Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1155]

Bernhard Tillmann an
Bullinger
Bern,
5. August 1538

Autograph: Zürich StA, E II 347, 136r.-v. (ohne Siegel) Ungedruckt

Dankt für die durch [Eberhard von Rümlang] übersandten Büchlein. Wird zu Unrecht beschuldigt, im Anschluß an die Tagung in Zürich eine den Zürchern nachteilige Schrift Bucers verbreitet zu haben. Hat einzig die von Bucer vorgelegte Erklärung, die dem [Ersten Helvetischen] Bekenntnis entspricht, Sebastian [Meyer]gezeigt und im übrigen nur freundlich über sie gesprochen. Bittet, seine Rechtfertigung anzunehmen und Kritik offen zu äußern.

g ducem vom Schreiber korrigiert aus ducatum.
h cuius ducatu über der Zeile für gestrichenes quo.
24 Der kriegerische Karl von Egmont, Herzog von Geldern, war am 30. Juni 1538 gestorben (s. Wilhelm Crecelius, Zur Geschichte des Herzogs Karl von Geldern, in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 23, NF. 13, 1887, S. 30-49, bes. 45).
25 Die Entführung Helenas soll den Krieg um Troia ausgelöst haben; vgl. Hans von Geisau, in: KP II 989-991.
26 Siehe HBBW III, S. 183, Anm. 27; zum Briefwechsel Juds mit Ulm vgl. Karl-Heinz Wyss, Leo Jud. Seine Entwicklung zum Reformator 1519-1523, Bern 1976. -Europäische Hochschulschriften III/61, S. 226f, Nr. 65. 67.
27 Unbekannt.
28 Wohl John Butler; vgl. oben Z. 10f mit Anm. 4.


Briefe_Vol_08-188arpa

Eerwürdiger a , wolgellertter, erender her, üch sige min gantz willig dienst zu vor etc.

Dem nach so dancken ich üch uf das höchst umb die büchle 1 , so ier mier by miner heren seckelschriber 2 uibersent habend. Sölichs statt mier umb üch zu verdiennen 3 .

So denne vernim ich, wie das ettliche mine mißgönner 4 mich gegenn üch verungelimpfett handtt, berürenn den handells des sacrament b und der concordy, so by üch zu Zürich uf der tagleistung sich verloffenn hand 5 , alls ob ich üch vill ungellimpfs in bemelltter 6 sach, so zwüschen üch und dennen glertten von Straßburg 7 ergangen, gegebenn hätte und neißwa 8 ein büchly, von Butzer ußgangen 9 , umbgedragen, das üch zu wider sin möchte etc. Da söllend ier wüsenn, das mier in disem ungutlichen beschichtt; dan mier von hertzen leyd wäre, daß ich zwüschen üch und c so vil dürer 10 , hochgellertten, fromen menner söltte ettwas unwillen an richtten. Dan sin 11 leyder bißhär nur zu vil böß d samenns ist ingesätt und noch unrüwiger koepfen zu vil sind, alls e ich besorgen, die gernn zwuschen üch und unß unratt an richtten wöltten. Aber das wüsend, daß ich von obemelltter 12 sach nützit gerett hab, dan das der warheitt gemeß, und in sonders üch da by gerümptt, das ier allwegen begert, das diser sacrament handell clarlichen und mit heittrenn worten dem gemeinen follck virgedragen mochte wärden etc.

Und ist nitt an 13 , alls üch her Martty Butzer uiber disen vergangnen spennigen 14 arttickell sin verstand 15 und anttwurtt in geschrift gegeben hatt 16 , alls ier woll wüsend, da hab ich das f genomen; dan mins verstands mier die

