Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[266]

Berchtold Haller
an Bullinger
[Bern],
23. September [1533]

Autograph a : Zürich ZB, Ms F62, 322r.-v. Siegelspur. -Teildruck: de Quervain 65-67

Dankt für einen Brief Bullingers und für dessen fortwährende Wohltaten, von denen er für sein Amt so viel profitiert. Bewundert Bullinger, den er zu sehen wünscht, und bedauert seine mangelhafte Ausbildung. Wegen Arbeitsüberlastung und leiblicher Hinfälligkeit ist er nicht imstande, sich fortzubilden, weshalb er unter dem Gefühl leidet, in seinem Amt versagen zu müssen. Von seinen Kollegen erhält er kaum Hilfe. Schilderung der Aufgabenverteilung im Lauf einer Amtswoche. Von Theodor [Biblianders Fähigkeiten hatte er keinen rechten Begriff sonst hätte er sich für dessen Anstellung in Bern eingesetzt. Freut sich auf Bullingers Propheten-Auslegungen; hat Hofmeisters Bemerkungen zu Jesajas gelesen. Bullingers «Ratio studiorum» wird abgeschrieben. Bittet Bullinger um Hilfe, daß Jud in Zürich bleibt, da Megander sonst leicht zu bewegen wäre, wieder nach Zürich zu gehen. Die Frage der Bestrafung von Ehebruch hat der Rat endgültig entschieden. Simon Sulzer kommt nach Bern. Grüße.

a darunter von Bullingers Hand: M. Buceri.
1 Aufgrund der Erwähnung von Bullingers Kommentar zur Apostelgeschichte (s. Z. 2f und Anm. 2) ist der Brief ins Jahr 1533 einzuordnen.
2 Heinrich Bullinger, Commentarius in Acta apostolorum, 1533 (HBBibl I 43).
3 Bezieht sich wohl auf eine Stelle im nicht erhaltenen
Begleitbrief Bullingers zur Sendung seines Kommentars.
a Mit Randbemerkungen von J. H. Hottinger.
1 Das Jahr ergibt sich zweifelsfrei aus den erwähnten Ereignissen, s. S. 194, 75f. 82f und Anm. 53. 195, 98-104. 114.


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S. Literas tuas 2 gratissimas accaepi, charissime Heinrice, quibus perpetuo intelligo, quam integer in me tuus sit animus, quanto me certe indignum amore prosequaris, cum in omnibus, quibus saltem licet, mihi obsequi et inservire digneris, hactenus item tanta in me effuderis beneficia (spiritalia volo, quod iis potissimum indigeam), ut nisi non fratrem solum nec germanum, sed vere parentem et in domino maiorem te agnoscerem, omnium plane forem ingratissimus. Per eruditionem tuam me quotidie gignis, eruditiorem et ad ministerii mei functionem aptiorem facis, ut post deum neminem animo meo intimius complectar praeter te. Suspicio te tanquam organum domini, quo multorum ignorantiam illustrare velit, studiosorum item votis succurrere. Haec non intelliges, quasi adulatione et hypocrisi te mihi vendicare velim. Testis est mihi deus 3 , in cuius conspectu haec scribo, amorem meum in te adeoque mutuum in causa esse, ut non possim mihi temperare, quin quoties ad te scripsero, mutuae charitatis mentionem faciam. Quod ad tuum ad nos adventum pertinet, id ipsum saepenumero apud me cogitavi, cuius in literis admones, nempe iter non admodum tutum et occupationes tuas sanctas esse, quas citra dispendium relinquere nequeas 4 . Ich hab ze vil anfechtung, wie du schribst; die sind aber nitt nach dem fleisch 5 , dann von angsicht hab ich dich nun 6 einest gsähen in der disputation 7 , quando offerebas, quae in axiomata notaras 8 , und wenn du jetz zu mir kemist, kant ich dich nitt. Spiritus tuus, quem ex literis et libris tuis haurio, meo spiritui et animo arridet, ut quaecumque desideravero et multis iam annis desiderarim, in te uno abunde reperiam. Das bekenn ich leider: Ich han min leptag nie können studieren. Multa siquidem legi, sed dum citra ordinem et rationem, sic absque fructu exciderunt. Iam cum ante biennium rationem studii epistola 9 depinxeris addito nunc integro libello 10 , so ist es mitt mir ze spat. Ich welt gern vil an d hand nämen, so han ich der zitt nitt. Mitt den linguis förcht ich, es sy ze spat; uss denen auctorizierend 11 aber ir gelerten allgmeinlich. Ir zihend tropos, schemata, hebraismos, so eigentlich aber unglich, ze ziten an. Wo sol ich armer knecht usß? Ich kan das latin nitt. Demnach so welte ich gern patres, tuas et aliorum commentationes mitt flyß und urteil läsen, so jagt mich jetz das predigen, jetz das chorgricht, jetz der brüderen zuloff und antigen darab, und wird immerdar vor mir selbs ze schanden. Ich wird vil kranck, wäret von gottes gnaden nitt lang. Ich hab ein schwären lib, bin grauw et difficilem patior herniam, citra dolorem tamen, id quod domino tribuo. Novit senetio Io[annes] Fritz 12 morbum

