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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


77. Gunnars Tod

Gunnar erwachte im Schlafsaal und sagte: "Dir ist böse mitgespielt, Freund Sam, und wer weiß, die Meinung ist, ich solle dir bald nach"

Gunnars Schlafsaal war ganz aus Holz gebaut und hatte ein Plankendach und Gucklöcher an den Seitenfirsten mit Deckeln davor. Gunnar schlief in einer Kammer des Schlafsaals mit Hallgerd und seiner Mutter. Als die dort herankamen, wußten sie nicht, ob Gunnar wohl daheim sei, und baien, jemand möge zum Hof vorausgehn und nachsehn, was er ermittle ; sie aber setzten sich an die Erde. Der Norweger Thorbum stieg auf den Schlafsaal hinauf 1. Gunnar sah, daß ein roter Rock vors Fenster kam, und stach mit der Hellebarde hinaus mitten auf den Mann. Dem Thorbum glitten die Füße aus, er ließ den Schild los und stürzte vom Dach hinunter. Er ging alsdann auf Gizurs Schar zu, dort wo sie an der Erde saß. Gizur sah nach ihm hin und sagte: "Nun, ist Gunnar zu Haus:" Thorgrim sagte: "Da seht selbst nach —aber soviel merkte ich, daß seine Hellebarde zu Haus war!" Damit fiel er tot hin.

Sie gingen nun gegen die Gebäude vor. Gunnar schoß mit Pfeilen auf sie heraus und wehrte sich brav, und sie richteten nichts aus. Da sprangen ein paar auf das Dach und wollten von dort angreifen. Gunnar ereichte sie auch dort mit den Pfeilen, und sie richteten nichts aus; und so gings eine ganze Weile.

Sie ruhten aus und gingen dann zum zweitenmal vor. Gunnar schoß wieder heraus, und sie richteten nichts aus und sogen sich zum zweitenmal zurück. Dann sagte Gizur der Weiße: "Gehn wir besser vor! Mit uns ist nichts los." Da machten sie den dritten Ansturm und waren lange dabei; darauf zogen sie sich zurück.

Gunnar sagte:"Draußen auf der Wand liegi ein Pfeil: das ist einer von ihren Pfeilen. den will ich auf sie abschießen; es ist eine Schande für sie, wenn ihnen die eignen Waffen schaden."



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Seine Mutter sagte: "Tu das nicht, sie aufscheuchen, wo sie sich schon davongemacht haben!" Gunnar langte nach dem Pfeil und schoß ihn auf sie, es traf den Eilif Önundssohn und brachte ihm eine schwere Wunde bei. Er hatte abseits gestanden, und sie merkten nicht, daß er verwundet war. "Dort kam eine Hand heraus," sagte Gizur, " und es war ein goldner Ring dran, und sie nahm einen Pfeil, der auf dem Dach lag; und man würde nicht draußen nach Vorrat suchen, wenn drinnen genug wäre: greifen wir nun an:" Mord sagte: "Zünden wir ihm das Haus an" "Dazu solls nie kommen," sagte Gizur, "selbst wenn ich wüßte, daß mein Leben dran hängt. Du könntest wahrhaftig einen Rat geben, der taugt, giltst du doch für solchen Schlaukopf!" Es lagen Stricke an der Erde, die brauchte man immer zum Stützen der Gebäude. Mord sagte: "Nehmen wir die Stricke und schlingen sie um die Firstenden, aber mit dem andern Ende befestigen wir sie an Steine, und setzen wir Windebalken an und winden das Dach von der Halle!" Sie nahmen die Stricke und befolgten dieses ganze verfahren, und eh sichs Gunnar versah, hatten sie das ganze Dach von der Halle gewunden. Gunnar schoß nun mit dem Bogen, so daß sie nie an ihn herankamen. Da sagte Mord noch einmal, sie wollten Gunnar das Haus anzünden. Gizur sagte: "Ich weiß nicht, warum du reden magst, was keiner von uns andern mag. Dazu solls nie kommen!"