a u und ü sind bei diesem Schreiber nicht sicher zu unterscheiden.
b in der Vorlage sacramett. nach vil gestrichenes dure.
d vor böß gestrichenes ist.
e vor alls gestrichenes die.
f nach das gestrichenes selbig.
1 Um was für Büchlein es sich handelte, ist nicht bekannt.
2 Eberhard von Rümlang.
3 Dafür stehe ich in Eurer Schuld.
4 Megander und seine Freunde verdächtigten Tillmann der Parteinahme für Bucer; vgl. HBBW VII, S. 231, 11-13.
5 Tillmann hatte an der Tagung vom 28. April bis 3. Mai in Zürich den Berner Rat vertreten; vgl. oben Nr. 1128, 16-19.
6 besagter.
7 Bucer und Capito.
8 irgendwo.
9 Vgl. unten Z. 21-36 mit Anm. 16.
10 teuren.
11 davon.
12 oben erwähnter.
13 es trifft zu.
14 umstrittenen.
15 Interpretation.
16 Gemeint ist der von Bucer am 1. Mai vorgelegte Dialog (Straßburg Stadtarchiv, AST 183, Nr. 34; gedruckt in: Dr. Martin Luthers sämtliche Schriften, hg. v. Johann Georg Walch, 2., überarb. Aufl., Bd. 17, St. Louis/Missouri 1901 [Nachdruck: Groß Oesingen 1986], Sp. 2156-2160). Diese Schrift wurde von den Zürchern nicht als authentische Wiedergabe der Verhandlungen anerkannt; deshalb beschloß man, sie Stadtschreiber Beyel zur Verwahrung zu übergeben (s. Stumpf, Abendmahlsstreit 124f; Vadian BW V 505 und VII 76; zur Weiterverbreitung durch Bucer vgl. Rudolf Hospinian, Historia sacramentaria, Bd. 2, Zürich 1602, S. 162).


Briefe_Vol_08-189arpa

selbige erklärung wol geffallen hatt, hie mit niemand gescholtten, mins bedunckens ouch g der selbigen mencklich 17 zefriden und niemans nützitt dar wider, alls die, so 18 der warheitt und der confeßsionn, durch üch und anndre frome, gelertte bredicantten zu Basell gestelltt 19 , gemeß sige etc. Das selbig büchly han ich niemands geben dan allein d[octor] Bastiann 20 , unsrem bredicanten, der sich aller handlung der bemellten vereinung höchlich erfröuwtt hatt. Dar nebenn han ich mencklichem gerümptt mit warheit, daß üwre herenn, unsre gettrüw, lieb eydgnosenn, unß vill erenn und gutter gesellschaft unnd ouch ier mitt samptt üwren wirdigen capitell herenn unß gedan hand, dar zu ich h nit anders weiß, dan daß ier all gemeinlichen mitt unß allen, so uf bemelltter tagleistung, woll und mitt guttem friden aller dingen sigentt abgescheydenn, des sich mencklich by unß erffröuwtt und i gott gelloptt hatt.

Har umb bitten ich üch hie mitt, wellendt mich von söllichenn unnützen reden, die üch möchtten verbittrenn gegen mier und andren vil gutter heren und fründen in einer stat Bernn, die in sonder gunst zu üch tragen, vir enttschuldigett haben; dan niemands des sinns noch gemüt, üch zu hinder gan noch zschnutzen k 21 . Das l ||136v. söllend ier in gutten trüwen gloubenn und üwer gut willig gemütt, so ier zu disem gemeinen cristenlichen friden m handtt, alls ein wisser, wollgellertter, durch unsre mißgöner theinswägs 22 abwennden lasen, alls mier des gantz nutzitt zwyfflett etc. Und bitten üch dar by, ob ier in disem handell ettwas fells 23 oder mangell witter an mier oder an n andernn hä[ttend]o , wellend mich des berichtten; wil gott, sol uch allwegenn mit geburlicher anttwurt begenett werden und allwegen von mier in p gut willigem dienst erfunden mit gottes hilff. Der wole unß allen sinn gnad und fridenn sins wortts mit deillen.

Datum zu Bernn uf 5. ougsten im 38. jar.

Uwer wiliger

Bernhartt Tillmann.

[Adresse darunter:] Dem erwürdigen, wollgelerttenn heren Meister Heinrich Bulinger, bredicantt der loblichen statt Zürich, sinem erennden herenn und guten frindtt.

g ouch am Rande nachgetragen.
h ich am Rande nachgetragen.
i vor und gestrichenes ist.
k vielleicht als zschmitzen zu lesen, was den Sinn kaum verändert.
l das zu Beginn der neuen Seite irrtümlich wiederholt.
m friden am Rande nachgetragen.
n an über der Zeile nachgetragen.
o Rand beschädigt.
p in am Rande nachgetragen.
17 jedermann.
18 da sie so beschaffen ist, daß sie.
19 Gemeint ist das Erste Helvetische Bekenntnis von 1536 (BSRK 101-109).
20 Sebastian Meyer.
21 zu schelten.
22 keineswegs.
23 Fehlerhaftes.