2 Nicht erhalten.
3 Siehe Phil 1, 8 u. ö.
4 Zu Bullingers geplantem, aber nie ausgeführtem Besuch bei Haller in Bern s. oben S. 107, 32f. 140, 14-18 u. ö.
5 Vgl. 2Kor 5, 16 u. ö. 6 nur.
7 Zu Bullingers Teilnahme an der Berner Disputation im Januar 1528 s. HBD 12, 1-4; Pestalozzi 52; Blanke 81.
8 Bullingers Aufzeichnungen zu den Thesen der Berner Disputation sind nicht erhalten.
9 HBBW II Nr. 83.
10 Wahrscheinlich das Manuskript von Bullingers «Studiorum ratio», das Bullinger in jener Zeit an Haller ausgeliehen hatte, der es zur Abschrift an Christian Danmatter weitergab,
s. unten S. 194, 80f mit Anm. 49 und S. 209, 14-16.
11 erklärt, macht offenbar (vgl. Lorenz Diefenbach, Glossarium Latino-Germanicum Mediae et Infimae Aetatis, Frankfurt a. M. 1857, S. 59).
12 Es handelt sich wohl um Johannes Fritz, gest. Ende 1529/Anfang 1530, den ältesten Kaplan am Zürcher Großmünsterstift. Als solcher wird er schon 1491 genannt. Er betrieb das Weberhandwerk. Nach der Reformation, für die er sich offenbar entschieden einsetzte, wurde er vom Rat mit der Seelsorge der Kranken betraut. Auch hatte er über den regelmäßigen Kirchen- und «Letzgen»besuch der Chorherren und Kaplane zu wachen. Nach dem Brief Hallers an Zwingli


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meum, quem olim meis expensis a Tiguro vocaveram, ut ligamen pararet 13 , sed non potuit, nec ille M. Iacobus 14 strage nupera occisus. Ita nullum medicorum reperio, qui vel praecavere posset, ne augeretur. Also stat min sach, min frummer Heinrich. So truckt mich min gwissne erst amm allermeisten, das ich ungschickter an ein söllichen ort dem handel gottes sol vorston. Frantz 15 beladet sich keiner dingen dann dess predigens. Casper 16 , der nun glert, der sprachen verstendig, aber wäder der oberkeit noch der gmeind aller dingen angenem 17 ; kan mich nitt zu imm versähen 18 , das er by unß blibe 19 . Ich kan ouch nütt von imm lernen, muß also immerdar in miner gwissne anstösß liden, in miner unwissenheit bliben und förcht gott übel 20 , ich verhön 21 ettwas in sinem handel 22 . Et ut tibi confitear, soli inquam, animus meus non est tantus erga eum 23 , quantus erga te, quod condonet mihi dominus. Haec omnia tibi praesenti indicare volebam 24 . Iam cum non liceat, cogeris vel legere.

Also stat unser ordnung und wäsen: Amm sunnentag predigend wir all dry 25 , amm mentag, zinstag Frantz, amm mittwoch, dunstag Berchtold 26 , amm fritag, samstag Casper. Amm mentag, mittwoch, fritag haltet man chorgricht glych uff die predig ettwa bis zu 11 oder 12, dran b sitzend Casper und ich c . Am zinstag und donstag mane octava list Megander hebraice, Rellicanus grece, jetz 3. Regum 27 ; sind wenig auditores, ettwas bi acht. Amm zinstag post prandium haltend wir colloquia, kummend die pfarrer vom land darzu, wirt ein locus scripturae uff die ban bracht 28 ; git ein jetlicher sin iudicium. Am mentag, mittwoch, donstag, fritag hora tercia post meridiana list Rellican novum testamentum tribus linguis 29 et iisdem diebus hora 12. list er rethoricam [!] Melancht[honis]30 ; acht wol, verstandint si wenig, es sy dann Casper und er selbs. Nun rechnen du usß, wie vil zit ich hab, nach dem ich ir aber bedörffte. Schrib ouch darum söllichs, das du nun erwägist, wie ich doch die zit amm aller besten mög anlegen .Wir hend kein hilff ze predigen. Zwen helfer 31 hend wir, die sind nütt angenem und nitt gschickt und sind aber stattkind 32 . Casper haltet sin ordnung in sinem studieren fry, ursach er gat gar an kein predig dann amm sunnentag

