u. f. g. wüssen oder willen. Es wirt mitt besondern
fröuden vonn den mißgünstigen der warheyt gerümpt, wie die sacramentiererBriefe_Vol_04_0302 arpa
f 9 , das ist wir, so der leer vonn g dem nachtmal Christi h anhengig, die
von loblicher gedächtnüß H[uldrychen]Zwinglio und Jo[hannes] Oecolampadio
uß heyliger geschrifft und allten leereren herfür tragen, uß dem fryden
10 geschlossen, allß 11 dero leer und wäsen imm heyligen rych nitt sölle
geduldet werden 12 . Das unß nun hoch bedurte, wo daran ützid 13 sin söllte.
Wir hoffend aber zu u. f. g., deßglich zu dem durchlüchtigen, gantz christlichen
fürsten und h[erren], h[err]Philip[pen]lantg[rafen] ze H[essen], bessers,
insonders so der hochgelert M. Amb[rosius] B[l]aurer, unser insonders geliepter
bruder und mitarbeyter inn evang[elio] Christi, von u. f. g. berüft 14
und ze leeren i II 1371r. uffgestellt ist, der bißhar mitt unß und wir mitt imm
einfalltiglich 15 , trüwlich und einmütig in disem und andern hendlen geleert,
vonn dem u. f. g. ouch wol verstanden, was unser meynung, und daß
wir die waren k gägenwirte [!] Christi imm nachtmol nitt verlougnend, ouch
nie verlougnet habend, doch mitt dem underscheyd, daß alle fleyschliche
gedancken hingelegt und alleß geistlich l , himelisch, inn anschowung und
betrachtung deß gloubens 16 nach art der sacramenten verstanden werde, wie
es ouch Augustinus und andere heylige lerer m verstanden 17 , die bekendt
und gelert, das der angenommen, naturlich, endsam n 18 lyb Christi inn hymlen
an o einem ort, hieniden aber ouch inn p betrachtung deß gloubens mitt
sinen gnaden geistlich und krefftiglich q by uns sye 19 , daß dorumb er r mitt
sinem lyb s nitt müsse vonn ort ze ort bewegt werden, der t ouch warlich
imm geist und nitt fleyschlich geessen wirt vonn glöubigen, dann die unglöübigenBriefe_Vol_04_0303 arpa
das sacrament essend, aber nitt das, so durch das sacrament bedütet
und fürgetragen wirt 20 .
Gnedigster fürst und herr, ich bitt u. f. g. umb gottes willen, sy wölle diß min schryben gnedencklich uffnemmen, bedencken und ze hertzen fassen, trüwlich ob der warheyt hallten u 21 , damitt dem rächten und waaren herfür geholffen, die nienen 22 verduncklet, warer gottesdienst gepflanzt, rächte und nütze studia gefürdert und aller superstition geweert werde. Wo sich noch bißhar die warheyt herfür v gethon un ||1371v. iro nitt stattlich, dappferlich w mitt grossem ernst nachkummen, hatt sy sich widerumb verloren mitt grossem schaden dero, die sy nitt ernstlich, volkommen, und wie es hört 23 , annamend. Gott wölle u. f. g in sinem willen, ze sinen eern und ze heyl der christenen gmeind trüwlich erhallten, daß sy x glich den frommen fürsten David, Ezechia, Josaphat und Josia handlend eewigs heyl und lob erlange. Was ich y aber darzu mitt z getrüwen diensten helffen, deßglych mitt leeren und schryben, ouch ernstlichem aa bitten zu gott, nützen bb möchte cc , will dd ich (weiß ouch, daß alle andere diener des worts by unß des früntlichen embietens 24 sind) ee alle zyt bereydt sin. Bittend, u. f. g. wölle unß befolhen haben umb der warheyt und deß herren Jesu willen, deß unwirdige, doch berüffte diener wir sind.
Datum Zürych, deß 4. septemb[ers] 1534.