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Autograph: Zürich StA, E II 355, 54 (Siegel) Gedruckt: Kammerer 22
Hat Bullingers Briefe [an Philipp von Hessen und Ulrich von Württemberg, Nr. 406f] erhalten und entschuldigt sich, daß er sie den Fürsten nicht übergeben konnte, indem er ausführlich schildert, wie alle seine Übermittlungsversuche fehlschlugen. Nun schickt er Bullinger die Briefe zurück. Dankt für Bullingers Schreiben an ihn, Mösel, selbst. Die Reformation breitet sich in Württemberg aus.
Gottes gnad, huld und hillf sey euch allen durch Jesum Christum, unnsern herren.
Erwirdiger lieber herr, die brieff 1 , so ir mir zugeschikt, hab ich empfangen 6. julii, aber nit gehandelt, als ich gern gthon hett. Darumb bitt ich gantz ernstlich verzeichung a umb gottes willen, und hörend mein entschuldigung. Zum ersten hab ich die brieff gschikt bey eim vertrautten 2 botten 3 in das leger 4 . Ee aber er gar ins leger kommen, ist er gewend 5 durch ein annderen botten, der mit im kam und sagt, man geb den knechten und raisigen urlaub und die f[ürsten] wurden gwis uff Twiel zu uns komen 6 . Do freüet ich mich, das ich inen beiden f[ürstlichen]g[naden] die brieff selbs in die hend
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geben sol. Darnach, do es sich verzoch 7 , kertten die fürsten gen Stutgart 8 ; batt ich meine junckherren 9 , sie sollen mir ain botten uff mein gelt erlauben. Sagt der ain junckherr zu mir, er wolt die brieff bald selbs in ir hend antwurtten 10 . Er ist aber noch bey uns, und haben mir all mein anschleg 11 gefellt 12 . Noch hab ich ain entschuldigung, die ich nit schriben gthor 13 , wils euch aber, ob gott wil, bald selb sagen. Ich versich mich 14 aigentlich, ir werdent bald selbs zu beiden f[ürsten] kommen. Ferdinands practic haben wir vorhin 15 gutte kundschafft gehabt. Das aber ich die brieff so lang eüch nit wider zugschickt, beckenn ich mich unrecht gethon. Hab sie ain mal geschikt und dem botten 16 ernstlich bevolchen, das ers in eur aigen hennd antwurt oder widerbring. Hat mirs widrumb bracht und gsagt, ir seien in aim bad 17 . So hab ichs jetzt meinem vertrauten lieben frund und sun 18 geben, das ers uffs beldist euch überantwurt bey gwisser bottschafft. Bitt hiemitt umb gottes willen verzeichung.
Weitter sag ich eüch allhöchsten b danck umb die epistel und christenlichen ermanung 19 , die ich nitt verdienen kan, darumb es alles verlorn, was man mir thut. Es sol yderman mein müßig gan 20 . Wil aber dennocht nit vergessen solcher eür guthaten, kum ich annders 21 zu meinem herren 22 .
Weitter lass ich wissen, das die evangelischen freyhaitten vast zunemmen in unserm land. Wie es aber stande umb die forcht gottes, seinen geboten und christenlicher ghorsame, wais ich noch nit. Darumb hellfend uns bitten, das wir nitt vergessen und nit undanckbar seien dern[!]grossen wunde[r]thaten gottes, 23 an seinen vatterlichen rath füronhin nichts hanndlen. Hiemitt seie die krafft gottes in uns allen.
Ex Twiel, 12. augusti 34 anno.
Ewer gantz williger
Wolf Mösel,
wechter uff Twiel.
Bekanntnus Ambrosii Blaurers und [...]c
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[Adresse auf der Rückseite:] Dem erwürdigen diener des wortts gottes in der chirchen Zurch, meinem besunder lieben herren zu handen. M. Heinrich Bullingern.