b-c von dran bis ich am Rande nachgetragen.
vom 15. August 1530 (Z XI 63, 3f) hätte Fritz wie Haller an Herme gelitten. - Lit.: AZürcherRef, Reg.; Z VII 475, Anm. 12. X 326. - Zur Diskussion der fraglichen Identität s. noch Z IX 362, Anm. 5.635.
13 Siehe den Brief Hallers an Zwingli vom 12. Februar 1528 (Z IX 362, 18f).
14 Jakob Spreng, Bruchschneider, fiel 1531 in der Schlacht bei Kappel, s. HBRG III 143, sowie Emil Egli, Die Schlacht bei Cappel, Zürich 1873, S. 70.
15 Franz Kolb.
16 Kaspar Megander.
17 Die Spannung zwischen Megander und dem Berner Rat nach dem Zweiten Kappelerkrieg, die an der Berner Synode 1532 mit Hilfe Capitos beigelegt wurde, war offenbar noch in frischer Erinnerung, vgl. HBBW I 236, 10-19 und 243, Anm. 12.
18 von ihm erwarten, glauben (SI VII 567f).
19 Zu der schon 1532 vermuteten Rückkehr
Meganders nach Zürich s. HBBW II 234, 15f und Anm. 5.
20 ich fürchte angesichts Gottes sehr, ...
21 verderbe, verwirre (SI II 1365f).
22 Angelegenheit, Sache (SI II 1397).
23 Megander.
24 Vgl. oben S. 192, 13-15.
25 Die drei Stadtpfarrer von Bern.
26 Berchtold Haller.
27 1 Chron.
28 zur Sprache gebracht (SI IV 1269).
29 wohl Deutsch, Lateinisch und Griechisch.
30 Philipp Melanchthon veröffentlichte drei Bücher zur Rhetorik: De Rhetorica libri tres, 1519; Institutiones Rhetoricae, 1521; Elementorum rhetorices libri duo, 1531 (s. CR XIII 413-416).
31 Helfer am Berner Münster waren zu jener Zeit Johann Ulrich Hagenberg und Hans Scheuermeister, s. Lohner 34.
32 Gemeint ist wohl: Berner Stadtbürger-Familien entstammend.


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nach dem mal; so hett er den überlouff nitt von den puren und brüdern wie ich. Frantz ist der allerrübigest 33 , bedarff sy umm sins alters willen.

Min frommer Heinrich, nun lasß dich nitt verdriessen, dise stempnyen 34 ze läsen und mir din trüwen ratt darüber ze gen. Ich han kein menschen uff ertrich, dem ich so vil vertrüwe als dir. Qui mihi multis annis manus et pes, immo et oculus fuit Bernae, ante biennium peste periit 35 . Lidt dich 36 mitt mir umm gots willen. Ich kan und mag nitt anderß.

Desß Theodori 37 halb hab ich dir noch nie anzeigt. Er ist also ze Kingsfelden 38 gsin, das ich von siner fürnämen gsicklicheit nie nütt gwist han. Ich hab inn usß Zwinglis sälig befelch eim rat 39 erstlich praesentiert und nitt über dry wort mitt im geredt, er mir nie kein buchstaben gschriben. Es ist ouch on ursach sin gschicklicheit mir nitt verhalten, dann wo ich das gewist von imm, das ich jetz in kurtzem vernommen, ich wölte wol an ein rat vermögen 40 han, das er in die statt zu unß verordnet wäre, das aber ettlich villicht besorget 41 und inn dest minder grümpt.

