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Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914


12. Thord verläßt Os und reitet Jndridi entgegen

Jetzt sind in der Geschichte neue Männer zu nennen. Thorvald hieß ein Mann; er war ein guter Wirt und wohnte im Langental auf dem Hofe, der In der Wiesenhalde heißt. Er war ein guter Arzt. Er hatte zwei Söhne; der eine hieß Einar; der andere Bjarni.

Jndridi hieß ein Mann, ein Geselle Oims. Er war groß und streitbar und ein tüchtiger Kerl. Er war nach Island gefahren und in der mündung der Kolbeinsache 3 gelandet. Er war gerade wieder zur Ausfahrt gerüstet, als dies geschah.

Össur hieß ein mann. Er wohnte am Skagafjord auf dem Hofe, der Auf dem Grunde heißt. Sein Vater hieß Arngrim, seine Mutter Jorun, die Schwester Mittelfjord-Skeggis. Össur war ein angesehener Häuptling; er hatte das Godenamt im oberen Teil des Skagafjords bis zu dem Gebiet der Hjaltisöhne. Er war ein anmaßender und unbeliebter Mann, größer und stärker als die meisten anderen Männer unzuverlässig und tückisch.



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Thorhall hieß ein Mann. Er wohnte in Großhof 1 auf der Halde des Mündungslandes. Sein Weib hieß Olof. Sie war stattlich und von tüchtiger, alter Art. Thorhall war ein wohlhabender Mann. Er galt nicht für kriegerisch, eher feige und durchaus für einen unbedeutenden Menschen. Er war prahlerisch und ein großer Schwätzer, wußte aber mit allen Schlichen umzugehen. Seine Hausbau Olof war die Tochter Hrolleifs, der das Hrolleifstal 2 von der Flachlandshalde hinauf besiedelt hatte.

Sie war ihm in allen Stücken überlegen. Des Geldes wegen hatte man sie ihm gegeben. Sie war jung und Thorhall schon in vorgerücktem Alter. Sie verstand sich auf Heilkunde. Kalf hieß ein Bauer im Hjaltatal 3. Er wohnte in Kalfshof und stand in gutem Ansehen.

Nun ist die Erzählung wieder in Os aufzunehmen, wo Skeggi seinen Neffen Orm hatte bestatten lassen. Er schickte Leute zu Jndridi, Orms Gesellen, um ihm den Todschlag mitzuteilen. Er forderte ihn auf, herüberzukommen, wenn er sich bemühen wolle, für seinen Gesellen Rache zu finden. Jndridi war nämlich mit Orm Blutsbrüderschaft eingegangen, ehe sie nach Island fuhren,

Jndridi machte sich sofort auf und nahm seine Wassen. Er hatte einen Helm und einen roten Schild, einen großen Spieß mit Widerhaken in der Hand und ein scharfes Schwert am Gürtel. Mit ihm gingen zwei Norweger und nach zwei Isländer. Indridi verließ sein Schiff, sowie er gerüstet war.

Jetzt ist die Geschichte da aufzunehmen, wo Thord und Skeggi sich in Os trennten. Eid sagte zu Thord: "Ich möchte gern, Ziehvater, daß du fürs erste die Landschaft verläßt. Ich will für deinen Hof Sorge tragen, solange du fort bist." Thord antwortete: "Du sollst deinen Willen haben! Leicht fällt es mir freilich nicht, mein Haus zu verlassen. " Es muß jetzt sein! 1 Zsl. Miklibör; an der unteren Kolbeinsache. Du Halde (Oslandshid) begrenzt das Tal im Norden. An der nordöstlichen Ausbuchtung des Skagafords; über Hrolleif siehe die Geschichte von den Seetälern Kap. i8 ff. Das Hjaltatal mündet von Süden her bei Großhof in das Kolbeinstal, s. das Bild, Einl. -Bd. S. 24.



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sagte Eid, ich müßte den Eifer meines vaters schlecht kennen, wenn du es solltest durchsetzen können, nach diesen vorfällen in seiner Nachbarschaft zu bleiben."

