C.M. Wieland's Werke.
Fünfundzwanzigster Band.
Einleitung.
Die Muse die in dichterischen Träumen Mich oft zurück in jene Zeiten führt, Da die Natur auf Hügeln und in Thälern Noch ungestört in schöner Einfalt wirkte; Zeigt mir die Glücklichen in ihrer Unschuld, Von Kunst noch unverfälscht, frei von den Trieben Und Vorurtheilen, die den spätern Menschen Die Menschlichkeit mit ihren Freuden raubten. |
Da spielen in der anmuthsvollen Wildniß Die jungen Rehe mit der Brut des Pardels; Die Vögel, die noch nicht des Voglers List Noch Schling' und Stange scheuen, singen fröhlich Einander zu, und hüpfen durch die Zweige Die sich, indem sie singen, mehr belauben. Da hör' ich durch die Wipfel junger Palmen Den frühen Waldgesang des Hirten schallen. Er singt des Mädchens Reiz, das ihn gefangen, Ihr braunes Aug', ihr süßentzückend Lächeln; Sie aber irrt, befriedigt vom Gedanken Geliebt zu seyn, am Fuß des grünen Hügels, |
Bald hör' ich unter kühlen Sommergrotten Ein {dichterisches} Paar, wie Lang' und Pyra, Begeistrungsvoll das Lob der Gottheit singen. Sie hört von ihrer stolzen Höh' die Ceder, Und rauscht den frohen Beifall oft herunter; Auch hört euch oft, wenn ihr begeistert spielt, Des Himmels Jugend, still hernieder segnend. Aus rosenfarbnen Abendwolken zu. |
O goldne Zeit! dich hat die Liebe selbst Aus ihrer Welt herabgesandt, dich haben, Die Stunden und die zephyrgleichen Freuden, Die mit durchschlungnem Arm wie Grazien Sich nie verlassen, jauchzend hergeführt. Natur, Natur, du und dein Kind, die Unschuld, Ihr athmetet in jeder freien Brust! Ach kehrt zurück, entflohne goldne Tage, Und bringt mit euch, sie deren Namen kaum Ein ausgeartet Alter kennt, die Freiheit, Die fromme Tugend und die süße Ruh' Der Seele, die mir ihrem Glück zufrieden, Kein Gram, kein Wunsch und keine Sorge nagt. |