Ich fröw mich der propheten 42 und wirt nitt ablon ze bitten und ze gilen 43 , biß du sy mir ein nach dem andren mitteilest. Ich hab Sebastiani Oeconomi säligen annotationes in Esaiam 44 , die er erst vor sinem tod volendet. Ist ein bösi 45 gschrifft, doch nitt ungschickt, aber Theodoro 46 on zwifel nitt ze verglichen. Das wer aber min erste bitt, wo es möglich (so es nitt möglich, kan ich nitt zürnen), das du mir dispositionem orationis Paulinae in omnes epistolas 47 zu weltist schicken. In Romanos hab ich vast gnug; welt ich dir fürderlich widerumm überantwurten. De ratione studii 48 schribt mir min junger 49 ab, so vil ich sy bedarff 50 . Dess platzes halb, da wir zemmen kummind 51 , wellend wir disen winter lassen ston. II 322v. M. Leonis 52 halb wäre min grosse bitt, du hulffist, als ouch thust, daß er blibe 53 ; wo aber nitt und Megander von üch berüfft wurde, besorg ich, sag abermals dir, unser herren wurdind inn lichtlich lassen faren, wo ir ernst ankerend 54 . Wo aber wir ein andren söltend nämen, den weiß ich nitt. Minsglichen fundi man wol in unser lantschafft, du weist aber wol,

33 hat am meisten Ruhe (SI VI 1904).
34 weitschweifiges, ermüdendes Gerede (SI XI 447).
35 Michael Schaller, Helfer am Berner Münster, dessen Tod Haller am 25. August 1530 mit bewegten Worten Zwingli mitgeteilt hatte (Z XI 60).
36 habe Geduld (vgl. SI III 1090).
37 Theodor Bibliander.
38 Königsfelden bei Brugg (Kt. Aargau); ein Aufenthalt Biblianders in Königsfelden ließ sich sonst nicht nachweisen.
39 dem Rat von Bern. - Eine Aufforderung Zwinglis, Bibliander dem Rat zu empfehlen, ist nicht erhalten.
40 bewirkt (SI IV 111).
41 befürchtet (SI VII 1313f). - Vielleicht eine Anspielung auf Megander.
42 Bullinger begann im Januar 1534 über die Propheten Amos, Jona, Habakuk und Zephanja zu predigen (HBD 23, 21f); Predigtnachschriften sind erhalten (Zürich ZB, Ms D 130).
43 betteln (SI II 212).
44 Die Schrift scheint nicht erhalten zu sein.
45 schlecht, von geringer Qualität (SI IV 1705-1707).
46 Theodor Bibliander, Oratio ad enarrationem Esaiae prophetae, Zürich 1532 (Rudolphi 202).
47 Eine solche Dispositio Bullingers scheint nicht bekannt zu sein. Der rhetorischen Methode bei der Auslegung der Paulusbriefe maß er aber großes Gewicht bei, s. Hausammann 145-182.
48 Siehe oben Anm. 10; zum Werk s. HBBW II 94, Anm. 2.
49 Christian Danmatter, s. unten S. 209, 14-16.
50 Die Abschrift befindet sich in der Burgerbibliothek Bern, s. HBBW II 94, Anm. 2.
51 Vgl. oben Anm. 4.
52 Leo Jud.
53 Jud hatte Berufungen nach Ulm und Memmingen erhalten (s. oben S. 183, 38 und Anm. 27), beide aber bereits Anfang September 1533 abgelehnt Uud an Blarer, 3. September 1533, Blarer BW I 418).
54 wenn ihr Ernst anwendet (SI III 438). -Vgl. oben Anm. 19.


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daß man allwäg eins gelerteren bedörffte. Kein usslendiger wirt nütt söllen 55 ; so sind die heimschen thür, so wilt du kein Berner meer sin 56 , denn Zürich bedarff dinen fast wol. Also wurd ich erst zwischend dür und angel 57 gfürt. Von firtagen, lüten etc. wil ich dich nitt mer bekümmeren. Ich schrib allein dir, was unß entgegengworffen 58 wirt, wir 59 syind nitt glich, und sölle aber ein glouben, ein evangelium sin 60 . Ich muß den handel einmal kummlich 61 pro contione ableinen 62 . Was ir meinind mitt dem Ave Maria ze sprechen zu erinnerung der menschwerdung Christi, die doch sust alle predigen gehandlet wirt 63 und wir den gruß und die wort für andre uff dem cantzel harfür zihend, superstitione carere non indicant hi, qui a vobis audiunt, quamvis doctrinam vestram sanam in hoc agnoscam. Nos abstinemus nostris contionibus; utinam tamen: omnes libertatem intelligerent et iuxta caritatem ea uterentur 64 !

