Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2018]

Bullinger an
Ambrosius Blarer
[Zürich],
22. Oktober 1544

Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 34 (VBS V), 305 a (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 312, Nr. 1137

Da [Regula Meier?], die Frau des ehemaligen Pfarrers von Stammheim, Lorenz Agricola [Meyer], zu ihrem Mann via Konstanz zurückkehrt, nimmt Bullinger diese Gelegenheit wahr, Blarer ein Schreiben Vadians mit Nachrichten zum abgeschlossenen Frieden [von Crépy] zwischen [Franz 1.] und [Karl V.] auszuleihen. Die am Vortag gehaltene Synode verlief gut und in einmütiger Stimmung. Im Namen Hans Rudolf Lavaters, des Zürcher Seckelmeisters, bittet Bullinger Blarer, einem seiner Freunde in Augsburg zu schreiben, um sich bei diesem über Lavaters Sohn Felix zu erkundigen; Letzterer soll sich an einem Schenkel schwer verletzt haben; ihm soll gegebenenfalls finanziell geholfen werden, um die beste Pflege zu ermöglichen; die entstandenen Kosten will der Vater zurückerstatten.

Gratiam et pacem.

Quia haec mulier, d. Laurentii Agricolae 1 , quondam Stammensium pastoris. 2 , uxor 3 , per Constantiam erat reditura ad maritum, non potui committere, quin tibi de pace inita 4 inter caesarem 5 et Gallum 6 communicarem haec, quae a d. Vadiano accepi 7 ; nam nostri interea nihil aliud vel audierunt vel acceperunt. Lecta remitte; ubi adhuc certiora habuero, dabo. De militibus Helvetiorum contra Anglos profectis nihildum ne ipsi quidem Lucernates habent; si quid accepisti fide dignum, fac, sciam, oro. 8

Celebravimus heri synodum, ac bene habent res omnes gratia Christo; summus est inter nos consensus in omnibus. 9 Christus adsit nobis sua gratia semper; ora tu quoque pro nobis dominum!

a Mit Randbemerkungen von der Hand Johann Heinrich Hottingers.
1 Lorenz Meyer; s. zuletzt oben Nr. 2008.
2 Meyer war von 1524 bis 1543 Pfarrer in Stammheim (Kt. Zürich); s. HBBW II 258f, Anm. 1; oben Nr. 1912, Anm. 1.
3 Regula, geb. [Meier?]; s. oben Nr. 1912, Anm. 20.
4 Der Friede von Crépy; s. oben Nr. 1992, Anm. 8; 2010 mit Anm. 44; 2016 mit Anm. 16.
5 Karl V.
6 König Franz I.
7 Ein solcher Brief ist nicht erhalten.
8 Vgl. spätere Nachrichten dazu unten Nr. 2027, 7-11; 2029, 11-15; 2030, 4-11; 2038, 11-13.
9 Die Zürcher Herbstsynode 1544 fand am 21. Oktober statt; s. Synodalprotokoll, Zürich SIA. E II 1, 295. 309.


briefe_vol_14_476arpa

Wyter ist min gar früntlich pitt an üch, ir wöllind mir und vorab minem lieben herren und gvattern 10 Hansen Rodolffen Lavatarn, seckelmeistern, den dienst thun. Er hatt einen son zu Augspurg; ist ein sattler, ein wandel gesell; heist Felix Lavatar 11 von Zürych; von dem vernimpt er durch ettlich lüt, das er ein schwerren oder bösen schaden an einem schenckel empfangen habe und kranck lige; der praest 12 ouch gfarlich sye etc. Diewyl ir nun vil guter herren und fründ zu Augspurg habend, ist unser gar früntlich pitt, ir wöllind dero einem, dem ir wol truwind, zu schryben und bitten, das er dem knaben wölle nach vragen und sich sinen annemmen, insonders aber verhälfen, das der schaden, so vil muglich und gott gfellig geweert, und nitt grösser werde. Da wil er erlich bezalen, was darüber gadt 13 , und die früntschafft und dienst willig beschulden.

Gott mitt üch.

22. octobris anno 1544.

H. Bullinger.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Ambrosio Blauro[!], fratri incomparabili. b

b Darunter von A. Blarers Hand das Empfangsdatum: 1544. 24. octobris.
10 Siehe oben Nr. 1932 mit Anm. 2.
11 Felix Lavater, geb. 1531, gest. 1586; Sattler. Am 17. Mai 1554 Heirat mit Anna Himler von Höngg. Am 5. August 1554 Zünfter zur Meisen in Zürich. 1557 im Testament seines Vaters Hans Rudolf Lavater als Besitzer des Hauses "Zum Brunnen" (oben an der ehemaligen Steingasse in Zürich) nachgewiesen (1911 wurde das Haus abgetragen und an der Steinhaldenstrasse 73 wieder errichtet). 1576 im Großen Rat. 1584 Zunftmeister. - Lit.:
Carl Keller-Escher, Promptuarium genealogicum, Bd. IV (Zürich ZB, Ms Z II 4), S. 799; LL XI 394; LL-Suppl. III 471f; Emil Egli, Familiendokumente aus dem Nachlass des Bürgermeisters Hans Rudolf Lavater, in: Zwa 1/3, 1898, 50f; Deutsch-Schweizerisches Geschlechterbuch, Bd. 4, hg. v. Bernhard Koerner, Görlitz 1929. - Deutsches Geschlechterbuch 65, S. 109. 197f; Heinzpeter Stucki, Vom Vermögen des Bürgermeisters Hans Rudolf Lavater (gestorben 1557), in: ZTB 1975, NF 95, S. 47-51. 56f. 60.
12 das Leiden, die Krankheit.
13 es kostet.