Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2397]

Georg Hertwig an
Bullinger
Solothurn,
29. März 1546

Autograph: Zürich StA, E II 355, 117 (Siegelspur) Ungedruckt

Der Zürcher Bote [Hans Heinrich Tischmacher] hat den Brief Bullingers [nicht erhalten] sowie die Schrift Theodorets ["De providentia sermones X"]überbracht. Hertwig weiß nicht, wie er Bullingers Wohlwollen erwidern soll, zumal dieser ihm schon so viele Dienste erwiesen und ihn so oft beschenkt hat. Bullinger soll das Buch, von dem er geschrieben hat, kaufen und Hertwigs Verwandtem Jakob Stapfer übergeben. Dieser wird nämlich bald [nach Solothurn] reisen. Bullinger soll Stapfer auch den Preis des Buches mitteilen. Da [Tischmacher] aufbrechen möchte, kann Hertwig nicht weiter schreiben. Grüße.

b Darunter von Blarers Hand: Metzleri testimonium.
1 Jakob Metzler; s. zuletzt Nr. 2366,4f.
2 Metzler war 1545 auf Vermittlung Blarers zum Studium nach Zürich gesandt worden; s. HBBW XV 206, Anm. 19.
3 Vgl. Mt 25, 14—30.
4 Bartholomäus Metzler.
5 Thomas Blarer.
6 Konrad Zwick.
7 Jakob Funcklin.
1 Georg Hertwig (gest. 1553) entstammte einem Solothurner Bürgergeschlecht. Er war Stadtschreiber 1515-1544, Altrat 1544-1553. Verheiratet mit Elisabeth Has, in zweiter Ehe mit Elisabeth Seriant. Wohl Verfasser der Schrift "Warhafftige
verantwurt unser Schulttznn Kleyn unnd Grossen Rates der Stat Solothurn uff das Schandtbüchlin von unsern Fyenden ußgangen" (Freiburg i.Br., Johannes Faber, 1536, VD16 S6987). — Es handelt sich hier um den einzigen erhaltenen Brief in der Korrespondenz zwischen Hertwig und Bullinger. — Lit.: Friedrich Fiala, Badenfahrtsbrief (1545), in: Anzeiger für Schweizerische Geschichte 3, 1881, S. 252; Peter Johannes Weber, Solothurn, die Stadtansicht aus dem Jahre 1637, in: Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn 12, 2007, S. 127, Anm. 38; HBLS IV 202.


Briefe_Vol_16-270arpa

Salutem d. plurimam. Reddidit michi litteras tuas 2 , Henrice doctissime, una cum Theodereto noviter impresso 3 (cuius iampridem feceras mentionem 4 ) a , harum lator, d. Tigurinorum nuncius. 5 Quid autem ad te scribam aut quomodo respondeam illi tue erga me benevolentiae et humanitati, haud quaquam mihi sim conscius. Accumulas enim officium beneficio munereque addito muneri, gratiarum actionem meritam et condignam prorsus tulisti e medio, nec est relliquum iam aliud, quam quod me tibi debere fatear, omnia tuique iuris faciam, que dominus concessit internorum et externorum bonorum, qui et suppleat, quod in me defuerit 6 .

Librum, de quo scripsisti, 7 eme tradeque lacobo Stapfer, affini dilecto 8 . Is ad me deferet; nam brevi (sicuti indicavit michi) ad nos collaturus se est. Is pretium signifficatum ad te reportabit. Ob nuncii discessum prolixiori michi esse non licuit.

Vale, optime Henrici. Saladori, 29. martii anno salutis nostre 1546.

Tui studiosissimus

Georgius Hertvigus.

[Adresse auf der Rückseite:] Docto iuxta ac pio domino Henrico Bullingero, ecclesiaste Tigurino, domino suo observandissimo.

a Klammern ergänzt.
2 Nicht erhalten.
3 Die von Gwalther besorgte griechisch-lateinische Ausgabe von Theodorets Schrift "De providentia sermones X"; s. Nr. 2326, Anm. 1.
4 In einem nicht erhaltenen, früheren Brief.
5 Wohl Hans Heinrich Tischmacher; s. Zürich StA, Seckelamt Rechnungen F III 32, Rechnungsbuch 1545/46, f. 64 der Ausgabenabteilung.
6 Vgl. 2Kor 9, 8f; Phil 4, 19.
7 Es bleibt unbekannt, welches Buch Bullinger in seinem Brief erwähnt hatte. 8
8 Es handelt sich wohl um Jakob Stapfer
aus Zürich (1521 — 3. Oktober 1567), Mitglied der Konstaffel. Er war der Sohn von Hans Stapfer und Küngolt Byss, die in zweiter Ehe mit Diethelm Röist verheiratet war. Küngolts Vater Urs Byss war Schultheiß von Solothurn und möglicherweise ein Verwandter der Familie Hertwig. Stapfer heiratete 1545 Magdalena von Mülinen und 1549 Dorothea Meyer von Knonau. — Lit.: Carl Keller-Escher, Promptuarium genealogicum, Bd. 7 (Zürich ZB, Ms Z II 6a), S. 27; HBLS VI 505.