Von der straff des eebruchsd d 65 ist nitt von jederman verstanden, wie du schribst, sunder ir begärind, daß es by dryen tagen sölle bliben, wie von erstem geordnet. Das hett unß befrembdet. Ich hab kein zwifel, wär es also gschriben und verstanden, wie du anzeigest, es hetti kein nott gehept. Wär gutt, semlich hendel unß ouch ze berichten, damitt sy mitt fugen 66 erhept 67 möchtind werden by eim ratt. Uff sunnentag jetz verschinen' 68 hett man üwer schriben 69 verläsen vor den 200; ist abgemeret 70 , by den 5 tagen ze beliben. Gott ist erzürnt über unß, das die zwo stett 71 enandren nitt meer verston und losen 72 wend. Jetz vernimm ich erst, das ein löffer zu üch gat, der neiswas red wirt anzeigen; intelliges a piis 73 . Frantz wirt Wattenwilio 74 die schencki 75 überantwurten; er ist nitt in der statt.

Nun hab ich abermalß minem hertzen gerumpt. Bitt dich, min allerliebster Heinrich, wellist min arbetsälig 76 schriben nitt verübel uffnämen, dann, wo ich mich dir nitt so gar vertrüwte, welchem du ursach gäben häst, amiciciae et amoris erga me testibus locupletissimis, welte dich wol unbekümmert lassen. Wir wartend all uff Vadiani Epitomen 77 , wenn das absolviert werde; ist unsern brüdern träffelich anmütig 78 . Perge cum Pellicano, ut prius etiam monueram, et vale.

Es kumpt uff dise fronfasten 79 Simon Sulcerus, ist ein Berner, vast gelerter gsell

d in der Vorlage irrtümlich eberuchs.
55 wert sein, gelten (SI VII 771-773). -Zur Ablehnung ausländischer Pfarrer in Bern s. de Quervain 55f.
56 Zu Bullingers Berufung nach Bern s. HBBW I Nr. 46. 48. 49. 50 und Zsindely.
57 in eine bedrängte Lage, in die Klemme; zur Redensart s. Röhrich II 1096 und SI XIII 1377.
58 vorgeworfen.
59 Die reformierten Orte, vor allem Zürich und Bern.
60 Vgl. Eph 4, 4-6.
61 passend (SI III 285).
62 widerlegen (SI III 1284).
63 die doch sonst in allen Predigten behandelt wird.
64 Vgl. 1 Kor 10, 23-33. - Zum ganzen Problem der unterschiedlichen Gebräuche s. oben S. 182, 10-183, 33.
65 Siehe oben S. 182, 12-15 und Anm. 15.
66 rechtlich begründet, mit Befugnis (SI I 699f).
67 durchgesetzt (SI II 906).
68 am 21. Sepember.
69 Das Schreiben Zürichs an Bern vom 8. September 1533 wegen der Bestrafung des Ehebruchs, s. de Quervain 45.
70 abgestimmt (SI IV 373).
71 Zürich und Bern.
72 hören.
73 Nämlich von den evangelisch gesinnten Ratsherren. - Näheres läßt sich nicht nachweisen.
74 Wohl Niklaus von Wattenwyl, der gelegentlich mit Bullinger Geschenke austauschte, s. oben S. 63, 28.
75 Näheres zum fraglichen Geschenk ist nicht bekannt.
76 voller Not und Seelenschmerz (SI I 424).
77 Siehe oben S. 134, Anm. 18.
78 angenehm (SI IV 582).
79 Im Jahre 1533 fielen sie auf die Tage nach dem 17. September.


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grece et latine, wirt mitt Rellicano läsen und unß helfen, so acht 80 die gitrappen 81 by unß nitt sich wellent duren lassen 82 . Das bringt Rellicano ein stosß 83 ; er hett bißhar sich wäder zum chorgricht noch predigen bruchen lassen, ouch nitt wellen zusagen, ze Bern ze bliben. So sind min herren unwillig, grossen kosten

an lüt ze keren, die kein sinn 84 hend, by inen ze bliben.

Rursum vale et dominum ora pro me, ut facis semper.

23. septembris.

A e [!]e nun verzih mir et me amare non desine. Tuis interim fruar epistolis et libris, dum te audire et frui coram non licet. Saluta Pellicanum et omnes.

B. tuus Hallerus.

[Adresse darunter:]Heinrico Bullingero, Tigurino ecclesiastae, fratri suo charissimo.