Eben die Sonne, die diese bewundernswürdige Sphäre
Mit sanft leuchtendem Glanze befeuchtet, die strahlt auch von ferne
Einem Planeten entgegen, der zum Gehör nur gemacht ist.
Ewige Dämmrung, aus dunkeln und matten Strahlen gewebet,
Gleich dem Schatten des Tags, den von silbernen dünnen Gewölken
Auf die Fruhlingsauen der Erde der Vollmond herabthaut,
Ruhet mit ausgebreiteten Flügeln auf seinen Gefilden.
Hier ist der wahre Tempel der Musen. Die weise Natur ist
Selbst die Künstlerin hier, die alles in Wohlklang gestimmt hat.
Sie hat die Lust mit unendlich verschiednen ätherischen Saiten
Allenthalben bespannt, die nach dem genauesten Verhältniß
Sich von einander entfernen. Von sanften Winden gerühret
Schallen dann himmlische Harmonien mit mächtigem Schwunge
Bis an die Ufer benachbarter Welten. Das Säuseln des Zephyrs
Wieget die Luft in liebliche Fugen und lydische Töne,
Gleich harmonischen Seufzern; dann schmelzen die Hörer in Liebe.
Rauscht er hingegen, so tönen die mächtig begeisterten Saiten
Von erhabnen Accorden, vollstimmig, entzückend; die Hörer
Sinken in ernstes Staunen und schweben auf hohen Gedanken.
Hier ist der ewige Mai so arm an Geruch als an Farben,
Aber er haucht statt Balsamgewölken symphonische Töne,
Die sich den singenden Winden gesellen. Die denkenden Bürger
Dieser seltsamen Welt (wie sie Erdebewohnern erscheinet)
Sind mit dem künstlichsten Leib nach ihrer Bestimmung versehen.
Alles an ihnen ist Ohr; doch höret jegliches Gliedmaß
Auf ihm eigene Weise; die mancherlei Weisen und Töne
Fließen im Sitz der Seel' in die angenehmsten Accorde.
Ihr Gespräch ist Gesang, und die Töne die sie gebrauchen,
Stehen mit den Gedanken und jeder Bewegung des Herzens
Im genausten Verhältniß. —Der eine seufzt zärtliche Liebe,
Dieser ist Mitleid, der lispelt Ruhe, der locket die Freude.
Ihre mit lauter Wohlklang genährte Seele wird selber
Ganz harmonisch, und fähig das göttliche Ohr zu ergötzen.
Diese Geschöpfe, verwundre dich, Freund, hat die Erde geboren.
Dorten waren sie Vögel, und Sänger des flüchtigen Frühlings,
Nachtigallen, die horchenden Schönen oft Thränen entlockten,
Oder hellwirbelnde Lerchen. Aus Indiens einsamen Inseln,
Oder Arabischen Thälern und Zimmethainen von {Palma,}
Führt sie ein sanfter Tod in diese bessere Wohnung.
Ihre Seel', auf die unterste Stufe der Geister erhöhet,
Herrscht nun in einem edleren Leib, und übt schon Gedanken,
Welche dem Schöpfer zu nähern sich wagen. Zwar sind sie nicht fähig,
In den Plan und die allgemeine Verknüpfung der Dinge
Helle Blicke zu thun; doch sind sie in ihrem Bezirke
Glücklicher als die Menschen. — Und ist der verächtlichste Wurm nicht
Glücklicher, da er das ist, wozu die Natur ihn bestimmte,
Als der entartete Mensch? — Die feineste Wollust ist ihnen,
Die der Natur der Seele vor allen andern gemäß scheint.
Denn sie steht mit den Tönen in noch genaueren Banden,
Als mit Strahlen und Farben. Vergeblich wärst du bemühet,
Aus den erlesensten Bildern ein Ganzes zusammenzusetzen,
Das die durchdringenden Freuden, in denen sie ruhen, erreichte
Das gelindeste Säuseln des lauen Zephyrs, das Flüstern,
Das wie Gesang aus blühenden Hainen herlispelt, das Klatschen
Fallender Frühlingsbäche, das Murmeln silberner Quellen,
Und das zärtliche Lied, das Echo der Nachtigall nachsingt,
Mit den reizendsten Tönen von menschlichen Kehlen vereinbart,
Und was sonst noch dem stumpfen Gehör der Irdischen schmeichelt;
Alles das ist ein rauhes Getön, ein widriger Mißklang,
Gegen das feine Gefühl, das diese Wesen durchdringet,
Wenn sie an musikalischen Bächen, auf singenden Blumen,
Ihre Entzückung den Melodien der Lüfte vermischen.
Oft verlassen wir selbst die hellen Zonen der Sonne,
Und die geistigern Freuden, die unser Stand uns erlaubet,
Ueber dieser symphonischen Welt auf sapphirnen Gewölken
Unbemerkt zu schweben, und ihre Freuden zu kosten,
Die uns dann den Geschmack zu göttlichern Freuden erhöhen. |