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Autograph a : Zürich ZB, Ms F 39, 98 (Siegelspur) Ungedruckt
Der Meßpriester von Baden erregt Aufsehen mit einer Predigt, in der er die Existenz von vier Höllen
beweisen will. Bullinger wird von den Beschlüssen der Tagsatzung über den gefangenen Pfarrer [von
Birmenstorf, Jakob Appenzeller] und über die Dießenhofener gehört haben. Martin Pfiffenmacher berichtet,
wie Thomas, Stubenknecht zum Rüden, seinen Sohn ins Kloster Wettingen stecken möchte gegen
dessen eigenen Willen. Bitte, etwas dagegen zu unternehmen, da Zürich sonst in ein schlechtes Licht
kommt. Grüße.Briefe_Vol_04_0140 arpa
Min früntlich, willig dienst, ouch was ich liebs und gutz vermöcht, alzitt zevor.
Fromer, besonders günstiger her, ouch gethruwer, lieber und guter fründ, ich acht uch woll wüsend, wie das der mäßpfaff 2 alhie zu Baden an verschinem balmtag 3 geprediget, das vier hellen sigind, welichs er mit helger gschrifft beweren 4 und aber dhein gschrifftt 5 sonder vill , geschreig 6 darumm anzöigt hatt 7 . Witer, was uff dem tag 8 alhie gehandlett, wie es dem gfangen predicanten 9 , denen von Diesenhoffen 10 und anderer sachen halb
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ergangen, acht ich, üch von tagheren 11 woll anzöigt sin, unnötig uch darvon zu schriben, anders von dem acht ich 12 , und allen Zuricherern ze gutt, von noten zu schriben sin 13 : Namlich ist Marthin Pfiffenmacher 14 von Zürich, der alhie badet, zu mir komen und mir von truwen hertzen klagt, wie das Thoman 15 , der knächt zem Rüden 16 (ich hatt schier gschriben zur wuesten 17 löitschen 18 ), sin sun hab gan Wetingen 19 in das closter 20 than, alda ein münch zu werden. Nun hab er 21 mitt dem knaben grett nach gründ, der im geantwurtt, so er recht vater und muter hett, weltt er nit darin; er mueß aber darin. Nun gester, wie Thomans fruw mit thuechlinen 22 alher zu marckt komen, hab er sy ouch darumm anzogen 23 und ubell zufriden gwäsen, die im geantwurtt, der knab der well nun darin. Ist nütt dan buebery und lugnery, dan Thoman im vor sechs oder achtt wochen die kuten 24 soll kufft haben. Hierumm, günstiger, lieber her, ich uch, ouch uß guter meinung Marthins, sölichs schrib; ist darumm, öb ir sölichs möchtind fürkomen 25 , dan man gwüß den jungen in achtt tagen anlegen 26 will, und so sölichs beschehen, wurd man nitt person, sonder Zuricher nämen 27 , welichs uns und vorab dem wortt gotes, alls ir woll gedencken, grosen anstoß legen wurd 28 . Darumm ist unser beder pitt, hierin christenlich zu handlen 29 . Ich hett uch noch viii mer zu schriben, mag aber nit sin ursach 30 miner bösen henden, so mir das bad gemachett hatt.
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Hiemit uch gott dem heren befelhend. Ich bitt uch, mir zu gruetzen den cüster 31 , Meister Wernher 32 und all gutt heren und gots fründ.
Datum zu Baden, uff Jeory anno etc. 1534.
Gebhart Hegner,
s[chultheiß?]z[u] W[interthur],
u[wer]a[llzyt]w[illiger]f[ründ].
[Adresse auf der Rückseite:] Dem fromen, wolglerten Meister Heinrich Bullinger, christenlicher predicant Zürich, minem gunstigen heren und geliepten frunde.