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Kapitel 

Grönländer und Färinger Geschichten


Übertragen von Erich von Mendelssohn

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912


10. Der Kampf mit den Skrälingern

Als der Frühling kam, konnten sie eines Morgens früh sehen, daß von Süden ber viele Lederkähne uni die Halbinsel herum herangerudert wurden, so viele, daß es wie treibende Koblenstücke aussah, und auf jedem Kahne wurden Stangen geschwungen . Da schwangen sie ihre Schilde; und als sie zusammenkamen, fingen sie an, miteinander zu handeln, und die Leute wollten am liebsten rotes Tuch kaufen. Sie gaben dafür Felle und Grauwerk. Sie wollten auch Schwerter und Spieße kaufen, aber das ließen Thorsinn und Snorri nicht zu. Sie gaben ein unverblichenes Fell für ein Stück Tuch. Für ein ganzes Fell erhielten sie ein spannenlanges Stück Tuch und banden sich dies uni den Kopf. Und so ging das eine Weile. Als das Tuch zu Ende ging, schnitten die Grönländer es in Streifen, die nicht breiter als ein Finger waren. Die Wilden gaben ebensoviel dafür oder noch mehr.

Da geschah es, daß ein Stier, der den Leuten Thorfinns gehörte , aus dem Walde herauslief und laut brüllte. Das erschreckte die Wilden so, daß sie zu ihren Kähnen liefen und



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nach Süden der Küste entlang fortruderten. Man sah sie drei Wochen lang nicht mehr.

Als aber diese Zeit verstrichen war, sah man von Süden her viele Boote der Wilden kommen und in einer solchen Menge, daß es wie ein Strom aussah. Die Stangen wurden gegen die Sonne geschwungen, und alle Wilden heulten laut. Da nahmen die Leute Thorsinns rote Schilde und trugen diese ihnen entgegen. Die Wilden sprangen aus ihren Kähnen. Dann trafen sie aufeinander und kämpften. Es fiel ein scharfer Schußregen. Die Wilden hatten auch Schleudern. Thorsinn und Snorri sahen, daß die Wilden eine Kugel auf die Stangen hoben, die fast so groß wie ein Schafsmagen war und blau aussah, und sie von den Stangen auf Thorsinns Leute schleuderten Es klang unheilverheißend, als sie niederfiel. Hierüber erschraken Thorsinn und sein Gefolge sehr, sodaß sie nach nichts anderem gelüsteten, als flußaufwärts zu flüchten, denn sie glaubten zu sehen, daß Scharen der Wilden von allen Seiten her kämen. Sie hielten erst an, als sie einige Klippen erreicht hatten. Dort boten sie harten Widerstand.

Freydis kam heraus und sah, daß Thorsinn und seine Genossen flüchteten. Sie rief: "Warum lauft ihr vor so verächtlichen Wichten fort, ihr trefflichen Männer: Mir scheint, ihr müßtet sie wie Vieh täten können, und wenn ich Waffen trüge, würde ich sie gewiß besser führen können, als irgend jemand von euch." Sie gaben nicht acht auf das, was sie sagte. Freydis wollte ihnen folgen, aber sie konnte nur langsam gehn, denn sie war schwanger. Doch ging sie ihnen in den Wald nach, aber die Wilden verfolgten sie. Sie fand vor sich einen toten Mann, Thorbraud, Snorris Sohn, und ein flacher Stein stak ihm im Kopfe. Das Schwert lag bei ihm, und sie hob es auf und bereitete sich vor, sich damit zu wehren. Da kamen die Wilden auf Freydis zu. Sie zog die Brüste unter dem Hemde hervor und schlug mit dem flachen Schwerte daran. Die Wilden entsetzten sich darüber, tiefen auf ihre Schiffe und nahmen ihren Weg. Thorsinn und seine Genossen kamen zu Freydis und priesen ihr Glück.

Von Leuten waren zwei gefallen, aber vier der Wilden.



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Doch waren Thorsinns Leute von der Übermacht überwältigt worden. Sie gingen nun zu ihren Wohnungen und überlegten, wer die vielen Männer gewesen sein mochten, die sie auf dem Lande angegriffen hatten. Sie glaubten jetzt, daß nur die dort gewesen wären, die von den Schiffen gekommen waren, die andern Leute aber nur eine Augentäuschung gewesen seien.

Die Skrälinger fanden auch einen toten Mann, neben dem eine Art lag. Einer von ihnen nahm die Art auf und hieb in einen Baum, und ebenso taten die andern. Die Art dünkte ihnen ein großer Schatz zu sein und gut zu schneiden. Darauf nahm einer sie und schlug gegen einen Stein, und sie zersprang, Da dünkte sie ihm wertlos zu sein, da sie zerbrechlich war, und er warf sie fort.

Thorsinn und seine Leute glaubten nun zu sehen, daß das Land wohl zum Anbau gut wäre, sie aber dort Unfrieden haben und immer in Angst sein würden vor denen, die dort vor ihnen gewohnt hatten. Darauf brachen sie auf und wollten nach ihrer Heimat zurückkehren. Sie segelten nach Norden und fanden fünf Wilde in Fellkleidern schlafend. Die hatten Gefäße, die eine Mischung von Tiermark und Blut enthielten. Sie meinten, jene müßten aus ihrem Lande verbannt worden sein. Sie erschlugen sie. Dann kamen sie an eine Halbinsel, und dort waren viele Tiere, so daß die Halbinsel wie ein Misthaufen aussah, wenn die Tiere dort in der Nacht lagen. Sie kamen nun zum Stromfjord und hatten dort an allem Überfluß, Nun sagen manche Leute, daß Bjarni und Gudrid mit hundert Leuten zurückgeblieben und nicht weitergekommen wären, daß aber Thorsinn und Snorri mit vierzig Mann nach Süden gefahren und nicht länger in Strandsee gewesen seien als zwei Monate und im selben Sommer zurückgekommen wären. Thorsinn fuhr mit einem Schiff fort, um den Jäger Thorhall zu suchen, aber die andern blieben zurück. Sie fuhren nordwärts nach Kielspitz und wurden dann nach Westen getrieben. . Land lag links vom Schiffe. Dort waren nur öde Wälder, und als sie lange gefahren waren, kam ein Fluß vom Lande und floß von Osten nach Westen. Sie fuhren in die Mündung hinein und legten am südlichen Ufer am


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