[1932]
Abschrift von Johann Jakob Simler a : Zürich ZB, Ms S 55, 66 Ungedruckt
Ist nicht dazu gekommen, dem auf der Tagsatzung zu Baden weilenden Empfänger den versprochenen
Briefauszug früher zukommen zu lassen; am [Sonntag] war ihm nicht wohl, und
trotzdem war er mit Predigt, Seelsorge und Schulangelegenheiten im Fraumünster (in Anwesenheitbriefe_vol_14_278 arpa
von Schulherren und [Rudolf] Stoll) voll beschäftigt. Der Zofinger Pfarrer [Peter
Schnyder] hat berichtet, was ihm der Zofinger Seckelmeister (Hans Span] am 18. Juni in
Aarburg mitgeteilt hat, nämlich dass dieser bei einem Essen in Königsfelden während eines
Gesprächs mit dem Schafthauser [Thomas]Spiegelberg von einem beisitzenden Zürcher des
Großen Rats hören musste, wie Letzterer gut hieß, dass sich aus dem Zürcher Gebiet so viele
als Söldner in den Dienst (von König Franz I.]begaben; ferner rechtfertigte Spiegelberg die
zuvorkommende Antwort Schaffhausens und der Sieben Orte gegenüber Frankreichs Söldnergesuch;
dass Frankreich ein Abkommen mit den Türken hat, ist so wenig bedenklich wie das
Aufsuchen des jüdischen Arztes [David] durch den kranken Prädikanten von Schaffhausen
(Simprecht Vogt]. Grüße von Vadian, der Nachrichten über die bald Österreich überfallenden
Türken und eine Schrift zu den durch den Bischof von Eichstätt [Moritz von Hutten] in Nürnberg
gestifteten Unruhen übermittelt hat.
Dem fromen ersamen, fürsichtigen und wysen Hansen Rudolffen Lavatern, sekelmeistern zu Zürych, jetzund radtsbotten uff dem tag zu Bad 1 , sinem günstigen, lieben herrn und gevattern 2 .
Min willig dienst, früntlicher gruß und was ich üch eeren, liebs und guts vermöchte bevor. Ich bitt üch, insonders günstiger herr und lieber gevatter, ir wöllend nit zürnen, das ich üch gester 3 üwerm begeren nach gheinen zädel geschikt hab. Dann zu dem, das ich uff die predig vast blöd 4 worden was, so plagetend mich die lüt, das ich nie mee dran gedacht. So hatt ich by der warheyt von dem ässen an biß umb die 4 nie dhein 5 underlaß nach muß 6 , lüten und gschäften halb, daheym und zu dem Frowen Münster, mitt den schulherren 7 und m[eister] Stollen 8 . Demnach erst fiel mir in sinn, was ich vergaßen und versumpt hatt.
Diß ist aber der handel, den ir begärt habend, und also hatt der predicant von Zoffingen 9 geschriben: "Uff den 18. tag brachets 10 hat unser herr sekelmeister
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11 und ich mit imm zu abend b gäßen uff dem schloß Arburg 12 . Da hat er mitt kumber 13 anzeigt, wie der Spiegelberg 14 von Schaffhusen mitt imm 15 geäßen hab zu Künigsfälden 16 ; der habe gerümpt, wie ouch Schaffhusen den 7 orten 17 ze hilff uffbrächen werde. Da hat der sekelmeister gesagt: 'Warumb wänd ir einem 18 hälffen, der den Türggen an imm hat' 19 . Antwurt der Spiegelberg: 'Unser predicant c 20 ist krank und hat nach dem Juden 21 gschikt; ||v. also thut der künig 22 ouch' etc. Daby ist gesäßen ein Zürycher des großen radts 23 . Der hatt geredt: 'Wenn noch so vil Zürych uß
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stand und land zühend 24 , alls zogen sind, dann wirts erst gut, und wirt die sach ouch d gan e . ' Hatt der sekelmeister gesagt: 'Was sagend aber die predicanten dartzu?' Daruff der Zürycher geantwurtet: 'Sy sind darwider, wir gänd aber nüt darumb 25 ' etc. Deßhalb besorgt imme 26 der sekelmeister einer bösen f prattik, die vilicht under üch sin möchte" etc.
So vil ist des handels. Daruff mögend ir jetzund handlen, was üch nutz und gut bedunkt. Die sach ist an iro selbs; ists zu Künigsfälden also ergangen; böß gnug, und ist iro wol nach ze vragen.
Gott sye mitt üch.
Datum Zürych, 23. iunii 1544.
H. Bullinger, der üwer.
Nächt 27 hatt mir min herr burgermeister von Watt 28 geschriben und befolhen beide herren 29 und üch ze grüßen; und schript, daß sy us Ungern gute 30 bottschafft oder kundtschafft habend, das der dürgg 31 in 80'000 stark schon jetz gerüst sye uff Oestrych, da wenig voradts g sye nochmals; und entsitze man sich 32 eines grusamen ynfaals. 33 So sye zu Nürenberg von des bischoffs wägen von Eystett 34 ouch ettwas unruw entstanden; doch sye es vertütscht 35 etc. Die geschrifft hab ich den herren gaben. 36
Gott beware üch.