Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2910]

Nikolaus Müller gen. Maier
an Bullinger
[Augsburg],
25. Mai 1547

Autograph: Zürich StA, E II 338, 1442 (Siegelspur) Ungedruckt

[1]Die wiederholten Grüße, die Bullinger immer wieder durch Bekannte brieflich an Müller ausrichten lässt, beweisen, dass er ihn weiterhin unter seine Freunde zählt, obwohl sie sich nie begegnet sind und er nur selten auf Bullingers Briefe geantwortet hat. Schuld daran ist die viele Arbeit, der Mangel an Boten und auch (Müller muss es zugeben) etwas Nachlässigkeit. Doch wird er Bullinger nie vergessen können und sich stets an dessen Behilflichkeit erinnern. -[2]Johannes Haller äußert sich in seinem Brief [Nr. 2908]über den Versuch der Augsburger Obrigkeit, ihn und [Thoman Ruman]zurückzuhalten, sowie auch über ihre Abberufung durch den Zürcher Rat. Müller bittet Bullinger, für den Wahrheitsgehalt des Briefes zu bürgen und für den guten Ruf des jungen, frommen Hailer zu sorgen. Die Augsburger stehen in großer Gefahr und könnten niemanden (nicht einmal sich selbst!) überzeugen, dass bei ihnen die Verkündigung des Evangeliums nicht bald verboten wird, die Pfarrer ausgewiesen und clic papistischen Priester mit ihrem Götzendienst wieder einziehen werden. Daher haben die Zürcher mit der Rückberufung Hallers und seines Kollegen einen klugen Entscheid getroffen. Wollte man sie davon abbringen, werden sie wohl wissen, wie in dieser angespannten Lage darauf zu antworten sei. -[3]Bullinger wird verstanden haben, worum es geht. Sofern Müller Zeit findet, wird er mehr dazu berichten. Die Kürze des Briefes sei entschuldigt. Der Bote [...] hat es eilig. Gruß.

Piissime frater, non modo tibi ingentes ago et habeo (verum etiam me referre debeo) a gratias pro tam frequentissimis tuis in amicorum tuorum literis

e Über der Zeile nachgetragen. -
f Korrigiert aus 26 (xxvi). - g
Textverlust bei der Entfernung des Verschlussbandes. Ergänzungen anhand der erhaltenen Adresse von Keilers Brief vom 29. März 1547 (HBBW XIX, Nr. 2865) und in Rücksicht auf die zu ergänzende Textlänge. - a Dieses und das nächste Klammnerpaar ergänzt.
15 Dieser Brief wurde mit dem Augsburger Boten übermittelt; s. Nr. 2908, Anm. 23.
1 Vom zweiten Teil dieses Briefes gibt es eine deutsche, etwas arrangierte Übersetzung, die Bullinger für den Zürcher Rat anfertigen ließ: s. Nr. 2908, Anm. 15.


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ad me perscriptis salutationibus. Unde agnosco (etsi coram nunquam communicaverimus ac ego literis, fateor, perrarum responderim)2 me albo amicorum tuorum te non expunxisse. Quod autem non responderim, partim occupationes meae facerent, partim tabellariorum inopia intermissum est. Quod autem nonnihil negligentia propterea non accusandus sim, negare nequeo. Nob tamen tibi persuadeas me unquam tam occupatissimum et negligentem fuisse, ut te, fratrem meum b , aboleverim; nam benevolentiae tuae in me 3 nunquam nec, dum spiritus hos regit artus, 4 immemor ero. Proinde habes ex Halleri c literis 5 , quidnam is ad retentionem senatus nostri et revocationem sui 7 tibi senatuique vestro respondeat. Quibus volo rogoque, ut certam fidem adhibere ac honori huius adolescentis 8 pii doctiqued consulere velis. Nam nunc nos Augustani eo sumus expositi periculo, quod nec nobis ipsis aut cuiquam certo persuadere possumus nos verbum domini aut eius ministros diutius retinere posse, ac non propediem sacrificulos papisticos et factiosos hic subituros et veterem idolatriam revocaturos. Quare revocatio eius, vestri ministri, collegaeque sui 9 prudentissime a vobis instituta, ac si aliter vobis dissuasum, vestrae prudentia erit, quid in tanta tempestate constituendum respondendumque sit et e quid nunc facto opus sit. 10 Rem satis intelligis, ac cum vacaverit, de iis ad te plura 11 . Tam propter festinationem tabularii 12 brevitati f ignosce. Vale cum fratribus et me tibi commendatum habe et amare me g perge! Datum 25. mali anno 1547. Tuus Nicolaus Maierus. [Adresse auf der Rückseite:] Piissimo doctissimoque viro Henrico Bullingero, precipuo ecclesiasti Tigurino, fratri et amico meo observandissimo. 13 b Über der Zeile nachgetragen. - c In der Vorlage Hellen. - d Über der Zeile nachgetragen. - e Uber der Zeile nachgetragen. - f Uber der Zeile nachgetragen. - g Uber der Zeile nachgetragen. 2 Müller hatte zuletzt im Jahr 1545 an Bullinger geschrieben; s. HBBW XV, Nr. 2248 und 2296. 3 Siehe dazu HBBW XI Reg. 4 Vgl. Vergil, Aeneis, 4, 336. 5 Johannes Hallers Brief vorn gleichen Tag (Nr. 2908). 6 Siehe Nr. 2908,3-5. 7 Siehe Nr. 2908,1-3. 8 Haller (geb. am 18. Januar 1523) war damals 24 Jahre alt. 9 (Hans) Thoman Ruman (Römer). 10 Die Zürcher antworteten den Augsburgern (sowie auch Haller und Ruman) am 30. Mai; s. dazu Nr. 2908, Anm. 19. 11 plura scribam. - Müller schrieb erst wieder am 6. Oktober 1547 (Nr. 3033). 12 Der in Nr. 2908,14, bereits erwähnte, unbekannte Augsburger Bote. 13 Vorliegender Brief wurde mit einem Augsburger Boten übermittelt: s. oben Anm. 12.