Darauf rüstete Thord 1ich, fortzuziehen; er nahm seine Waffen: Schild und Helm, Schwert und Spieß. Seine Brüder erboten sich, mit ihm zu gehen. "Das will ich nicht," sagte Thord, "ich möchte euch nicht meinetwegen in Händel verwickeln, da ihr an dem Totschlag auch keinen Teil habt. Haltet euch also mit meinem Ziehsohn bis auf weiteres ruhig" Dann bestieg er sein Pferd und nahm von seinen Leuten Abschied. Er ritt den Höhenzug hinauf bis ins Leinfeldtal und mit ihm noch ein Begleiter, der den Weg kannte.

Er machte nicht eher halt, als bis er ins Langental nach Wiesenhalde gekommen war, spät am Abend. Er trug eine Larve über dem Helm und verbarg sich so. Die Söhne Thorvalds glaubten ihn zu erkennen und sagten es ihrem vater; —"und wenn er es ist, so hat es auch etwas zu bedeuten, daß er mit verhülltem Haupte durch das Land reitet." Der Bauer fragte den großen Mann, wie er heiße. Er sagte:"Thord" Und bist du Thord Unruh?' Er antwortete: "Du kannst mich so nennen, wenn du willst! Ich bin es" Der Bauer sagte:"Und was ist der Grund deiner Reise?' Thord berichtete den Tod Orms und alles, was sich da ereignet hatte, und sprach diese Strophe:

Wenig meld ich dem Schwinger
Des Schwertes: die Schlange 1 traf ich,
Ehe sie Schande der Göttin
Schuf des Wellenlichtes 2.
Wut befiel mich, als des Wogenrenners
Lenker die Frau umfaßte.
Nicht wollte des Goldes Ann
Gunst der Schlange schenken.

Thorvald sagte:"Du berichtest da große Dinge: den Tod Orms, Skeggis Neffen Viele seiner verwandten werden Skeggi bei der verfolgung helfen " Thord sprach eine Strophe:

Wohl weiß ich, daß Gesippen
Dem Goldesspender folgen,



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Rächend mit den Stäben
Des Waffentau's 1 mich schlagen.
Nicht weiß ich, ob im Schwerter-
Spiel ich einem entfliehe,
Wenn auch die schimmernde Schneide
Skeggi schwingt der Starke.

Thorvald sagte: "Das ist wohl auch zweifelhaft. Aber wohin willst du jetzt reiten :" Thord antwortete: "Ich möchte zuerst zu dem Schiffe, das an der Mündung der Kolbeinsache liegt, was auch sonst geschehen möge." Thorvald bot ihm seinen Sohn Einar als Begleiter an, denn Thord kannte die Wege nicht. Er sollte ihn bis über den Seepaß 2 nach Norden bringen, wo die Wege auseinandergehen. Thord dankte ihm und og einen Goldring vom Finger und gab ibn Thorvald. Der Bauer dankte ihm das Geschenk und sagte, er solle ihn besuchen, wenn ihm der Sinn darnach stände; — "ich habe eine Ahnung, als ob du auf dieser Fahrt deine Waffentüchtigkeit und deine Tapferkeit wirst bewähren müssen. Du mußt auf deiner Hut sem, daß Össur, Orms Vetter nicht von dir hört und dir einen Hinterhalt legt. Er ist ein mächtiger und starrsinniger Herr." Thord sagte: das würde geschehen, was das Schicksal über ihn beschlossen habe; — "und es müßte schlecht um die Schutzgeister meines Geschlechtes bestellt sein, wenn nicht mehrere von Orms verwandten das Leben lassen, ehe ich die Augen schließe. Aber du hast dich ehrenhaft benommen, Bauer, habe dafür Dank! Ich werde deine Freundschaft nützen, wenn ich es nötig haben werde."

Damit ritt Thord fort und Einar mit ihm. Sie trennten sich freundschaftlich von Thorvald. Sie ritten das Langental hinauf und nach Norden auf den Seepaß. Als sie nördlich des Passes hinunterritten, teilten sich die Wege. Thord wollte über die Hürdenhügel 3 weiterreiten und setzte seinen Willen durch. Sie ritten nach der Adlerspitze 4 und ließen die Pferde dort grasen. Thord sagte, er sei schläfrig und Unfriedensgeister verfolgten ihn.


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