In diesem Augenblick sprang Thorbrand Thorleikssohn auf das Dach hinauf und hieb Gunnars Bogensehne entzwei. Gunnar faßte die Hellebarde mit beiden Händen, kehrte sich schnell ihm zu und trieb sie ihm durch den Leib und warf ihn aufs Feld hinab. Da sprang Asbrand, sein Bruder, hinauf. Gunnar stach nach ihm mit der Hellebarde, und erbrachte den Schild vor sich: die Hellebarde fuhr durch den Schild und zwischen Ober- und Unterarm durch 1. Da drehte Gunnar die Hellebarde so heftig, daß der Schild barst und beide Armknochen brachen, und er fiel von der Wand hinab. Vorher schon hatte Gunnar achte verwundet, aber getötet diese zwei .

Da bekam Gunnar auch zwei Wunden —und es sagten dies



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alle, er habe äch weder an die Wunden noch den Tod gekehrt. Er sprach zu Hallgerd:" Gib mir zwei Locken von deinem Haar, und flechtet sie zusammen, du und Mutter, zu einer Bogensehne für mich." "Liegt dir etwas dran:" fragte sie. "Mein Leben liegt dran," sagte er;" denn sie werden mich nicht unterkriegen, solang ich den Bogen brauchen kann." " So will ich dir nun," sagte sie" ,an die Maulschelle denken; und mich kümmerts nicht, ob du dich länger wehrst oder kürzer." "Jeder hat seinen Anspruch auf Berühmtheit," sagte Gunnar" ,und du sollst nicht lange hierum gebeten sein." Rannweig sagte: "Schlecht handelst du, und deine Schande wird lange leben"

Gunnar wehrte sich wacker und heldenhaft und brachte noch weiteren acht Mann so schwere Wunden bei, daß mancher dem Tod nah kam. Gunnar wehrte sich, bis er vor Müdigkeit hinfiel . Sie brachten ihm viele schwere Wunden bei, und doch entkam er noch einmal ihren Händen und wehrte sich lange. Endlich jedoch schlugen sie ihn tot.

Auf seine Gegenwehr dichtete Thorkel, der Elffahrtendichter 1, dieses Gesätze:

Gunnar, kampfbegierig,
Ging, den Speer hochschwingend.
Hart kjölsüdwärts 2 ,hört ich,
Heerschiffs Leitern 3 wehrt er.
Wund Seegluts Vergeuder 4
Sechzehn schlug der Frechen.
Zwei zu Hel im Zwist er
Zwang der Schildsturms-Mannen.

Gizur sagte:"Einen großen Bullen haben wir jetzt zur Strecke gebracht, und es ist uns sauer geworden 5, und seine Gegenwehr wird im Gedächtnis leben, solange das Land bewohnt ist." Darauf ging er zu Rannweig und sagte: "Willst du unsern zwei Toten den Boden gewähren, daß man sie hier einhügelt:" "Den zwein gern, und noch lieber gewährt ich ihn euch allen!"



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sagte sie.""Man muß dir nachsehen, was du redest," sagte er, "denn du hast Großes verloren;" und er befahl, man dürfe da nichts rauben und nichts beschädigen. Damit sogen sie fort.

Da sagte Thorgeir Starkadssohn: "In unsern Höfen können wir nicht bleiben von wegen der Sigfussöhne, außer wenn du, Gizur, oder du, , eine Zeitlang in der Gegend bleibst." "So wird es sein," sagte Gizur, und sie zogen das Los, und Geir erloste, in der Gegend zu bleiben. Er zog dann nach odde und quartierte sich dort ein. Er hatte einen Sohn namens Hroald; der war außerehelich: seine Mutter hieß Bjartey und war die Schwester Thorwalds des Kränklichen, der erschlagen wurde am Hengstbach in der Grimsspitze Hroald rühmte sich damit, er habe Gunnar die Todeswunde versetzt. Er blieb jetzt bei seinem Vater. Thorgeir Starkadssohn rühmte sich einer weiten Wunde, daß er sie dem Gunnar versetzt habe.

Gizur saß zu Hause in Moosberg. Gunnars Erschlagung fand üble Nachrede in all den Landschaften, und viele beklagten seinen Tod.


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