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Autograph: Zürich StA, E II 357, 228 (ohne Siegel) a Zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 588, Nr. 1409
[1] Wie es der Briefüberbringer Hans Stadelmann, Pfarrer in Altnau im Thurgau, auch selbst berichten wird, beschuldigt ihn der Thurgauer Landvogt Leonhard Holzhalb, ein Aufwiegler zu sein, weil er zu Beginn des [Schmalkaldischen]Krieges etliche Männer gefragt hat, warum sie denn nicht auch in den Krieg zögen, zumal es nicht anzunehmen sei, dass sie dafür angeklagt und bestraft würden. Als Blarer von Stadelmann inn Rat gebeten wurde, erschien es ihm am besten, diesen mit dem vorliegenden Empfehlungsschreiben zu versehen, damit er bald aus der Sache herauskäme und nicht etwa vor der Tagsatzung erscheinen müsste. —[2] Bullinger möge also in Blarers Namen die Zürcher bitten, allen voran die Bürgermeister Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab, in dieser Angelegenheit an Holzhalb zu schreiben, damit dieser nach Möglichkeit Milde walten lässt. Blarer wird sich dafür den Bürgermeistern und Bullinger höchst dankbar erweisen, umso mehr, als Stadelmann ein guter Pfarrer ist und jeder rechtschaffene Mann wie dieser gehandelt hätte, ja sogar noch handeln würde. — [3] Da Blarer nicht weiß, wann Stadelmann nach Zürich kommt, meldet er nichts Weiteres, da sich ohnehin bald ein Bote nach Zürich finden lassen wird. — [4] [P.S.]: Möge der Überbringer spüren, dass Blarers Fürbitte bei Bullinger und den Zürcher Bürgermeistern wirksam ist, worum auch Thomas Blarer bittet.
S. Furgeliepter, vertrauwter herr und brüder. Zöger 1 . herr Hans Stadelmann,
pfarrer zü Altnow im Turgöw, 2 würt yetzund von dem landvogt 3 ouch angezogen
4 alls ain uffwigler, diewyl er anfang diß laidigen kriegs 5 zü ettlichen
gesagt, warum sy nitt ouch ziechind, etc.; er achte nitt 6 , das sy desshalb
anzogen und gestraufft werdind, etc., wie er euch dann selbs wol anzögen
wirt. Diewyl im aber der handel gantz beschwärlich, wie ir selbs erachten
mögen, und er meines raths begert, hat mich für das best angesechen, das er
gen Zürich kere und euch sampt meiner furschrifft 7 bitte, im hilfflich ze
sein, damitt er zum nechsten 8 ausß der sach kommen möchte und nitt vylBriefe_Vol_19-287 arpa
licht fur gmain Aidgnossen 9 müsste; welcher rath ime wol gefallen und allso
den weg under die füsß genommen hat 10 .
Langt demnach an euch mein gar freuntlich, brüderlich bitt, ir wellt für euch selbs, auch von meinen wegen, bey ewern herren, sonderlich by meinen gunstigen lieben herrn burgermaistern Lavater 11 und Haben 12 , anhalten, damitt ewerm landtvogt yetz im Turgöw von gemelts 13 pfarrers wegen geschriben wurde, das ime, sovyl mitt fügen ymmer gesin mag 14 , milterung bescheche. Beger ich um sy und euch 15 , wa 16 mir möglich, uff das fruntlichest und dienstlichest zü beschulden dann 18 diser pfarrer ain güter, geschickter unnd angenemer pfarrer und prediger ist, zü dem das 19 der handel an im 20 selbs dermassen gestalltet, das mancher biderbman 21 sölich redden geübt hat und hette, ouch noch übte in derglichen fellen, das allso wol mittliden in söllichen fellen mitt yedem biderman ze haben und das best ze handlen ist. Das wellt meinem vertrauwen nach diß orts 22 ouch thain 23 und meinen gemeldten günstigen lieben herrn burgermaistern mein gantz gütwillig dienst mitt empietung alles güten anzögen.
Diewyl ich nitt waiß, wie bald zöger hinin 24 kompt, hab ich sonst nichts schreiben wellen, dann ich gedenck, diß tag on das 25 bottschafft zü euch haben mögen.
Datum den 9. februarii aubends 1547.
Ambr. Bl. |
Thaind hierinn sampt meinen günstigen lieben herrn burgermaistern, das der güt pfarrer befind, sich mines furpitts genossen haben 26 . Beger ich b aller ding dienstlich 27 zü verglichen 28 . Dessglichen bitt ouch euch all mein lieber brüder 29 .
[Ohne Adresse.]30