Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2402]

Johannes Gast an
Bullinger
[Basel],
31. März 1546

Autograph: Zürich StA, E II 366, 206 (Siegelspur) Ungedruckt

Für das [Buch]geschenk ["De providentia sermones X" von Theodoret] wird Gast sich bei passender Gelegenheit revanchieren. Er selbst kann jetzt keine Bücher schicken, da es nur wenige Neuerscheinungen gibt und der Bote [...] zur Eile drängt. Kaiser [Karl V.] war in Speyer und ist auf dem Weg nach Regensburg, um den Reichstag der Protestanten zu behindern. Vom Hofe des Grafen [Wolfgang] von Pfalz-Zweibrücken schrieb jemand [...]: [Karl V.] habe sich aus den Niederlanden verabschiedet, wolle in drei Monaten in Spanien sein und [erst] in drei Jahren [in das Reich]zurückkehren, wenn sich die Lage in Deutschland gebessert habe. [In Basel], aber auch überall im Elsass und an anderen Orten, wütet ein Fieber. Gast fürchtet, dass darauf die Pest folgt. Viele leiden bis zu zwanzig Tage lang an diesem Fieber und sterben darauf. Gilbert [Cousin] kümmert sich um eine Angelegenheit seines Bruders [Hugo d.Ä.?] bei [Nicolas Perrenot?] de Granvelle und ist selten zu Hause. Gast wartet auf einen Brief von ihm. Er weiß nicht, ob Bullinger den [von Jodocus Willich verfassten] Kommentar zu dem Propheten Haggai erhalten hat. Grüße an [Konrad]Pellikan und an Theodor [Bibliander]. Gast wird das zusammengerollte Leder mit [dem Boethius-Druck], um das Bullinger bat, in wenigen Tagen schicken, wenn er einen Boten gefunden hat.

S. Gratissimum donum misisti, 1 signum candidi erga me animi. Rependam data occasione. Libros nullos remittere nunc temporis possum; pauci enim absoluti sunt, et a tabellio 2 properat.

Novi nihil habeo, quod te lateat. Caesar Spire fuit 3 ac contendit Ratisbonam impediturus comitia protestantium. 4 Quidam 5 ex aula principis von Zweyprück 6 ita scripsit: Der keyser hat valediciert 7 den niderlendischen herren und stetten, dann er wölle in 3 monaten in Hispanien sein, 8 aber in 3 jaren, so im got das leben gebe, welle er widerumb kommen. So hoffe er, es werde baß 9 im teutscher nation stan. Haec ille.

Ardentissima febri affligimur 10 ; et robustissimos prostrat et interficit. Timeo pestem subsecuturam. Neque solum apud nos haec calamitas regnat, sed passim in Alsatia et aliis locis fere crudelius aufert, quemcunque invaserit. Aegrotant multi ad 20. diem et demum moriuntur. Dominus mitiget illam paenam, qua etiam indigi sumus ob multiplicia scelera.

a et über der Zeile nachgetragen.
1 Wohl die griechisch-lateinische Ausgabe der Schrift "De providentia sermones X" von Theodoret; vgl. Nr. 2397,1f.
2 Unbekannt.
3 Karl V. hatte sich vom 24. bis zum 30. März 1546 in Speyer aufgehalten; s. Stälin 579.
4 Der Kaiser traf am 10. April 1546 in Regensburg ein; s. Nr. 2331, Anm. 3.
5 Unbekannt.
6 Graf Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken.
7 Lebewohl gesagt.
8 Karl V. begab sich erst 1556 nach Spanien; vgl. schon Nr. 2372,10—12.
9 besser.
10 Siehe schon Nr. 2394,30f.


Briefe_Vol_16-289arpa

De Gilberto 11 nostro nihil omnino audio. Agit negotium fratris 12 apud d. Granvilum 13 et raro domi 14 est; sed expecto indies suas literas.

Vale. Ultima martii 1546. Salutabis nomine meo d. Pellicanum et Theodorum nostrum 15 .

Nescio, an receperis annotationes in Haggaeum prophetam. 16 Rescribe. b Corium obvolutum cum libro mittam, quem nuper petiisti, 17 paucos post dies, quum incidero in tabellarium.

Tuus Gastius

ex animo.

[Adresse auf der Rückseite:] An herren Meyster Heinrychen Bullinger, luttpriesternn zu Zurich, mynen lieben günstigen herren. Zurich.