Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3186]

Bullinger
an Oswald Myconius
Zürich,
Montag, 16. April 1548

Autograph: Zürich StA, E II 342, 192 (Siegelabdruck) a Zusammenfassung: Henrich, Myconius BW 1023, Nr. 1138

[1]Bullinger hat sich an der Lektüre von Myconius' Brief [Nr. 3179 vorn 9. April 1548] erfreut und durfte auch dessen Schreiben an Rudolf Gwalther lesen. -[2]Myconius beklagt sich zurecht über die gefahrvolle Zeit und die Lasterhaftigkeit der Menschen. Gott jedoch wird die Seinen nicht verlassen, diejenigen aber, die ihn und die Heilige Schrift verachten, schwer strafen! Wenigstens [die Evangelischen]sollten standhaft bleiben, das Evangelium richtig verkünden und alle zur Buße auffordern. -[3]Ausführlicher kann Bullinger gerade nicht schreiben, wollte den zuverlässigen Boten [John Burcher?] aber nicht ohne Brief [aufbrechen lassen]. Myconius wird von diesem Nachrichten über die Lage in England und Schottland und von Johannes Gast noch weitere Neuigkeiten erfahren. -[4]Grüße. [Die Basler und Zürcher]sollten dafür beten, dass Gott sich ihrer erbarmt und sie vor einem Bündnis mit dem blutrünstigen König Heinrich II. von Frankreich schützt, damit es ihnen nicht wie dem [frommen]Josaphat ergehe, der von den Syrern bedrängt wurde, weil er [dem gottlosen]Ahab zu Hilfe eilte! Gott schütze sie. Seine kleine Herde soll sich nicht fürchten [Lk 12, 32]! -[5]Grüße an Celio Secondo Curione, Martin Borrhaus und an die anderen guten Basler.

S.D. Accepi literas tuas 1 , mi frater et domine colende, pietate et eruditione refertas. Las libenter legi. Accepit et Gvaltherus tuas 2 , quas mihi communicavit.

Versamur, ut recte quereris, 3 in periculosissimo tempore et hominum genere facinoroso. Sed habet interim suam ecclesiam dominus. Non deerit suis dominus, 4 ut maxime supplicium sumpturus sit de illis, qui ipsum et verbum eius contemnunt. Saltem perstemus nos immobiles et recta ingrediamur in via dei recte secantes 5 verbum veritatis 6 hortantesque omnes ad poenitentiam.

Haec ad te scripsi, mi frater, ne nihil cum certo hoc nuncio 7 scriberem. Potent

a Ohne Schnitt- oder Nadelstichspuren.
1 Nr. 3179 vom 9. April 1548.
2 Nicht erhalten. - Gwalther dürfte dieses Schreiben mit seinem Brief vom 3. Mai 1548 (Zürich ZB, Ms F 42, 91) beantwortet haben; s. Rüetschi, Gwalthers BW 83; Henrich, Myconius BW 1023, Nr. 1139.
3 Siehe Nr. 3179,13-34.
4 Vgl. Ps 37 (Vulg. 36), 28.
5 recte secantes: richtig predigen; vgl. Dasypodius, Dict. 213v. s.v. reseco.
6 verbum veritatis: Gemeint ist das Evangelium.
7 In Anbetracht der folgenden Aussage könnte es sich um den Geschäftsmann John Burcher handeln, der mit einer Zürcherin verheiratet war und aus geschäftlichen Gründen öfters zwischen der Eidgenossenschaft und den Niederlanden über Straßburg hin- und herreiste und Bullinger schon in der Vergangenheit mit Nachrichten aus England und Schottland versehen hatte; vgl. Nr. 3109,28-45; Nr. 3122,10f; Nr. 3170,15-20.


briefe_vol_21-377arpa

ille tibi res Anglicas et Scoticas exponere. Veniet et d. Gastius et feret tibi plura. 8 Nam in praesenti aliter non potui.

Vale, et oremus dominum, nostri misertus nos respiciat et protegat, ne foedere coalescamus cum sanguinario Gallo 9 . Et Josaphat deinde Achabo auxilium ferens Syros in se sentiat irruere! 110 Dominus servet nos. Noli timere, pusille grex. 11 Tiguri, 16. aprilis anno 1548.

Salutabis d. Coelium 12 , Cellarium 13 et alios bonos viros. Bullingerus tuus. [Adresse auf der Rückseite:] D. Osvaldo Myconio suo. Basel.