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Autograph: Zürich StA, E II 366, 43 (Siegelspur)
Druck: Francisci Dryandri, Hispani, epistolae quinquaginta, hg. v. Eduard Boehmer, in: Zeitschrift für die historische Theologie 40, 1870, 402f, Nr. 16;
Druck und spanische Ubersetzung: Enzinas BW 154-156, Nr. 19
[1] Wenn Enzinas sich seiner Begrenztheit nicht bewusst wäre, hätte ihn Bullingers Brief
[nicht erhalten]1 völlig bezirzt. 2 Es würde ihm nicht an gutem Willen fehlen, besäße er eineBriefe_Vol_18-412 arpa
bessere Lernfähigkeit. Trotz seiner Grenzen aber war er der Meinung, dass etwas zum Schicksal
[von Juan Diaz] veröffentlicht werden musste. Vielleicht erhält Enzinas nochmals die
Gelegenheit, [es besser zu machen]. Er fürchtet jedoch, dass es nie dazu kommen wird, da der
Tyrann [Kaiser Karl V.]sich anschickt, die [Protestanten] zu unterdrücken und zu zermalmen.
Dieser hat nun schon die wichtigsten Städte des Reiches inne. Er bekommt außerdem Hilfe aus
Italien und schmiedet grausame Pläne. Ein Sieg könnte nur noch vom Himmel kommen! Das
aus St. Gallen stammende Gerücht über den angeblichen Tod des Tyrannen scheint also falsch.
—[2]Auch über Moritz' von Sachsen Arglist erfährt man in Basel Grausames. Sollte Bullinger
mehr über den Kaiser oder den Kurfürsten [Johann Friedrich] von Sachsen wissen, möchte er
es mitteilen. —[3]Enzinas hofft, in etwa einem Monat nach Zürich [auf Besuch] zu kommen.
Er wäre gerne schon zu Weihnachten angereist, 3 doch wird er durch verschiedene Geschäfte in
Basel zurückgehalten. — [4]Bullinger soll den beiliegenden Brief nach St. Gallen weiterbefördern
und die Störung entschuldigen. —[5][P.S.:]Anbei auch ein Brief [an Bullinger], den
Enzinas aus Venedig von einem Italiener [Baldassare Altieri?] erhalten hat, über den er
mündlich mehr erzählen wird. 4