Name: Johann der Mittlere von Nassau-Siegen,
| geb. den 7. Juni 1561
als zweiter Sohn des Grafen Johann des Aelteren von Nassau-Dillenburg und
der Elisabeth von Leuchtenberg. |
Er studirte von 1576 an zu Heidelberg und
hielt sich bis 1578 auf Reisen im Auslande, Holland und Italien, aus, wo er
sich hauptsächlich seine militärische Ausbildung angelegen sein ließ, welche er
1592/3 unter Prinz Moritz von Nassau auf dem niederländischen Kriegsschauplätze
zu bethätigen Gelegenheit fand. Er erwarb sich damals einen besonderen
Namen durch von ihm eingeführte Verbesserungen des Exercierreglements, worüber
er sogar ein Werk mit Kupfertafeln in Druck gab, sowie durch die Erfindung
einer eigenen Art von Sprengkugeln. 1597 ,s finden wir ihn wieder in den
Niederlanden kriegerisch thätig und 1599 als Generaloberstlieutenant bei dem
Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, 1601 als Feldoberst der Krone Schweden
in Livland gegen Sigismund III. von Polen. Im J. 1607 erhielt er bei der
mit seinen Brüdern nach des Vaters Tode vorgenommenen Erbtheilung das Land
Siegen und wird auf diese Weise der Begründer eines besonderen Siegen'schen
Zweiges des Ottonischen Stammes des Hauses Nassau. Auch schließt er mit
den Brüdern zu derselben Zeit einen Erbvertrag ab. In einem in demselben
Jahre errichteten Testament trifft er die Bestimmung, daß in seinem Lande stets
das Recht der Erstgeburt bei Bestimmung des Regierungsnachfolgers entscheiden solle,
doch änderte er diese letztwillige Verfügung 1621 gänzlich dahin um, daß er sein
Land in drei Theile theilte, indem er so Grund zu den späteren langwierigen
Siegener Successionsstreitigkeiten legte. Bemerkenswerth sind auch die Hausverträge
mit seinem Bruder Georg von Nassau-Beilstein (später Dillenburg) vom
J. 1618 wegen seines Nichtfortrückens in die Regierung des von Rechtswegen
ihm gebührenden Dillenburg'schen Antheiles der väterlichen Lande und mit den
Brüdern überhaupt wegen des nach dem Tode des Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg
ledig gewordenen Länderbesitzes und der darauf haftenden Schulden,
ferner seine Betheiligung am Abschlusse verschiedener Verträge mit den Brüdern
in Erbvereinsangelegenheiten (1611, 1613) , sowie wegen der dem Prinzen von
Oranien vormals gewährten Geldvorschüsse (1619). Seine oben berührte Vorliebe
für Militärwesen und Kriegswissenschaft bewogen den Grafen 1615 zur
Annahme der Stellung eines Obersten des wetterauischen Grafenvereins und 1616
zur Begründung einer ritterlichen Kriegsschule zu Siegen. Als eifrig reformirtgesinnter
Fürst steht er, schon wegen seiner engen Verbindung mit Kurpfalz, in
nahen Beziehungen zu der Union. Aber er war kein Heißsporn, sondern, soviel
man zu erkennen vermag, an seinem Theile zu jeder Mühwaltung zum Zwecke
der Herbeiführung eines versöhnlichen Ausgleiches zwischen den beiden großen
Parteien, Union und Liga, bereit. Beweis dafür ist seine vermittelnde Thätigkeit
1609 zu Dortmund, 1610 zu München zwischen Union und Liga und 1615
zu Braunschweig zwischen Stadt und Fürst. Dennoch sah er am Ende seiner
Tage alle Schrecken des großen Krieges über seine und seiner Brüder und
Stammesvettern Lande hereinbrechen. Zunächst nach Ausbruch der Feindseligkeiten
blieb er seiner alten, langjährigen Verbindung mit Kurpfalz getreu, ja er
blieb , als Friedrich V. seinen verhängnißvollen Zug nach Böhmen antrat , als
Oberbefehlshaber der in der Pfalz stehenden Truppen zurück. Auf diese Weise
brachte er bei der Annäherung der kaiserlichen und ligistischen Kriegsvölker sein
eigenes Land in die äußerste Gefahr und dennoch bedurfte es erst der dringendsten
Vorstellungen seiner Brüder, um ihn endlich zu bewegen, mit schwerem Herzen
die Sache seines Herrn und Freundes aufzugeben und nach Siegen zurückzukehren,
wo er dann , kriegstüchtig und geschickt, wie er nun einmal war , allen Vorbereitungen
zum Schutze der Stadt und des Landes auf das Eifrigste sich hingab
Am 17. September 1623 ist er zu Siegen gestorben. Er war vermählt in erster
Ehe seit 1581 mit Magdalene von Waldeck , Wittwe des Grafen Philipp von
Hanau und seit 1603 in zweiter mit Margaretha von Holstein. Ein reicher
Kindersegen, 14 Söhne und 11 Töchter, ward ihm geschenkt. Und welche
Heldensöhne waren das! Zwei von ihnen, Johann Ernst und Adolf sah er
noch als Kriegshelden im Dienste für die Niederlande dahinsinken und von den
übrigen zeichneten sich mehr oder minder in jener kampfbewegten Zeit durch ihre
Kriegsthaten aus Johann der Jüngere, Wilhelm, Johann Moritz, Georg Friedrich,
Wilhelm Otto, Heinrich und Christian.C. H. v. Rauschard, Nass. Geschlechtstafel des Otton. Stammes, 1789,
Mscr. Fr. W. Cuno, Gesch. der Stadt Siegen, 1872. E. F. Keller, Drangsale
des Nass. Volkes , 1854. A. v. Witzleben, Geneal. u. Gesch. des gesammten
Fürstenhauses Nassau, 1854.
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