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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


76. Sin vergeblicher Überfall

In diesem Sommer kam ein Schiff in die Mündung des Gönguskardsoss. Auf dem Schiff war ein Mann namens Häring. Er war jung und so geschickt, daß es keinen Berg gab, den er nicht erste konnte. Er nahm bei Thorbjörn Öngul Aufenthalt und blieb dort bis in den Herbst. Er machte Thorbjörn große Lust, nach Drangey zu fahren und sagte, er möchte gerne sehen, ob die Klippe wirklich so schroff wäre, daß keiner sie erklettern könnte. Thorbjörn sagte, das sollte er nicht unisono tun, wenn er nach der Insel käme und Grettir verwundete oder tötete. Er machte es Häring recht verlockend. Darauf fuhren sie nach Drangey und setzten den Norweger dort irgendwo an Land; und er sollte sich ihnen unbemerkt nähern, wenn er auf die Insel käme; sie selbst sollten sich bei den Leitern aufstellen und Grettir durch Schwatzen hinhalten. Thorbjörn Sagte Grettir, ob er nicht von der Insel fort wollte. Er sagte; gans bestimmt niemals.

"Du hast uns gehörig zum besten gehabt," sagte Thorbjörn.

"Die Zeit kommt, da wir es rächen; aber ängstlich scheinst du nicht zu sein."

Sie sprachen lange darüber, aber es führte zu keinem Ergebnis.



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Aber von Häring ist nun zu sagen, daß er hin und her auf dem Felsen kletterte, und es gelang ihm, an einen Punkt zu kommen, wo weder vorher noch nachher jemand gewesen ist. Da er nun oben auf dem Felsen war, sah er, wo die beiden Brüder standen und ihm den Rücken zukehrten. Nun glaubte er in einer kurzen Stunde Geld und Ruhm zu erringen. Keiner ahnte das geringste von seinem Vorhaben, denn sie glaubten, daß es nur möglich wäre da empor zu steigen, wo die Leitern wären. Grettir war durch sein Gespräch mit Thorbjörn in Anspruch genommen, und es fehlte an beiden Seiten nicht an höhnischen Worten. Da blickte sich Jllugi zufällig um und sah, daß ihm ein Mann sehr nahe gekommen war.

Er rief: "Hier ist ein Mann gekommen mit erhabner Art, er scheint keine friedlichen Absichten zu haben."

"Wende dich zu ihm!' sagte Grettir. "Ich will auf die Leitern aufpassen."

Jllugi stürzte auf Häring los. 'Über als der Norweger das sah, kehrte er um und lief auf der ganzen Insel herum. Jllugi setzte ihm nach, wo die Insel flach war. Aber als er nach dem Felsen kam, sprang Häring herab und brach sich alle Knochen im Leibe; so endete sein Leben. Der Ort, wo er seinen Tod fand, heißt seitdem Häringssprung. Jllugi kam zurück, und Grettir fragte ihn, was er ausgerichtet hätte.

"Er wollte mir entwischen," sagte Jllugi, " und dabei brach er am Fuße des Berges den Hals. und die Bauern mögen für ihn beten, wie wenn er tot wäre."

Und als Thorbjörn Öngul das hörte, gebot er fortzurudern: "Nun hab' ich zwei Fahrten gegen Grettir unternommen. Das drittemal tue ich es nicht, wenn ich meiner Sache nicht sicherer bin; aber ich fürchte, daß Grettir und seine Gefährten unbehelligt vor mir dort auf der Inselklippe bleiben. Gleichwohl hoffe ich, daß Grettir die längste Zeit hier gewesen ist."

Sie ruderten beim. Diese Fahrt dünkte sie noch schlechter als die vorige, und Grettir saß diesen Winter in Frieden auf Drangey, und er und Thorbjörn trafen sich diesen Winter nicht-In diesem Winter starb der Gesetzessprecher Skapti Thoroddsson. Das war fur Grettir ein großer Schade, denn er hatte



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versprochen, Grettirs Befreiung von der Acht zu erwirken, sobald er zwanzig Jahre friedlos gewesen wäre; und dies Jahr, von dem jetzt eine Weile erzählt ist, war das neunzehnte seiner Acht. Im Frühjahr starb der Gode Snorri, und noch manches andere geschah in diesem Jahre, was in dieser Geschichte nicht vorkommt.


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